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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zu nennen, und hatte sie zur Verteilung im Krankenhaus drucken lassen. Zehn davon, die sie an verschiedene Zeitungen und Zeitschriften verschicken wollte, legte sie beiseite, dann lehnte sie sich zurück und nahm ihre Brille ab.
    Durch die Glastür in den winterdunklen Garten hinausstarrend, dachte {371} sie an Mark. Jetzt, da der erste Schock über die Entdeckung, daß er noch am Leben war, gewichen war, spürte sie, daß er noch immer bei ihr war, an ihrer Seite, daß sich nichts geändert hatte. Der Mann jedoch, der mit Lilian verheiratet war, war ein anderer Mark. Und es war vielleicht gut, daß er sich an Samantha nicht erinnerte, denn nun brauchte sich nichts zu verändern; nun konnte sie ihn weiter so lieben, wie er gewesen war, und wann immer sie wollte, in jene Tage der Vergangenheit zurückkehren.
    Sie stand auf und öffnete einen Moment die Tür, um frische Luft zu schöpfen. Die Untersuchungen, die sie am Nachmittag bei Lilian Rawlins durchgeführt hatte, hatten ergeben, daß keine organischen Schäden vorlagen, die eine Schwangerschaft verhinderten. Sie hoffte aufrichtig, daß Lilian bald mit freudiger Nachricht zu ihr kommen würde.
    Als es klopfte, drehte sie sich um. Adam stand an der Tür.
    »Ich wollte mich verabschieden, Dr. Hargrave.«
    Er hielt dieselbe Reisetasche in der Hand, mit der er vor acht Jahren gekommen war. Groß und aufrecht stand er da, seine Stimme war ruhig und ohne Bewegung.
    Samantha ging auf ihn zu. Sie sprach langsam, jedes Wort deutlich prononcierend. »Ich wollte, Sie würden bleiben, Adam.«
    »Ich kann nicht, Doktor Hargrave. Ich muß fort.«
    »Jenny ist so unglücklich.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen.«
    »Adam.« Samantha trat noch einen Schritt näher und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich habe das Gefühl, Sie möchten gar nicht fort.«
    Er zögerte. »Ja, das stimmt. Aber Sie brauchen mich nicht mehr, und die Schule braucht mich.«
    »Aber wir sind doch Ihre Familie, Adam.«
    Ja, dachte er bitter. Und wenn Jenny heiratet, bin ich vielleicht ihr Trauzeuge und muß zusehen, wie sie mit einem anderen die Ringe tauscht.
    Widerstrebend läutete Samantha und bat Miss Peoples, als diese kam, den Wagen vorfahren zu lassen. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch und nahm ein Kuvert aus der Schublade.
    »Das ist für Sie, Adam. Bitte lehnen Sie nicht ab. Wenn Sie es nicht für sich verbrauchen wollen, dann geben Sie es der Schule.«
    Er schob den Umschlag unter seine Jacke, so verlegen plötzlich wie an dem Abend, als er zum erstenmal ins Haus gekommen war.
    Schweigend warteten sie auf den Wagen, und als der Kutscher an die Haustür klopfte, ging Adam steif, als wären ihm die Beine bleischwer, aus dem Salon.
    {372} »Warten Sie, ich hole Jenny«, sagte Samantha.
    »Nein.«
    »Sie begreift es nicht, Adam. Sie glaubt, Sie gehen, weil Sie gehen wollen. Sagen Sie ihr die Wahrheit, Adam!«
    Er sagtekein Wort, doch er drehte sich um und umarmte sie. Dann stürzte er zur Tür hinaus. Samantha ging zur Straße hinaus und sah dem Wagen nach, bis er um die Ecke bog.
    Am nächsten Morgen war Jenny verschwunden.
    »Es ist meine Schuld!« rief Samantha völlig aufgelöst. »Ich habe alles falsch gemacht. Ich wußte, daß sie unglücklich war, aber ich glaubte, wenn ich sie in Ruhe ließe, würde sie langsam damit zurechtkommen. Aber Jenny ist anders als wir. Sie ist noch nie von einem Menschen verlassen worden, den sie liebt.«
    Die anderen im Zimmer schwiegen. Sie wußten, daß sie Samantha nicht trösten konnten. Darius lehnte am Kaminsims und starrte in sein Brandyglas; Hilary, die vor dem Feuer saß, blickte in die Flammen; und Stanton Weatherby schaute zum Fenster hinaus in den strömenden Regen.
    Es war spät, und sie hatten noch immer nichts von der Polizei gehört.
    »Ihr passiert nichts, Sam«, sagte Hilary leise.
    »Woher willst du das wissen?« fragte Samantha beinahe aufgebracht. »Sie ist noch nie allein außer Haus gewesen, nicht mal bis zur nächsten Ecke. Sie kann nicht hören, Hilary. Sie hört weder die Kabelbahn noch die Droschken. Sie kann so leicht überfahren werden. Und sprechen kann sie auch nicht. Was glaubst du wohl, wie viele Leute die Zeichensprache verstehen?«
    »Moment!« sagte Stanton. »Da fährt eine Droschke vor.«
    Sie rannten alle zur Haustür.
    Als Samantha Adam aussteigen sah und neben ihm Jenny, flog sie zur Straße hinunter. »Gott sei Dank«, sagte sie weinend. »Was ist passiert?«
    Adam und Jenny standen Hand in Hand im Regen.
    »Sie hat

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