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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nach Süden folgten. Das weiße Ross wurde von Westen her lodernd angestrahlt und glühte vor ihnen am Himmel wie eine Sternschnuppe, die ihnen den Weg wies.
    Die Dunkelheit rückte näher, ein violettes Flirren im Osten. Der Erdboden blieb düster, auch wenn es eine ganze Weile her sein musste, seit das Gewitter hier getobt hatte. Es gab keine Rinnsale mehr, keine stehenden Pfützen. Trotzdem machte das Land den Eindruck einer Wasseroberfläche, erst recht als die Sonne den Horizont berührte und fantastische Spiegelungen über dem Boden irrlichtern ließ. Nur dass sich dort unten nichts rührte. Alles war starr wie ein Meer aus Kristall.
    »Das also haben sie gemeint«, flüsterte Sabatea. »Die Wilde Magie hat das Land verändert – das hat man uns doch wieder und wieder erzählt. Und das da unten hat sie daraus gemacht.«
    Wie gefrorene Wogen eines Ozeans wellte sich die schimmernde Erdoberfläche nach Süden. Es gab Erhebungen und Täler, vor allem aber strähnig verzerrte Gebilde, fremdartiger als jede Felsformation. Als hätte jemand mit gewaltigen Händen in flüssiges Glas gegriffen, etwas davon emporgeschöpft und es dann so lange zwischen den Fingern zurückrinnen lassen, bis es mitten im Sturz erkaltet und ausgehärtet war. Wie verdrehte Baumstämme mit gigantischen Luftwurzeln sahen manche dieser Strukturen aus; andere ähnelten fantastischen Tieren. Aber falls die Wilde Magie tatsächlich eine solche Glut freigesetzt hatte, dass der Sand bis zum Horizont zu Glas zerschmolzen war, musste jegliches Leben dabei unweigerlich zu Asche zerfallen sein.
    Trotzdem blieb der Eindruck, dass sie dann und wann erstarrte Herden überquerten, manchmal auch menschenähnliche Titanenleiber, die sich halb aus dem Boden erhoben hatten, um mitten in der Bewegung zu bizarren Bergen aus Glas zu erstarren.
    »Nachtgesicht!«, rief Tarik zum Teppich der Geschwister hinüber. »Kennst du diese Gegend?«
    Der ehemalige Karawanenführer schüttelte den kahlen Schädel. »Seit wir in das Gewitter geflogen sind, ist nichts mehr so, wie es sein sollte. Nicht nur das Land unter uns. Die Sonne hat schon blutrot geschienen, als sie noch gar nicht tief genug stand. Die Winde kreuzen sich aus allen möglichen Richtungen und sind einmal sogar steil von oben gekommen – habt ihr das nicht bemerkt? Und während des ganzen Unwetters hat es kein einziges Mal nach Regen gerochen, auch nicht, als sich die Schneise fast über uns geschlossen hat.«
    Tarik ließ den Teppich beschleunigen und brachte ihn auf eine Höhe mit Khalis. Almarik holte auf und zog seinen Teppich auf die andere Seite des Magiers. Seine Aufgabe als Leibwächter erfüllte er äußerst pflichtbewusst.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Tarik ohne Umschweife.
    »Woher soll ich das wissen? Wenn ich Vermutungen anstellen soll, dann würde ich sagen, wir sind Skarabapur ein gutes Stück näher gekommen. Und falls dir das Sorge bereitet, Schmuggler, dann hättest du nicht mitkommen dürfen.«
    »Du hast mich darum gebeten.«
    »Ja, ich weiß. Und ich bin noch immer überzeugt, dass du wichtig bist für das, was uns bevorsteht.«
    Der Byzantiner verzog verächtlich die Mundwinkel. Mit dem Gewitter und Khalis’ Zauberei hatte schlagartig auch das teuflische Jucken nachgelassen. Der Ifritjäger war wieder so gefasst wie zuvor. Tarik glaubte tief in sich ein leises Wispern zu hören, eine Aufforderung, Almarik möglichst bald loszuwerden, bevor er zu einer Gefahr für sie alle werden konnte. Er ignorierte das feine Ziehen, das bis zu den Fingern seiner rechten Hand reichte – seiner Schwerthand, verdammt noch mal –, und dachte zugleich, dass sich der Narbennarr noch nie zuvor mit einer so klaren Aufforderung zu Wort gemeldet hatte. Fast einem Befehl.
    Er schüttelte abrupt den Kopf, um den fremden Einfluss zu vertreiben. Fahrig unterdrückte er sein Erschrecken über dessen unerwartete Klarheit und Kraft und versuchte zugleich, die Kopfbewegung zu etwas anderem umzumünzen. »Du wolltest, dass ich so etwas wie den Anführer auf unserem Flug nach Süden spiele, Khalis. Aber das bin ich nicht. Und eigentlich hast du mich auch gar nicht deswegen gefragt, ob ich mitkomme, nicht wahr?«
    Der Magier zuckte die Achseln. »Das Elfenbeinpferd hört auf die Emirstochter, und Sabatea hört auf dich. Das macht dich in der Tat zu so etwas wie einem Anführer. Findest du nicht?«
    Tarik erwartete zornigen Einspruch von Sabatea, aber sie würdigte den Magier keines Widerwortes. Sie hatte Khalis

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