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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ein Stück davon abzuschlagen, um den Durchgang zu erweitern. Vielleicht schon vor langer Zeit.
    Der Fackelschein fiel über die leeren Innenseiten des Panzers, über höckerige, symmetrisch gefurchte Oberflächen. Jemand hatte grobe Muster in den Stein gekratzt, Spiralen, Wellen und rätselhafte Zeichen.
    »Waren das die Dschinne?«, flüsterte Sabatea.
    »Oder die Roch. Das Biest muss schon vor einer Ewigkeit gestorben sein, lange vor dem Ausbruch der Wilden Magie. Nichts versteinert innerhalb von fünfzig Jahren.«
    »Es sei denn durch Wilde Magie.«
    »Ja, vielleicht.«
    Langsam schwebten sie in das Innere des leeren Panzers. Weiter vorn wurde es enger, bis sie nach zehn oder fünfzehn Metern an eine Stelle gelangten, an der man den vorderen Teil des Wesens zertrümmert hatte. Überreste der versteinerten Schädelplatten lagen wie zerbrochene Schalen eines Rieseneis auf dem Felsboden. Sabatea lenkte den Teppich darüber hinweg, hinaus in die Tunnelröhre.
    »Wie klein genau kann so ein Ifrit sein?«, fragte sie leise. »Klein genug, um sich hier zu verstecken?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie atmete tief durch. »Machen wir, dass wir hier wegkommen.«
    Der Teppich wurde wieder schneller. Tarik kam es vor, als bekäme er besser Luft als noch vor wenigen Minuten.
    »Da ist Licht!« Sabatea hatte merklich Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
    Erst jetzt wurde ihm klar, wie steil der Tunnel mittlerweile anstieg. Die Öffnung an seinem Ende kam näher, war nahezu kreisrund.
    Tageslicht.
    Sabatea verlangsamte den Flug. Dort draußen mochte Gott weiß was auf sie warten. Fast bedächtig näherten sie sich dem Ausgang des Tunnels. Tarik horchte auf verräterische Laute. Nichts außer dem Säuseln des Windes an den Felsenrändern. Sein gesundes Auge musste sich erst an die Helligkeit gewöhnen; es kam ihm vor, als dauerte es viel länger als sonst.
    Das Sonnenlicht kam näher.
    Eine strahlende Scheibe, aus der sich allmählich Konturen schälten. Umrisse entfernter Berggipfel. Vereinzelte Wolken vor einem Himmel, der im ersten Augenblick fast weiß erschien und sich dann blau färbte.
    Schließlich waren sie draußen.
    Tarik schrie auf.
    Sabatea wirbelte halb herum. »Was ist?«
    Er hatte nicht gewusst, dass Helligkeit so schmerzhaft sein konnte. Sein linkes Auge, gerade noch blind und in absoluter Schwärze gefangen, wurde auf einen Schlag von grellem Licht geflutet. Panisch riss er die Hand hoch, verlor die Fackel und presste die Finger aufs Auge. Die Helligkeit verwandelte sich in ein Inferno aus explodierenden Farben, die sich erst allmählich zu Punkten zusammenzogen und erloschen.
    »Tarik! Was ist los?«
    Zögernd nahm er die Hand herunter. Licht glühte düsterrot durch sein geschlossenes Augenlid. Vorsichtig versuchte er, es zu öffnen. Sofort brach die Helligkeit erneut über ihn herein, stieß seinen Kopf in den Nacken wie ein Hieb.
    »Tarik!« Panik lag jetzt in Sabateas Stimme. Er sah nicht, wo sie sich befanden, spürte aber, dass sie noch in der Luft waren, irgendwo im Freien. »Was hast du denn?«
    Das Licht war kaum zum Aushalten. Einen Moment lang sah er nun auch mit dem linken Auge die Umrisse des Gebirges, sogar eine Andeutung von Wolken. Aber die Helligkeit war zu grell und stechend, sein Widerstand erlahmte. Erneut drückte er die Hand aufs Auge.
    »Ich brauche eine Binde«, brachte er leise hervor. »Irgendwas, um es abzudecken.«
    »Ich lande irgendwo.«
    »Nein. Ich schaff das auch hier oben.« Umständlich begann er, sich mit einem Arm das Wams über den Kopf zu ziehen. Er musste die Hand dazu herunternehmen, doch diesmal zwang er sich, die Lider geschlossen zu halten. Blind riss er einen Ärmel von dem morschen Kleidungsstück, klemmte den Rest zwischen die Knie und wickelte sich den breiten Wollstreifen schräg übers Gesicht, sodass das linke Auge vollständig bedeckt war. Dann erst wagte er, beide Augen vorsichtig zu öffnen. Durch das Gewebe fiel Licht, aber nicht genug, um ihn abermals zu blenden. Vor dem gesunden rechten Augen formte sich wieder die Umgebung, erst verschwommen, dann immer deutlicher.
    Sabatea hielt den Teppich hoch in der Luft, lenkte ihn über ein felsiges Tal hinweg. »Geht’s?«, fragte sie besorgt.
    Er nickte, während er das Hemd überstreifte und den verbliebenen Ärmel über den Ellbogen schob. »Kannst du den Ifrit irgendwo sehen?«
    »Nein. Was ist passiert?«
    Er beschrieb es ihr, so gut er konnte. Das Auge pochte gedämpft vor sich hin, ein Echo seines

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