Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
verheiratet, stimmt’s?«
»Diesmal geht es eher um eine Frau, mit der ich verheiratet sein werde. Wir werden morgen getraut.«
Gainesborough fiel das Glas aus der Hand und zersplitterte auf dem Teppich. »Sie heiraten?!«
Austin nickte. »Ihr Name ist Miss Clemens. Sie war Passagierin auf der Aurora .«
»Gütiger Himmel!« Die Glasscherben knirschten unter Gainesboroughs Stiefeln, als er mit einem neuen Glas zu Austin kam und auf einen der Sessel sank.
»Sie scheinen nicht gerade überglücklich, Sir.«
Gainesborough warf Austin einen kurzen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie! Natürlich freue ich mich für Sie, aber ich bin überrascht. Schließlich entsinne ich mich, wie sich Ihre Ehe mit Catherine gestaltete.«
Austin legte die gespreizten Fingerspitzen aneinander. »Wie ich mich ebenfalls. Aber diesmal wird es anders.«
»Wer ist sie, diese Miss Clemens?«
»Eine Engländerin aus Gloucestershire.«
Gainesborough merkte auf. »Sie ist Engländerin?«
»Ja, sie ist allerdings England und ihrer Familie überdrüssig, weshalb sie beschloss, hier einen Neuanfang zu wagen.«
»Nun ja, das ist interessant.«
»Ich versichere Ihnen, sie ist bereit, ihre englischen Gewohnheiten aufzugeben und hier mit mir zu leben.«
Gainesborough winkte ab. »Ja, sie wird sich fraglos an das Leben in den Kolonien anpassen. Aber wer ist ihre Familie?«
»Niemand Bekanntes. Ihr Stiefvater ist, so weit ich weiß, ein Gentleman vom Lande, der sich weder für Politik noch die feine Gesellschaft interessiert. Und ihre Mutter fügt sich bereitwillig ihrem Gatten. Evangeline war also recht erpicht darauf, fortzugehen.«
»Armes Kind! Nun, wir sollten dafür sorgen, dass sie es hier besser hat.«
»Das werde ich.«
Gainesborough lächelte. »Gott stehe uns bei, wenn Sie diesen Blick haben, mein Junge! Ich hoffe für Sie, dass die Ehe hält, was Sie sich von ihr versprechen.« Er stellte seinen Brandy ab. »Doch nun zu anderen Dingen. Welches war der Grund für Ihre Verspätung? Gab es Probleme?«
»Ein interessantes Abenteuer.«
Austin lehnte sich zurück und begann, alles zu erzählen, was seit dem Moment geschehen war, als Evangeline in seine Kajüte kam, um ihn zu verführen. Einzelheiten, die peinlich für sie wären, fasste er sehr kurz, wie etwa, dass sie sich nach ihrer Rückkehr auf das Schiff in seiner Kabine wusch. Doch er wurde unweigerlich rot. Gainesborough saß in seinem Sessel und lauschte ihm gebannt, die Hände auf den Armlehnen.
Austin war von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt. Er war nicht sicher, ob er mit seiner Vermutung richtig lag, und jede Minute brachte ihn näher zu jener Wahrheit, die er höchst ungern akzeptierte.
Während der gesamten Reise hatte einzig Albright versucht, die Papiere zu stehlen, und das auch noch sehr ungeschickt. Albright hatte seine Kabine nur sehr oberflächlich durchsucht und sich dabei ertappen lassen. Der Feind, wer immer er sein mochte, hatte sich keine besondere Mühe gegeben, sonst hätte er einen geübteren Dieb geschickt. Daher drängte sich der Schluss auf, dass Albright einzig dazu gedient hatte, Austins misstrauische Natur zu befriedigen – als hätte der Feind gewusst, dass er die Papiere am Ende ohnehin bekommen würde.
Austin hatte Albright dem Amtsrichter übergeben, heute Morgen allerdings erfahren, dass der junge Mann freigelassen worden war.
Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, saß er vollkommen ruhig da.
Captain Gainesborough griff wieder nach seinem Brandy. »Tja, eine recht bewegte Geschichte, mein Sohn. Die Partner werden sie gewiss auch mit Spannung vernehmen. Sie neiden Ihnen nämlich Ihre Abenteuer, müssen Sie wissen.«
»Von jetzt ab möchte ich mit meiner Frau in meinem warmen Haus sitzen und mir die Abenteuer anderer anhören«, entgegnete Austin achselzuckend.
»Ach ja? Wie schön! Ich freue mich darauf, mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen. Wir können zusammen dinieren und wie zwei alte Knaben über die früheren Zeiten reden.« Er lächelte. »Man wird Sie empfehlen, weil Sie die Dokumente so gut beschützten.«
»Ich tat meine Pflicht.«
Gainesborough lehnte sich vor. »Das war mehr als Pflichterfüllung. Die Männer auf der Liste verkörpern Englands größte Chance, die Kolonien wieder zu unterwerfen. Zudem scheint mir ein passender Zufall, dass Lord Rudolph Wittington in Boston ist. Wie ich hörte, genießt er das Vertrauen des Königs.«
Austin neigte den Kopf. »Das tut er. Er hat es mir selbst
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