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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hinab, um es dann mit dem Zeh zu verwischen. Sie blickte zu Fernal auf und ein ungewohnter Ausdruck von Sorge zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Ich habe genug von Azaers Taten gesehen, um zu wissen, dass er das Gleichgewicht des Landes zerstören will. Dies allein reicht schon aus, damit ich weiß, auf welcher Seite ich kämpfen muss. In der letzten Stadt, durch die wir kamen, hat man geschworen, dass hier Priester auf offener Straße verprügelt und Tempel gebrandschatzt werden. Sage mir, Fernal, was sind denn die Götter, wenn es keine Leute mehr gibt, die sie anbeten, keine Tempel und Priester, die sie preisen?«
    Die blauhäutige Gestalt blickte über die Stadt hinweg. Hinter den Mauern kündete ein rötlicher Schein davon, dass die Aufstände in dieser Nacht früh begonnen hatten. »Nur eine Stimme im Wind«, antwortete er.
     
    »Nun, das ist wirklich ein Abend voller Überraschungen«, sagte Koezh kühl und führte Legana wie ein vollendeter Adliger am Arm. »Ich hätte nicht übel Lust, mich Lord Isak vorzustellen, nur um die Merkwürdigkeit des Tages damit zu krönen.«
    Die junge Farlanfrau an seiner Seite, die ihr Unwohlsein nur schwer verbergen konnte, folgte seinem Fingerzeig zu einer großen,
in einen Mantel gehüllten Gestalt, die an der Spitze einer Truppe von Wachen stand.
    »Ich vermute, er würde nicht eben erfreut darauf reagieren. Alle hier sind etwas angespannt. Das ist nach der gerade durchlittenen, widerwärtigen Travestie auch nur zu verständlich.«
    Ich sollte sie nicht mit solchen Dingen herausfordern , dachte Zhia und musterte Legana, überrascht darüber, wie lieb sie die kratzbürstige Farlan-Getreue gewonnen hatte. Aber es macht so viel Spaß, sie wie eine Gräfin auftreten zu sehen. Ich vermute, dass sie mehr Anstoß daran nimmt, dass mein Bruder ein Mann ist, als daran, dass er ein Vampir ist.
    »Der Junge war angemessen respektvoll, als ich ihn das letzte Mal traf«, sagte Zhia. Sie gingen um das Theater herum, vorgeblich, um dem Gewirr aus Kutschen und Sänften zu entgehen, das vor dem Ausgang herrschte. Doranei, der sich an ihrer Seite deutlich wohler fühlte als Legana, unterdrückte ein Auflachen. Sie drückte seine Hand und flüsterte ihm ins Ohr: »Bist du da anderer Meinung?«
    Sie blieben am Anfang der Hauptstraße stehen, die zum Schlachterviertel führte. Ein brennender Leiterwagen beleuchtete ein halbes Dutzend Fysthrall-Soldaten, das sich zweihundert Schritt die Straße entlang nervös hinter eine Reihe von Schilden duckte, auf die von allen Seiten Steine einprasselten. Zhia war erfreut, dass sich Doranei nicht beherrschen konnte und erst ihren Duft einatmete, bevor er antwortete.
    »Nachdem ich mehrere Wochen in Lord Isaks Begleitung verbracht habe, wäre respektvoll nicht das erste Wort, das mir zu ihm einfiele«, sagte er mit einem breiten Grinsen.
    »Wirklich? Ich dachte, du habest eine hohe Meinung von ihm«, sagte Zhia. Hinter ihnen kamen eine Handvoll Wachen, Oberst Bernstein, Nai und Haipar zum Stehen. Sie musterte die Fysthrall-Soldaten, die sich – hinter ihren Schilden verborgen –
langsam zurückzuziehen versuchten, und fragte sich kurz, ob sie selbst genug Männer mitgebracht hatte.
    »Oh, das habe ich«, antwortete Doranai hastig. »Und ich wünschte, ich hätte ihn heute treffen können, was ja aber die Umstände verboten haben. Er bleibt dennoch ein Weißauge und ein Erwählter. Ich glaube nicht, dass er die Notwendigkeit sieht, irgendjemandem gegenüber respektvoll zu sein. Ganz abgesehen davon, dass ihm dies ohnehin nicht liegt.« Er warf Legana einen vorsichtigen Blick zu, denn er wollte keinen Streit vom Zaune brechen, aber sie schien ihm die Worte nicht übelzunehmen.
    »Weißt du, warum er hier ist?«, fragte Koezh. »Und warum er sich als Söldner-Leibwache ausgibt, statt als Anführer einer Armee anzureisen? Nach dem zu schließen, was du mir von Narkang und den Prophezeiungen des Weißen Zirkels erzählt hast, hätte er allen Grund dazu.«
    »Er wurde von einem von Azaers Getreuen hierhergelockt«, sagte Doranei.
    »Azaer?«, fragte Khoez verwundert. »Der falsche Dämonenkult?«
    »Azaer gibt es wirklich«, widersprach Doranei. »Er mag kein echter Dämon sein, aber er ist auf jeden Fall ein Unsterblicher, wenn auch von ungewöhnlicher Art. Azaer besitzt im Gegensatz zu anderen Dämonen keine Gestalt und hat auch keine körperliche Macht, aber er ist gerissen. Er existiert als Schatten, lockt bei den Männern die Grausamkeit und

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