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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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mich zurückgeholt, Dr. Hargrave«, sagte Adam mit einem strahlenden Lächeln. »Sie ist ganz allein zur Schule gekommen und hat mich geholt. Wir wollen heiraten.«
     
    »Es war wirklich und wahrhaftig die schönste Trauung, die ich je erlebt habe«, erklärte Dahlia Mason. »Und daß der Geistliche den ganzen Gottesdienst in Zeichensprache gehalten hat! Ach, war das ergreifend!«
    Samantha lächelte nur. Sie erinnerte sich noch gut an Dahlias erste Reaktion auf die geplante Heirat. »Das wirst du doch nicht erlauben, Saman {373} tha? Wie sollen die beiden denn allein zurechtkommen? Und stell dir vor, wenn sie Kinder bekommen!«
    Samantha konnte nicht bestreiten, daß sie im stillen gewisse Sorgen hatte. Sie zweifelte zwar nicht daran, daß Adam fähig sein würde, für Jenny und sich zu sorgen, und sie hatte auch keine Bedenken hinsichtlich der Kinder, da ja die Taubheit weder bei Adam noch bei Jenny angeboren war; Samantha beunruhigte etwas anderes: Wie würden die beiden in einer Welt überleben, die sie als unnormal betrachten würde?
    Sie stand mit Dahlia und LeGrand Mason, den Gants und Stanton Weatherby im luxuriösen Foyer des Opernhauses, wo an diesem Abend Sarah Bernhardt in
Cyrano de Bergerac
auftreten sollte. Alle sechs hoben ihre Gläser, um auf das Brautpaar anzustoßen.
    »Wie fühlst du dich, Hilary?« fragte Darius besorgt.
    Sie drückte seinen Arm. »Wunderbar, Darius.« Hilary, im sechsten Monat schwanger, sehr elegant in einem Empirekleid, das sie sich extra hatte anfertigen lassen, lachte vergnügt.
    Beruhigt zog Darius Stanton in ein Gespräch darüber, ob die Erfindung des Dynamit tatsächlich dem Krieg für immer ein Ende machen würde, wie Alfred Nobel hoffte.
    Hilary neigte sich ein wenig näher zu Samantha und murmelte: »Wer ist der Mann, der dich so anstarrt? Dreh dich mal unauffällig um. Er steht rechts von dir am Buffet und läßt dich seit mindestens einer Viertelstunde nicht aus den Augen.«
    Noch ehe sie sich umdrehte, wußte Samantha, wer der Mann war.
    Als sie sein Gesicht sah, erstarrte sie. Ihre Blicke begegneten sich und ließen einander nicht wieder los.
    Sie hatte gewußt, daß das eines Tages geschehen würde. Die Stadt war nicht so groß; es mußte sein, daß ihre Wege sich früher oder später kreuzen würden.
    Mark kam direkt auf sie zu. »Samantha?« sagte er, als er vor ihr stand.
    »Ja. Guten Abend, Mark.«
    Er starrte sie immer noch ungläubig an. »Bist du es wirklich? Samantha Hargrave?«
    »Dann erinnerst du dich also an mich?«
    »Erinnern? Aber natürlich erinnere ich mich. Ich habe dich nie vergessen. Aber ich verstehe das nicht. Was tust du in San Francisco?«
    »Ich dachte, deine Frau hätte es dir erzählt.«
    »Lilian? Bist
du
die Ärztin, bei der sie war?«
    »Sie sagte, sie hätte dir – sie hätte dir von mir erzählt. Sie sagte, du hättest Gedächtnislücken und könntest dich nicht an mich erinnern.«
    {374} »Aber sie sprach von einer Dr. Canby!« rief er.
    Dr. Canby? Samantha dachte zurück. An dem Tag, an dem Lilian Rawlins das erste Mal ins Krankenhaus gekommen war, hätte eigentlich Willella Canby Aufnahmedienst gehabt, aber sie war durch eine Operation verhindert gewesen. Und Schwester Constance hatte Lilian offenbar nicht gesagt, daß eine andere Ärztin sie untersuchen würde.
    »Das war ein Mißverständnis«, sagte Samantha. »Deine Frau sollte eigentlich zu Dr. Canby, aber dann habe ich sie untersucht. Ich habe vergessen, mich vorzustellen. Und als sie am nächsten Tag wiederkam – der Irrtum wurde nie …« Sein Blick war so intensiv wie an jenem fernen Abend, als Letitia
Annabel Lee
vorgetragen hatte. »Mark, ich möchte dich mit meinen Freunden bekanntmachen. Darius Gant und seine Frau …«
    Er begrüßte alle sehr freundlich, aber er wandte den Blick nicht eine Sekunde von Samantha.
    Als es läutete, drängte Darius sie zum Saal. Stanton Weatherby maß den Fremden mit scharfem Blick. Jetzt wußte er endlich, warum kein Mann in San Francisco bei Samantha Hargrave je eine Chance gehabt hatte.
    »Ich kann dir nicht sagen, wie überrascht ich war, als ich dich sah«, sagte Mark leise. »Ich glaubte, ich träume. Du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    »Du dich auch nicht«, gab Samantha zurück. Sie hatte alles um sich herum vergessen. »Ich glaubte, du wärst tot.«
    »Ich konnte dich nicht finden. Kein Mensch wußte, wo du –«
    »Ah, guten Abend, Doktor!« Lilian Rawlins tauchte plötzlich neben Mark auf, und mit einem

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