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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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breiten Schultern und kräftigen Händen, die er zu Fäusten geballt auf den Rand des Pergaments gestemmt hatte. Die Knöchel traten weiß hervor, und er sah aus, als hätte er nur zu gern damit auf irgendetwas eingeschlagen. Erst recht, als der Hauptmann ihn ansprach und leise Bericht erstattete.
    Ungehalten blickte der Mann auf. Seine dunklen Augen richteten sich auf Junis. Ein Flackern von Neugier, dann wieder Härte. »Du behauptest also, du bist ein Sturmkönig?«
    Die Gespräche der anderen Befehlshaber verstummten. Alle Gesichter wandten sich dem Neuankömmling im Eingang zu.
    »Mein Name ist Junis al-Jamal, und ich bin mit den Sturmkönigen in die Schlacht gegen die Dschinne geritten.«
    »Der Hauptmann sagt mir, du wärst auf einem Teppich geritten, nicht auf einem Sturm.«
    »Ich war erst wenige Wochen bei ihnen, als die Dschinne sie… als sie von den Dschinnen geschlagen wurden. Ich bin der einzige Überlebende.«
    Ein Raunen. Erstaunte Gesichter, aber kein Mitgefühl. Nur der graubärtige Mann sah für einen Augenblick beinahe betroffen aus. Doch er hatte sich sofort wieder im Griff. »Die Sturmkönige wurden vernichtet?«
    »Wir haben die Dschinnarmee angegriffen, die von Osten auf Eure Stadt zumarschiert ist. Wir glaubten, dass wir sie in den Tälern der Zagrosberge einkesseln könnten. Aber« – er zögerte – »unsere Anführer haben sie unterschätzt. Die Dschinne hatten vier Kettenmagier dabei und drei ihrer Fürsten. Die Magier haben… Wesen heraufbeschworen. Ungeheuer mit sechs Armen.«
    »Kali-Assassinen«, murmelte der Mann mit dem verbrannten Arm in der Schlinge.
    Junis nickte. »Die Kettenmagier wurden besiegt. Ich selbst habe einen der Dschinnfürsten getötet. Aber das alles hat nichts -«
    »Junis al-Jamal, hast du gesagt?« Der Mann nahm die Fäuste vom Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist nicht lange her, da tauchte jemand bei uns auf, der ebenfalls von sich behauptet hat, er hätte einen der Fürsten getötet. Und sein Name war -«
    »Tarik al-Jamal«, bestätigte Junis mit knappem Nicken. »Mein Bruder.«
    Die Männer am Tisch wechselten finstere Blicke. Junis war nicht sicher, ob die Erwähnung Tariks eine gute Idee gewesen war.
    Der Mann mit dem grauen Bart trat an den anderen vorbei auf ihn zu. »Ich bin Faruk. Der Großwesir des Kalifen von Bagdad.«
    »Ich habe gehört, was geschehen ist«, sagte Junis. »Seid Euch meiner Trauer um unseren Gebieter gewiss.« Das klang sehr förmlich, vielleicht zu förmlich. Aber im Augenblick war Harun al-Raschids Tod vermutlich die geringste Sorge dieser Männer.
    »Wie haben die Sturmkönige davon erfahren?«, erkundigte sich der Großwesir. Sein Mienenspiel war zu beherrscht für offenen Argwohn.
    »Das haben sie nicht. Aber auf dem Weg hierher bin ich meinem Bruder begegnet. Er reist nach Süden, an der Seite eines Mannes namens Khalis und dessen Leibwächter, einem Byzantiner.«
    Der Mann mit der Armbinde spie aus. »Leibwächter! Ein verdammter Ifritjäger ist er, nichts sonst.«
    Faruk schenkte dem Verwundeten einen strafenden Blick, wandte sich aber gleich wieder an Junis. »Das klingt, als sagest du die Wahrheit. Wir hatten gehofft, dass die Sturmkönige in die Schlacht eingreifen würden.«
    »Dazu ist es zu spät«, sagte Junis.
    »So bringst du uns nichts als schlechte Nachrichten.«
    »Vor allem bringe ich Euch einen Plan, wie die Dschinne zu besiegen sind.« Das grenzte an eine Lüge, und so schienen es auch die Männer im Raum zu sehen. Rasch fügte er deshalb hinzu: »Zumindest eine Chance, sie zu besiegen.«
    »Er ist ein Schwätzer«, sagte einer der Befehlshaber.
    »Wir verschwenden hier unsere Zeit«, rief ein anderer.
    Faruk musterte Junis mit durchdringendem Blick. »Was hatte Khalis bei sich, als du ihm und den beiden anderen begegnet bist?«
    »Seine tote Tochter in einem Schrein voller Honig. Und«, fügte er hinzu, weil er die Finte des Wesirs durchschaut hatte, »es waren nicht nur Tarik und der Byzantiner bei ihm, sondern auch eine Frau und zwei -« Er suchte nach dem passenden Wort, ehe ihm klar wurde, dass er über Nachtgesicht und Ifranji nicht das Geringste wusste. Darum sagte er nur: »Geschwister.«
    »Zwei Diebe und eine Mörderin«, schimpfte einer der Befehlshaber. »Weil der verfluchte Magier endgültig den Verstand verloren hat.«
    Der Großwesir sah nachdenklich zu Boden. Dann hob er langsam den Kopf und deutete auf die Tür. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Seine Stimme

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