Sturmjahre
ging immer dorthin. Ich hatte keine Ahnung davon. Es war nicht leicht für mich, nach dem Tod meines Mannes ganz allein meinen Sohn großzuziehen. Philip ging beinahe jeden Abend in dieses Haus. Und eines Tages lernte er dort ein Mädchen kennen, das ihm völlig den Kopf verdrehte.«
Samantha und Hilary hörten schweigend zu.
»Das
Gilded Cage
ist schuld am Tod meines Sohnes«, fuhr die alte Dame fort. »Er war ein anständiger, guter Junge, aber leicht zu beeinflussen. Sie brachten ihm das Trinken und das Spielen bei dort. Dann behauptete eines dieser Frauenzimmer, sie erwarte ein Kind von ihm. Philip handelte wie ein Ehrenmann und heiratete sie. Aber sie bekam nie ein Kind. Sie brachte sein Geld durch und ging mit einem anderen Mann auf und davon. Und Philip erschoß sich.«
Samantha und Hilary starrten sie betreten an. Dann sagte Hilary leise: »Es tut uns leid, Mrs. Elliott, daß wir Sie belästigt haben.«
»Mrs. Elliott«, sagte Samantha eindringlich, »jetzt könnten Sie für den Tod Ihres Sohnes Vergeltung üben.«
Die alte Dame hob den Kopf und entgegnete müde: »Was geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen. Bitte gehen Sie. Nichts kann die Vergangenheit ändern.«
»Das weiß ich, Mrs. Elliott, aber wenn wir das
Gilded Cage
kaufen und ein Krankenhaus daraus machen, werden solche schrecklichen Dinge in Zukunft nicht mehr vorkommen.«
»Ich will mit diesem elenden Haus nichts zu tun haben. Von mir wird der Mann, dem es gehört, keinen Penny bekommen. Sie haben schmerzliche Erinnerungen ausgegraben«, sagte sie. »In Zukunft werde ich sorgfältiger darauf achten, wen ich in mein Haus lasse.«
»Mrs. Elliott«, sagte Samantha beinahe flehend, »wenn wir das
Gilded Cage
nicht kaufen, wird ein anderer Choppy Johnson es tun, und was Ihrem Sohn Philip zugestoßen ist, wird anderen Männern genauso wieder geschehen. Sie haben jetzt die Möglichkeit, San Francisco von diesem Übel zu befreien. Gibt es denn eine bessere Art, Gerechtigkeit zu üben, {305} als ein Haus, in dem Frauen mißbraucht werden, in eines umzuwandeln, wo sie geheilt werden?«
Lydia Elliotts Augen wurden hart. »Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus.«
Auf dem Weg die Auffahrt hinunter sagte Hilary: »Wir hätten das nicht tun sollen, Samantha. Die arme alte Frau!«
Samantha, die immer noch erregt war von der Auseinandersetzung, blieb am Tor stehen. Das Gesicht in den Wind gerichtet, sagte sie beinahe zähneknirschend: »Es muß doch eine Möglichkeit geben, diese Leute zur Einsicht zu bewegen.«
»Vergessen wir das
Gilded Cage,
Samantha. Wir finden auch ein anderes Haus. Vielleicht sollten wir tun, was LeGrand vorgeschlagen hat, und draußen in Richmond bauen.«
Aber so leicht konnte sich Samantha von dem Bild, das sich ihr gezeigt hatte, sobald sie das
Gilded Cage
gesehen hatte, nicht trennen. Sie war überzeugt davon, daß dies das richtige Gebäude für ihr Krankenhaus war.
»Mrs. Gant!« schallte eine Stimme durch den Park.
Hilary und Samantha drehten sich um. Ein Mädchen in weißer Schürze und weißem Häubchen kam die Auffahrt heruntergelaufen. Keuchend blieb sie vor ihnen stehen und streckte ihnen einen Brief hin. »Madam schickt mich. Ich soll Ihnen das geben.«
Hilary öffnete den Umschlag. Er enthielt zwei Dinge: einen Scheck über zehntausend Dollar und einen kurzen Brief, in dem Lydia Elliott darum bat, daß eine Abteilung des neuen Krankenhauses nach ihrem Sohn die Philip-Elliott-Abteilung genannt werden solle.
Mit dem Geld von Lydia Elliott konnten sie das Anwesen erwerben, aber sie brauchten weitere Mittel für die Ausstattung, für Geräte und Personal.
Gemeinsam mit LeGrand Mason und Stanton Weatherby – Darius war geschäftlich in Los Angeles – setzten sie sich nieder und entwarfen einen Finanzplan: zehntausend Dollar, darin waren sie sich einig, würde man brauchen, um alle Anfangskosten und die Betriebskosten des Krankenhaues für die ersten zwölf Monate zu decken. Danach würde man von neuem mit Spendenaufrufen beginnen müssen. Von diesen zehntausend Dollar hatten sie bisher viertausend.
Samantha und Hilary gingen mit Energie und Entschlossenheit daran, die fehlenden sechstausend Dollar aufzubringen, und da die reichen Geschäftsleute für ihren Ankauf des
Gilded Cage
größtenteils noch immer {306} kein Verständnis aufbrachten, beschlossen sie, sich an die breite Öffentlichkeit zu wenden.
Dahlia Mason bot ihre Unterstützung an. Als sich herausstellte, daß sie sehr hübsch
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