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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Überheblichkeit hervor, um sie für seine Zwecke einzusetzen. Ich bezweifle, dass Ihr ihn oder seine Anhänger schon einmal getroffen habt. Der Schatten ist zu schwach, um sich einem von euch beiden zu nähern.« Er zögerte. »Nun, das glaubt König Emin zumindest, und er ist mit den Anhängern Azaers mehr als einmal aneinandergeraten. Azaer stiehlt seine Anhänger mit Vorliebe von anderen, benutzt Worte und Magie, bis sie sich gegen das wenden, woran sie einst glaubten.«
    »Das bringt uns zu dem Barden zurück«, sagte Zhia. »Ich bezweifle, dass ihr die Seitenbereiche der Bühne einsehen konntet, aber er war heute Abend dort und beobachtete das Publikum.« Doranei versteifte sich bei diesen Worten, aber sie drückte seinen Arm und verhinderte so, dass er sich zu dem Gebäude umblickte. Sie wusste, dass man sie nun aufmerksam beobachten würde.
    »Durch meine verspätete Ankunft fehlt mir einiges an Wissen«, sagte Koezh. »Und wenn ich mitspielen soll, muss ich alles wissen. Wir haben hier also einen Unsterblichen, der weder Gott noch Dämon ist, und du sagst mir jetzt, dass der Verbrecher, der heute auf der Bühne hingerichtet wurde, in Wirklichkeit ein Priester war?«
    »Ganz genau«, sagte Zhia und erinnerte sich angewidert an die letzte Szene des Stückes, das sie gerade gesehen hatten. Es war mit Sicherheit kein Versehen gewesen, dass die Theatertruppe für ihre heutige Vorstellung den falschen Gefangenen aus dem Gefängnis geholt hatte. »Das ganze Stück verhöhnt die Götter und dann wird statt des vorgesehenen Verurteilten ein Priester getötet, den ich ins Gefängnis gesteckt hatte, damit er sich beruhigt«, sagte sie verbittert. »Beim Auge Schicksals, der Priester hat sich über die Hinrichtungen auf der Bühne beschwert!«
    »Und die Menge lachte«, schloss Koezh und ließ die bittere Ironie des Ganzen mit einem Kopfschütteln hinter sich. »Azaer will die Leute in der Stadt gegen die Götter aufbringen? Du sagtest, die Tempel wären in den letzten Wochen fast leer gewesen und du musstest Wachen aufstellen, damit die Leute die Priester nicht bewarfen …«
    Er wurde von einem lauten Krachen knapp vor ihnen unterbrochen, das vom Geräusch splitternden Holzes und einstürzender Wände gefolgt wurde. Schreie und Rufe wurden von Gelächter und Jubelrufen untermalt. Das orangene Flackern am Nachthimmel verschwand, als das brennende Gebäude zusammenfiel,
aber Zhia konnte ein tiefes Grollen lauter werden hören und wusste, dass sie ein solches Licht nur allzu bald wiedersehen würden.
    Schritte hallten durch die dunklen Seitenstraßen. Männer lauerten im Schatten, warteten auf leichte Beute. Sie mussten aufgrund der Wachen und wegen des weißen Schals, der sie als Frau des Weißen Zirkels auswies, entschieden haben, dass diese Beschreibung nicht auf Zhias Gruppe passte. Sie waren nicht alle Magierinnen – nur wenige besaßen echte Fähigkeiten –, aber Gerüchte waren ein mächtiges Werkzeug. Und so glaubten die meisten Leute, dass jede Frau mit einem weißen Schal magische Kräfte besaß.
    »Aber was ist das Ziel dabei?«, fragte sie sich laut. »Es steckt ein sehr geduldiger Geist hinter all dem.«
    »Offensichtlich ist, dass die Schauspieler keine einfache Gruppe von Theaterleuten sind«, sagte Koezh. »Die Albino-Brüder wirken auf mich, als entstammten sie dem Edlen Volk. Und wenn sie hier sind, in einer Stadt, muss man sie aus ihren Wäldern entführt haben. Das ist für mich bemerkenswerter als die Anwesenheit von Magiern oder Raylin.«
    Schwere Schritte brachten sie dazu, sich umzudrehen. Zwei Reihen von Soldaten kamen im Gleichschritt auf sie zugetrottet. Beim Anblick von Zhias Schal bellte der Anführer einen Befehl in seiner abgehackten Sprache und die Truppe blieb stehen. Einige von ihnen waren verletzt und ihre Schuppenpanzer und die dicken Schilde waren ziemlich verbeult.
    Zhia erkannte das Hautbild im Gesicht des Mannes, es wies ihn als Offizier aus, der an eine Fysthrall-Frau gebunden war. Es gab Lücken in ihren Reihen, also mussten sie in dieser Nacht gekämpft haben. Zhia war zugleich neugierig und beunruhigt. Eine Menschenmenge musste sich schon in blinde Wut gesteigert haben, um echte Soldaten anzugreifen, vor allem so unnachgiebige und kampfstarke wie die Fysthrall.

    »Schreiender Falke«, rief Zhia, die den Namen von seiner Wange ablas. Sie war immer ein wenig enttäuscht gewesen, dass die Fysthrall-Methode für die Unterwerfung des Geistes eines Mannes so erfolgreich war.

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