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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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war.
    Elric und seine Gefährten bereiteten sich schweren Herzens auf die Verteidigung vor, mit einem Gefühl der Sinnlosigkeit ihres Tuns.
    Im Hintergrund von Elrics Denken lauerte die Erkenntnis, daß, sollte er tatsächlich gegen das Chaos siegen, eben dieser Sieg die ihm vertraute Welt vernichten würde, eine Welt, die dann für die Herrschaft der Ordnung bereit war - und in einer solchen Welt würde es für den ungezügelten Albinozauberer keinen Platz mehr geben.
    Jenseits der irdischen Ebene, in den angrenzenden Reichen, beobachteten die Lords des Chaos und der Ordnung den Kampf, und auch sie kannten Elrics Bestimmung nicht bis ins letzte.
    Das Chaos triumphierte.
    Das Chaos blockierte alle Versuche der Ordnung, durch das Reich des Chaos hindurch zu wirken, das nun den einzigen Zugang zur Erde bildete.
    Die Lords der Ordnung teilten Elrics Frustration.
    Und wenn Chaos und Ordnung die Erde und ihren Kampf beobachteten - wer behielt sie im Auge? Denn Chaos und Ordnung waren nur die beiden Gewichte einer Waage, und die Hand, die diese Waage hielt, ließ sich zwar nur selten dazu herab, in ihre Auseinandersetzungen einzugreifen, und schon gar nicht in die Angelegenheiten der Menschen, diese Hand hatte aber den seltenen Augenblick einer Entscheidung erreicht, der den Status Quo veränderte. Welches Gewicht würde sich senken? Welches aufsteigen? Konnten die Menschen darauf Einfluß gewinnen? Oder die Lords? Oder war nur die Kosmische Hand in der Lage, das Muster der Erde umzuformen, ihre Materie zu reformieren, ihre geistigen Bestandteile zu verändern und sie auf einen neuen Weg zu schicken, auf einen frischen Schicksalskurs?
    Vielleicht würden sie alle noch Einfluß darauf haben, ehe die letzte Entscheidung fiel.
    Der gewaltige Tierkreis, der das Universum und seine Zeitalter beeinflußte, hatte seine zwölf Zyklen beendet, die nun bald von neuem beginnen würden. Das Rad würde kreisen, und welches Symbol würde dominieren, wenn es zu kreisen aufhörte, wie verändert würde es sein?
    Große Bewegungen auf der Erde und außerhalb; große Bestimmungen wurden vorgezeichnet, große Taten wurden geplant. War es wundersamerweise denkbar, daß trotz der Lords der Höheren Welten, trotz der Kosmischen Hand, trotz der Myriaden von übernatürlichen Wesen, die durch das Universum schwärmten, der Mensch die letzte Entscheidung herbeiführte?
    Womöglich nur - ein Mensch?
    Ein Mann, ein Schwert, eine Bestimmung?
    Elric von Melnibone saß geduckt im Sattel und sah zu, wie die Krieger auf dem Stadtplatz von Bakshaan hin und her eilten. Vor Jahren hatte er hier eine Belagerung gegen den ersten Kaufmann der Stadt durchgeführt, hatte andere hereingelegt und war als reicher Mann wieder abgereist, doch der Groll, den man noch gegen ihn gehegt hatte, war längst vergessen, in den Hintergrund gedrückt von der Kriegsgefahr und der Erkenntnis, daß nichts sie retten konnte, wenn Elrics Einsatz nichts nützte. Die Stadtmauern wurden verbreitert und erhöht, Krieger wurden im Umgang mit fremden Kriegsmaschinen geschult. Bakshaan war keine faule Handelsstadt mehr, sondern hatte sich zu einem funktionellen Ort gemausert, bereit zum Kampf, wenn er unausweichlich war.
    Einen Monat lang war Elric kreuz und quer durch die östlichen Königreiche Ilmiora und Vilmir geritten und hatte die Vorbereitungen geleitet und die beiden Nationen zu einer tüchtigen Kriegsmaschine zusammengeschweißt.
    Jetzt studierte er Pergamente, die seine Leutnants ihm reichten, und traf seine Entscheidungen, bei denen er auf das ganze taktische Können seiner Ahnen zurückgriff.
    Die Sonne ging unter, dichte schwarze Wolken hingen vor einem klaren, metallischblauen Himmel und verdeckten den Horizont. Elric lockerte die Bänder seines Umhangs und hüllte sich in sein weites Kleidungsstück, denn die Luft war abgekühlt.
    Während er stumm den Himmel im Westen betrachtete, runzelte er plötzlich die Stirn, denn er hatte ein Gebilde ausgemacht, das wie ein leuchtender goldener Stern aussah und sich mit großem Tempo näherte.
    Auf ein Zeichen gefaßt, das den Angriff des Chaos ankündigte, wandte er sich rufend im Sattel um:
    »Alle Mann auf die Posten! Eine goldene Kugel ist im Anflug!«
    Das Ding näherte sich schnell und hing nach kurzer Zeit reglos über der Stadt. Die Menschen blickten erstaunt empor, die Hände an die Waffen gelegt. Als die Dunkelheit heraufzog, ließen die Wolken kein Mondlicht hindurch, und die Kugel begann sich den Türmen von Bakshaan zu

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