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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gesagt, Mrs. Rawlins, ziehe ich es, wie Ihr Sohn richtig vermutete, vor, als Ärztin angesprochen zu werden.«
    Clair legte demonstrativ ihre Gabel aus der Hand und musterte Samantha ungläubig. »Wie ungewöhnlich!«
    »Ich bin in erster Linie Ärztin, Mrs. Rawlins. Diesen Titel habe ich mir schließlich aus eigener Kraft erworben.«
    »Aber woher sollen die Leute denn wissen, ob Sie verheiratet sind oder nicht, wenn Sie sich immer nur als Dr. Hargrave ansprechen lassen?«
    »Ich denke, wenn es jemand wirklich wissen will, wird er fragen.«
    »Meine liebe Miss Hargrave«, entgegnete Clair in einem Ton, den sie häufig ihren Schwiegertöchtern gegenüber anschlug, »kein Mann mit halbwegs guter Erziehung würde es wagen, Sie rundheraus zu fragen, ob sie verheiratet sind. Viele werden einfach annehmen, daß Sie verheiratet sind, und Sie werden auf diese Weise manche Gelegenheit zu einer guten Heirat verpassen. Wie wollen Sie da je zu einem Ehemann kommen?«
    Ausgerechnet in diesem Moment versiegten alle Gespräche am Tisch, und Samantha sah sich der allgemeinen Aufmerksamkeit ausgesetzt.
    »Mutter«, sagte Mark mit leichter Schärfe, »du trittst Dr. Hargrave etwas zu nahe, finde ich.«
    Samantha lachte und erwiderte: »Ach, ich finde das gar nicht so schlimm, Dr. Rawlins.« Sie wandte sich Clair zu. »Ihre Anteilnahme ist sehr freundlich, Mrs. Rawlins, aber ich denke, mein Beruf wirkt sich weder auf mein Frausein noch auf meine Heiratschancen negativ aus, um es ganz direkt zu sagen. Eine Ehe im konventionellen Sinn werde ich sicher niemals führen können. Der Mann, den ich einmal heirate, müßte schon etwas besonderes sein. Und ein solcher Mann wäre, hoffe ich, auch ehrlich und freimütig genug, um ganz offen zu fragen, ob ich noch frei bin. Ich würde das als Zeichen von Mut und Charakterstärke auffassen, Mrs. Rawlins, nicht als Zeichen mangelnder Erziehung.«
    Einen Moment lang starrten die anderen sie verblüfft an, dann wandten sie sich wieder ihrem Essen zu. Nur Mark schien wie gebannt. Niemand hatte seiner Mutter je so entschlossenen Widerpart geboten.
    Schließlich sagte Clair trocken: »Welcher Mann würde denn schon eine Ärztin heiraten wollen?«
    {252} Ehe Samantha antworten konnte, sagte Mark: »Ein Arzt natürlich.«
    Clair, die ihrem Sohn einen strengen Blick zuwarf, entging nicht der flüchtige Blickwechsel zwischen ihm und Samantha. Und auch Janelle MacPherson bemerkte ihn, und ihr Gesicht wurde starr.
    Das etwas betretene Schweigen wurde von Stephen gebrochen, der sich mit einem charmanten Lächeln Samantha zuneigte und sagte.
»Ich
hätte überhaupt nichts dagegen, eine Ärztin zu heiraten.«
    Samantha lachte und griff nach ihrem Weinglas. »Wenn Sie zum hundertstenmal ein angebranntes Essen vorgesetzt bekommen, weil Ihre Frau wieder einmal zu einem Notfall gerufen wurde, würden Sie vielleicht anderen Sinnes werden.«
     
    Während Samantha ihre Aufmerksamkeit zwischen Stephen, der sehr darauf bedacht war, ihr zu gefallen, und Clair, die das offensichtlich gar nicht war, teilte, sah sie immer wieder einmal nach links, zum anderen Ende der Tafel hinunter, wo Mark saß, und ertappte ihn ein paarmal beglückt dabei, daß er sie beobachtete.
    »Miss Hargrave?« Clairs klare Stimme riß sie aus ihren Gedanken. »Ich hoffe, dies ist nicht einer dieser Abende, vor denen Sie uns eben gewarnt haben.«
    Samantha blickte auf. »Verzeihen Sie, was meinten Sie?«
    »Ich hoffe, Sie werden heute abend nicht weggerufen werden. Letitia wird uns zum Kaffee etwas vortragen. Sie macht das immer sehr schön. Und hinterher hätte ich Sie gern ein paar Minuten unter vier Augen gesprochen, Miss Hargrave. Wenn Ihnen das recht ist.«
    »Aber natürlich, Mrs. Rawlins.«
    »Das ist übrigens der Grund, weshalb ich Sie heute abend hergebeten habe. Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen, das mir sehr wichtig ist.«
    Samantha sah Clair erstaunt an, dann hörte sie plötzlich Marks schallendes Gelächter und drehte mit einem Ruck den Kopf nach links. Er schien sich köstlich über irgend etwas zu amüsieren, was Janelle zum Besten gegeben hatte.
    Verwirrt wandte sich Samantha ihrem Dessert zu. Es war also gar nicht Mark gewesen, der sie an diesem Abend hier haben wollte, sondern Clair; Clair, der alles an Samantha zu mißfallen schien, und die es nicht für nötig hielt, dieses Mißfallen zu verbergen.
     
    Clair hatte nicht zuviel versprochen, Letitita war wirklich eine gute Vortragskünstlerin. Sie deklamierte
Annabel

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