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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ihr. Sie wird Ihnen persönlich antworten, und es kostet Sie keinen Penny. Kein Mann bekommt Ihren Brief zu sehen. In unseren Büros arbeiten keine Männer. Die gesamte Korrespondenz wird nur von Frauen gelesen und beantwortet.‹
    Dann folgte eine Auswahl an Dankschreiben.
    Mrs. G. V. aus Scranton schrieb: ›Jahrelang hatte ich ständig mit Beschwerden der Gebärmutter zu tun. Ich hatte in vier Jahren fünf Geschwulste und war bei allen möglichen Ärzten, aber sie konnten mir nicht helfen. Sie hatten überhaupt kein Verständnis und verschrieben mir nur Morphium. Aber dann hörte ich von Mrs. Fenwick und bat sie um Rat. Sie schrieb mir, ich solle nach jeder Mahlzeit und immer, wenn ich niedergeschlagen oder gereizt sei, einen Eßlöffel von der Mixtur nehmen. Die Geschwulste waren sofort verheilt. Ich bin jetzt kräftig und vollkommen gesund. Ich bin immer guter Stimmung, und mein Mann freut sich, wenn er abends nach Hause kommt. Wenn Mrs. Fenwicks Wundermixtur nicht gewesen wäre, wäre ich heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben.‹
    {358} Samantha sah sich noch einmal die Flasche an. Auf dem Aufkleber auf der Rückseite stand: ›Der Schock einer Operation ist für die meisten Frauen zu groß. Sara Fenwicks Wundermixtur löst Gebärmuttergeschwulste sauber und schmerzlos auf.‹
    Sie warf einen Blick auf den Apotheker, sah, daß er gerade an der Kasse beschäftigt war, und entkorkte rasch die Flasche, um daran zu riechen. Das Wunderelixier bestand zu mindestens dreißig Prozent aus Alkohol.
    Sie stellte die Flasche wieder hin, legte die Broschüre auf den Stapel zurück. ›Löst Gebärmuttergeschwulste auf …‹
    »Womit kann ich dienen, Madam?«
    Sie hob den Kopf. »Ich suche Farmers Frauenfreund.«
    »Einen Augenblick, Madam.« Er griff in ein Regal hinter der Theke und holte eine Flasche herunter.
    Samantha nahm sie, las das Etikett und fragte: »Ist es auch wirklich unschädlich?«
    »Garantiert, Madam.«
    »Für eine Frau, die ein Kind erwartet?«
    »Gerade für werdende Mütter ist das Mittel ja gedacht, Madam.«
    »Gut«, sagte Samantha, »ich nehme es.«
    Während der Apotheker die Flasche einwickelte, musterte Samantha die Borde hinter ihm. »Listerine«, murmelte sie. »Ist das nach Dr. Lister benannt?«
    »Aber gewiß, Madam. Zwei geschäftstüchtige Leute aus Missouri kamen auf die Idee. Dr. Lister verkaufte ihnen seinen Namen. Er bekommt Lizenzgebühren, und ich habe ein Produkt, das reißend weggeht.«
    »Sie haben hier eine große Auswahl.«
    »Ich bemühe mich, alles zu führen, was der Mensch so braucht. Die Leute gehen nun mal nicht gern zum Arzt und zahlen ihm zwei Dollar dafür, daß er ihnen sagt, daß er nicht helfen kann. Sie kommen hierher, erzählen mir, was los ist, und dann empfehle ich was. Das ist billiger, geht schneller und die Heilung ist garantiert. Da kann kein Arzt mithalten.«
    Sie griff in ihren Beutel und legte einen Dollarschein auf die Theke. Während der Apotheker die Registrierkasse betätigte, sprach er weiter: »Ich verkaufe den Leuten, was sie haben wollen. Die Damen von der Temperenzbewegung sind ein gutes Beispiel. Sie wettern gegen das Bier und wollen den Ausschank verbieten lassen und dann kommen sie zu mir in den Laden und kaufen Parks Gemüsetrank. Bier hat höchstens acht Prozent Alkohol. Parks hat einundvierzig.« Er zählte ihr das Wechselgeld in die Hand. »Nichts als Heuchelei, verstehen Sie.«
    Sie steckte das Kleingeld ein. »Vielleicht wissen sie nicht, daß Alkohol {359} enthalten ist«, sagte sie und wies auf eine Flasche Parks Gemüsetrank, auf deren Etikett groß und deutlich stand: ›Absolut ohne Alkohol‹. Sie griff nach ihrem Päckchen.
    »Oder schauen Sie sich das da an«, fuhr er fort. »Goldbalsam. Die Pastoren empfehlen ihn. Siebzig Prozent Alkohol. Ich sag’s Ihnen, mir macht die Temperenzbewegung keine Angst; ich bin hundertprozentig dafür. Macht die Kneipen zu, dann kommen die Leute in den Drugstore.«
    Samantha nickte mit Interesse. »Stehen Sie für alles ein, was Sie verkaufen?«
    »Vollkommen. Wenn ich was für schlecht halte, nehme ich es nicht auf Lager.«
    »Wußten Sie, daß die Arznei, die ich eben gekauft habe, eine hohe Dosis Opium enthält?«
    Seine Augen wurden unruhig. »Wieso?«
    »Farmers Frauenfreund. Es enthält Opium. Viel. Wissen Sie nicht, daß das für eine werdende Mutter und ihr ungeborenes Kind schädlich ist?«
    Die freundliche Mitteilsamkeit des Mannes war wie weggeblasen. »Wer sagt, daß es Opium

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