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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Aber einige der Studenten hatten den Verdacht, ich wollte einen Scherz machen.«
    »Würden Sie mir das näher erklären, Dr. Jones?«
    Er hob den Kopf und sah ihr offen ins Gesicht. »Um ganz ehrlich zu sein, Miss Hargrave, als Ihr Schreiben bei mir ankam, sah ich mich in einer Zwickmühle. Sie konnten zwar ausgezeichnete Qualifikationen vorwei {146} sen – besser als die meisten Ihrer Kommilitonen hier –, aber ich wollte keine weibliche Studierende hier haben und will es, offen gesagt, auch jetzt nicht. Im Juni versuchten wir, bei unseren Gönnern Mittel für den weiteren Betrieb des Colleges lockerzumachen und erreichten das Ziel nicht, das wir uns gesetzt hatten. Aufgrund Ihrer Verbindung zu den Damen Blackwell und Dr. Masefield befürchtete ich, diese Herrschaften würden ihren Einfluß geltend machen, unsere Geldquellen zu stopfen, falls wir Sie nicht aufnehmen sollten. Da verfiel ich auf eine Notlösung: Ich sagte mir, wenn die Studenten selbst Ihre Aufnahme ablehnen würden, wären das College und ich von jedem Vorwurf frei. Leider –« Er senkte etwas verlegen den Kopf – »ging mein schöner Plan nicht auf.«
    Er nahm seinen Zwicker ab und polierte die Gläser umständlich mit seinem Taschentuch. »Sie müssen wissen, Miss Hargrave«, sagte er, ohne sie anzusehen, »daß ich hier nicht beliebt bin. Den Studenten ist beinahe jedes Mittel recht, um mir eins auszuwischen. Da sie wußten, daß ich gegen Ihre Aufnahme sein würde, stimmten sie
für
Sie, um mich zu ärgern.«
    »So ist das also«, sagte Samantha kühl. »Und ich war so naiv zu glauben, man hätte mich aus Einsicht aufgenommen. Dabei hat man mich nur benutzt.«
    »Tragen Sie es ihnen nicht nach, Miss Hargrave. Die jungen Männer haben Sie doch inzwischen als völlig gleichberechtigt in ihren Reihen aufgenommen. Ich habe den Eindruck, sie freuen sich jetzt darüber, daß Sie hier sind.«
    »Aber das alles erklärt noch nicht, wieso bei meiner Ankunft alle so überrascht waren, Dr. Jones.«
    Er drückte den Zwicker wieder auf seine kurze, knollige Nase. »Keiner hat erwartet, daß Sie tatsächlich kommen würden, Miss Hargrave. Wir waren überzeugt, Sie würden noch vor Semesterbeginn die Torheit Ihres Vorhabens einsehen. Das ist bei vielen Frauen so, die zunächst den Wunsch haben, Medizin zu studieren. Als wir dann von Mr. Rutledge, dem Hotelbesitzer, hörten, die neue Studentin sei angekommen –« Dr. Jones zuckte die Achseln. »Und als Sie dann bei mir im Büro erschienen – nun, das müssen Sie doch verstehen.«
    »Ich verstehe gar nichts, Dr. Jones.«
    Er wurde krebsrot. »Miss Hargrave, wir hatten uns vorgestellt, sie wären zwei Meter groß, sprächen im tiefsten Baß und hätten womöglich einen Schnurrbart.«
    Einen Moment lang starrte Samantha ihn entgeistert an, dann drückte sie hastig die Hand auf den Mund, um das Lachen zu unterdrücken.
    {147} Er neigte sich verlegen über seine Teetasse und gab noch einen Würfel Zucker hinein. »Aber nun sind Sie einmal hier, Miss Hargrave, und irgendwie müssen wir damit zurechtkommen. Sie haben jetzt die Studenten auf Ihrer Seite und auch einige der Dozenten. Ich persönlich bin noch nicht überzeugt. Ich will offen sein: Ich finde, Frauen haben in der medizinischen Wissenschaft nichts zu suchen.«
    »Aber, Dr. Jones, die Frau ist doch die geborene Ärztin. In ihrer Eigenschaft als Mutter muß sie sich um das leibliche Wohl ihrer Familie kümmern. Seit jeher sind Mütter immer auch Ärztinnen gewesen. Es würde mich wirklich interessieren, Dr. Jones, woher man die Überzeugung nimmt, daß Gott nur Männer für den Arztberuf bestimmt hat.«
    Sein Ton wurde frostig. »Das will ich Ihnen gern sagen, Miss Hargrave. Das, was Sie eben geschildert haben, war nicht
Wissenschaft,
das war gewissermaßen Hausmannskost. Mit dem Aufstieg der Medizin zur ernsten Wissenschaft ergab es sich von selbst, daß sie zur Domäne des überlegenen Intellekts, nämlich dem des Mannes, wurde.«
    »Aber Frauen –«
    Er hob abwehrend die Hand. »Sparen Sie sich Ihre Worte, Miss Hargrave. Wie ich schon sagte, Sie sind nun einmal hier, und wir werden versuchen müssen, das Beste daraus zu machen. Aber ich möchte Ihnen einige Verhaltensmaßregeln geben, die ich Sie zu beachten bitte.«
    Samantha hatte Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Ich erwarte von Ihnen, daß sie zu jeder Zeit tadelloses, damenhaftes Benehmen zeigen. Sie werden jeden Verkehr mit den Studenten und Dozenten unterlassen –«
    »Aber wieso denn, Dr.

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