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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Quellen flossen im Schatten blauer Tannen. Mercurin führte sie zu den Altären von Wasser, Luft, Erde und Feuer. Jedem Element, den Ilmyrna , war einer der vier Druiden geweiht. Auf Hels Frage, welches sein Element sei, antwortete er: » Lhoqu , das Wasser.«
    »Wieso?«
    »Es hat mich bestimmt. Jeder der Vier hat eine besondere Verbindung zu einem Teil des Lebens. Ich kann gut mit dem Regen sprechen, mit den Flüssen und Quellen.«
    Der Feueraltar beeindruckte Hel am meisten: Tief unter Hellesdîm war ein Krater in der Erde, der scheinbar endlos in die Tiefe ging. Weit unten glomm dunkelrote Lava. Der Boden war warm. Hel spürte eine merkwürdige Angst in sich aufsteigen und wollte nicht lange bleiben.
    Während sie durch Hellesdîm gingen, erzählte Mercurin. Erst zögerlich, dann mit immer mehr Begeisterung. Oft sagte er Worte in der Alten Sprache und Hel verstand nur die Hälfte. Hinter der Magie der Druiden verbarg sich eine Lehre der Elemente. Alles auf der Welt, sagte Mercurin, sei eine Zusammensetzung aus den Elementen und dem Tiefen Licht. Wer die Zusammensetzung der Dinge kenne, sei befähigt, sie zu verändern.
    »Was ist das Tiefe Licht überhaupt?«
    »Es heißt Myrdem Hel , wir nennen es auch Hioris . Es kommt aus dem Kern der Erde und durchdringt alles. Hioris schenkt Leben; es ist der Quell des Lebens. Ohne das Tiefe Licht wären wir nichts, nur tote Masse ohne Bewegung, ohne einen Funken.« Eine Weile schwieg er nachdenklich, während sie die Wurzelstufen durch Hellesdîms Waldflure erklommen. »Das Tiefe Licht wird von euch, den Verfluchten, seit Jahrhunderten angezapft und ausgeraubt. Es ist im Erdkern verschlossen und kann sich nicht erheben, um Rache zu üben. Es hat kein Bewusstsein wie wir – es schläft in den Dingen, die es erfüllt.«
    »Aber ihr wollt es rufen, mit den Totenlichtern?«
    Er nickte.
    Hel blieb stehen. »Ihr würdet alles vernichten, was jetzt am Leben ist. Nicht nur die Magier von Aradon, sondern auch alle anderen. Menschen, Isen, Zwerge, Tiere und Pflanzen. Begreifst du das überhaupt?«
    Ein feindliches Glänzen ging durch seine Augen. »Besser als du. Alles Getier, das jetzt noch über das Gesicht des Landes kriecht, ist nichts als Funkenwerk. Lebewesen werden sterben, so wie alles sterben muss. Das Leben aber bleibt. Das Licht kehrt in seine Ursprungsform zurück.«
    »Und ihr Dämonen, ihr sterbt dann auch?«
    »Bis dahin«, erklärte er ruhig, »ist sowieso nur noch einer von uns übrig. Und derjenige wird sich ebenfalls von seinem Dasein trennen.«
    »Das ist blanker Irrsinn.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist unser Schicksal. Lass uns nicht darüber sprechen, bitte.«
    Hel starrte ihn an und hatte das Gefühl, in kalte Spiegel zu blicken anstelle von Augen. Er war ihr fern, viel zu fern, um ihn mit Worten zu erreichen.
    »Komm. Ich zeige dir etwas.« Er streifte sachte ihre Hand und führte sie durch eine steinerne Arkade und hinein in einen niedrigen, langen Raum. In der Mitte des Raumes lag etwas, das wie ein übergroßer Steinsarg aussah. Mercurin strich mit den Händen über den Deckel und das Gestein glitt zur Seite.
    In dem Sarg stapelten sich Bücher. Die meisten sahen uralt aus, hatten morsche Einbände und wellige braune Seiten.
    »Wir wurden lange darauf vorbereitet, in euer Land einzudringen. Darum haben wir all diese Schriften studiert. Ich kenne viele von euren Legenden, Mythen und Balladen.« Er suchte ein paar Bücher heraus und schob sie Hel in die Arme. »Das waren meine Lieblingsbücher. Kennst du sie? Hier, kennst du dieses? Es hat mir sehr gefallen. Aber manches habe ich nicht verstanden; du musst mir erklären, was das bedeuten soll.«
    Stumm betrachtete Hel die Bücher. Manche waren so abgewetzt, dass man den Titel nicht mehr entziffern konnte. Andere jedoch … Da war es, Die Leiden des jungen Waydir. Sie sah Mercurin in die Augen und ihr forschender Blick dämpfte seine Begeisterung.
    » Ein scheuer Vogel ist dein Herz … Wie kann eine Welt, die verdorben ist, so Schönes hervorbringen?«, wiederholte sie leise, was er ihr vor Wochen im Traum gesagt hatte. »Wie kann eine Welt, die so Schönes hervorbringt, schlecht sein?«
    Er erwiderte nichts, biss nur die Zähne zusammen.
    Hel beobachtete ihn geduldig. »Vielleicht ist unsere Welt nicht so schlecht, wie man euch beigebracht hat.«
    Sie setzten sich mit den Büchern zwischen die Wurzeln einer mächtigen Weide, unter der weiche Mooskissen zum Ruhen einluden. Vor ihnen lag ein sanfter

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