Sturmkaempfer
»Ich will, dass du verstehst, warum das eine gute Idee ist. Wir haben auf dem Rückweg zu viel Zeit miteinander verbracht. Ich möchte nicht, dass es zwischen uns böses Blut gibt. Du bist noch immer jung und heißblütig, ich aber bin wohl etwas zu festgefahren in meinen Ansichten.«
Isak blickte weiter auf den Boden, um sein Lächeln zu verbergen, für den Fall, dass dem alten Lord das Komische in seinen Worten verborgen geblieben war. Der Krann wusste ja, dass er aufbrausend war, aber Bahls Temperament war für die Leute, die ihn umgaben, eine mindestens ebenso große Gefahr.
»Dann stimme ich zu, mein Lord. Ich möchte kein Gefangener in diesem Palast sein, ständig auf der Hut vor dem nächsten Estashanti-Meuchler. Und wer würde schon die Möglichkeit ausschlagen,
Narkang zu besuchen?« Er zwang sich zu einem Lächeln, um den letzten Rest Anspannung zu vertreiben.
»Wir werden später noch weiter darüber sprechen, aber es gibt eine dringendere Angelegenheit, eine nämlich, die in gewissem Maße deine Reizbarkeit erklärt. Fühlst du, dass etwas anders ist? Dass etwas nicht stimmt?«
Isak warf seinem Herrn einen fragenden Blick zu, denn er wusste nicht, was Bahl von ihm erwartete. Der Lord seufzte.
»Schon gut, ich war nicht sicher, ob du es erkennen könntest, aber ich glaube, es beeinflusst dich dennoch. Du wirst es gewiss bemerken, sobald du seine Anwesenheit stärker gespürt hast.«
Isaks Gesicht blieb ausdruckslos. Bahl stand auf und breitete verzeifelt die Arme aus. »Wir haben einen Besucher. Ich habe ihn erst bemerkt, nachdem wir die Elfen vertrieben hatten, aber jetzt ist er in der Stadt und kurz davor, an unserem Tor anzukommen. Nimm dein Schwert auf und komm mit mir. Wir wollen ihn empfangen. Aber halte dein Gemüt im Zaum. Er neigt nicht so zum Verzeihen, wie andere das tun.«
Isak wartete auf einen Namen, aber Bahl beachtete ihn nicht, sondern trat mit einem kleinen Lächeln um ihn herum und öffnete die Tür.
Das Hauptgebäude war vier Stockwerke hoch und unter ihm erstreckten sich weitläufige Keller. Bahls Räumlichkeiten, die den Großteil des kleinen obersten Stocks einnahmen, waren von einem Balkon umgeben, von dem man über das spitze Dach der großen Halle hinweg auf die Stadt blicken konnte. Der Palast war wesentlich praktischer angelegt, als der Name glauben machte, denn ihm fehlte all der Schmuck, durch den sich die Häuser der reichsten Adligen in der Stadt auszeichneten. Nur in Kleinigkeiten, wie der Anzahl der Glasfenster, offenbarte sich der Festungscharakter des Tirah-Palastes.
Beide Männer trugen weiche Lederstiefel. Trotz ihrer Größe
schritten sie die Haupttreppe so leise wie Panther herunter und erschreckten einen Soldaten und eine Magd, die an ihrem Ende verschwörerisch miteinander sprachen. Beide zuckten zusammen, als sich Isak unmittelbar hinter ihnen räusperte. Isak schmunzelte, als sie sich verbeugten und dann rasch aus dem Weg sprangen, weil Bahl unaufhaltsam weiterging.
In der Großen Halle zogen sie einige neugierige Blicke auf sich, doch sie wurden abgelenkt, als das Warnhorn durch die klare Winterluft hallte. Die Männer sprangen so schnell auf die Füße und griffen nach ihren Waffen, dass Schüsseln, Gläser, Krüge und Besteck durch die Luft flogen. Zwei Wachen waren gerade hereingekommen, als das Horn erklungen war. Als das lautere eiserne Klingen des Angriffsalarms erklang, hatten sie ihre Waffen schon gezogen und waren bereit.
Bahl ging, unerschütterlich ruhig, durch die offene Tür, und Isak folgte ihm noch immer auf dem Fuße. Die Stufen, die zum Übungsplatz hinabführten, waren vereist und rutschig, aber er schritt eilig hinunter und hielt geradewegs auf die Vorburg zu. Isak bemerkte ein helles Licht, das aus dem sonst dunklen Tunnel strahlte.
Er beeilte sich, mit Bahl Schritt zu halten, da traf ihn eine Welle der Erkenntnis und erschütterte ihn bis ins Innerste. Er konnte den Nachhall von Magie spüren, ein seltsames Gefühl, bei dem ihn all seine Nerven schreiend vor Gefahr warnten. Er griff so plötzlich nach Eolis, dass die an ihm vorbeieilenden Geister überrascht zurückwichen.
Die Klinge hatte er bereits halb gezogen, als ihm auffiel, dass der alte Lord noch immer völlig sorglos erschien. Er konnte es mit Sicherheit auch spüren, aber es schien ihn nicht zu scheren. Isak steckte Eolis wieder in die Scheide, lief los und holte ihn ein. Jetzt erkannte er den Unterschied, den Bahl erwähnt hatte, das Gefühl, dass etwas nicht
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