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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Letzter auf seinem Teppich durch das Loch im Boden des staubigen Moscheekellers hinab in den Abgrund schwebte.
    Kurz nach dem Gespräch mit dem Großwesir hatte Junis erfahren, dass die Dschinne versucht hatten, auch im Inneren Bagdads Schlammvulkane zum Ausbruch zu bringen. Doch der Untergrund der Stadt war durchzogen von einem endlosen Labyrinth uralter Tunnel und Säle – die Keller und Fundamente einer Tempelanlage, die lange vor der Erbauung Bagdads hier am Ufer des Tigris gestanden hatte. Der Schlamm war nur an einigen wenigen Orten bis an die Oberfläche gelangt. Stattdessen hatte sich ein Großteil der kochend heißen Flut in den Katakomben verteilt.
    Seit die Vulkane versiegt waren, stand der Schlamm in dem lichtlosen Irrgarten fast eine Mannslänge hoch. Über der Oberfläche blieb gerade genug Platz, dass ein Reiter auf seinem Teppich darüber hinwegschweben konnte. Falls er die Hitze und die fauligen Gase ertrug. Und falls der Schlamm andernorts nicht noch höher stand.
    Das Muster gehorchte nur widerstrebend, als Junis es aufforderte, den Gardisten in die Tiefe zu folgen. Er konnte es dem Teppich schwerlich verübeln. Dies war ein altes Knüpfwerk, das viel erlebt hatte, schon vor dem Ausbruch der Wilden Magie und der Spaltung der Welt. Es besaß keinen eigenen Willen, auch wenn es manchmal so schien; im Drachenhaar jedoch, das in seinen Fasern verarbeitet war, steckte genug Instinkt, um offensichtlichen Gefahren aus dem Weg zu gehen.
    Unter dem Moscheekeller, durch den sie in die Tempelkatakomben gelangten, befand sich ein weites Gewölbe. Der Schlamm kochte nicht mehr, aber noch immer ging eine ungeheure Hitze davon aus. Dampf stieg von der schwarzen Kruste empor. Die Feuchtigkeit würde den Teppichen schon bald zu schaffen machen. Viel Zeit blieb ihnen nicht, um den Ausgang zu erreichen.
    Der Gardist vor Junis beugte sich über den Rand seines Teppichs und stieß mit dem Schwert durch die Oberfläche; die harte Schicht war allerhöchstens fingerdick und würde unter dem Gewicht eines Menschen sofort zerbrechen.
    Sie alle hatten sich feuchte Tücher vor Mund und Nase gebunden, aber schon nach den ersten Augenblicken war klar, dass sie gegen den Gestank nichts bewirkten. Darunter wurde es nur noch heißer, und die Schwefeldämpfe drangen schon bald durch das Gewebe.
    Man hatte Junis erklärt, dass das alte Tempellabyrinth unter den Stadtmauern hindurch bis weit in Bagdads Umland reichte. Einst geheime Fluchtwege, würden die Tunnel sie nun zu verborgenen Ausgängen inmitten der feindlichen Armeen führen.
    Der Plan sah vor, dass die zehn Gardisten im Schutz der Nacht die Tunnel verlassen und in dem fremden Heerlager eine Reihe von Attentaten auf die Dschinnfürsten und ihre Kettenmagier ausführen sollten. Alle zehn waren geschult im lautlosen Kampf, im Töten aus dem Hinterhalt. Ob das ausreichen würde, um gegen die Zauberei eines Kettenmagiers und die Macht der Fürsten anzutreten, war zweifelhaft. Keiner rechnete damit, lebend in die Stadt zurückzukehren.
    Die Moschee lag unweit der Stadtmauern, darum hatte man den Zugang in ihren Kellern ausgewählt. Laut der Karten, die bei der Erbauung Bagdads von Teilen der Tempelkatakomben angefertigt worden waren, verlief der unterirdische Weg ins Heerlager der Dschinne in gerader Linie nach Süden. Bis zum Ausgang am anderen Ende war es nicht weit, keine dreitausend Meter.
    Der Tunnel empfing sie mit Hitze und Schwefelgestank. Die langen Gardeteppiche waren schmal genug, dass zwei von ihnen nebeneinander fliegen konnten. Junis, der auf seinem eigenen ritt, flog allein am Ende der Kolonne. Es war zu dunkel und der Tunnel zu rauchgeschwängert, um die vorderen Männer erkennen zu können. Nur ihre Lampenlichter schwebten vor ihm in der Finsternis. Es fiel nicht schwer, ihnen zu folgen.
    Er hielt sich so hoch wie möglich über dem Schlamm, mit dem Kopf knapp unter der Tunneldecke. Die trügerische Kruste unter ihm war immer wieder von Rissen durchzogen, aus denen beißender Qualm aufstieg. Der faulige Geruch schien selbst durch seine Poren zu dringen. Schlimmer noch aber war die Benommenheit. Schon nach den ersten Metern spürte er einen diffusen Schwindel, der bald immer stärker wurde. Er war nicht mehr sicher, ob der Teppich unter ihm schwankte oder ob die Bewegungen nur in seinem Kopf stattfanden. Er sandte Befehle ins Muster, die das Knüpfwerk beruhigen sollten. Ohne Erfolg.
    Warum flogen die Männer vor ihm nicht schneller? Wussten sie denn nicht, dass

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