Sturmkönige 03 - Glutsand
hätte der mit einer Weidenrute zugeschlagen. Die große Klinge prallte von Junis’ Schwert, die Kraft des Angriffs ließ die dreigliedrigen Arme des Kriegers erzittern. Das zornige Heulen aus seinem Maul wurde noch lauter. Seine Augen verengten sich, als er abermals auf seinen menschlichen Gegner eindrang.
Junis war kleiner als er, und der Dschinn konnte über ihn hinwegschweben und ihn von oben attackieren. Aber er parierte auch den zweiten Angriff, wirbelte in derselben Bewegung herum, hinter dem Krieger her und stieß sich zugleich vom Boden ab. Der Sprung trug ihn höher, als er erwartet hatte, und seine Klinge schlitzte die Unterseite des Dschinns der Länge nach auf. Einen Moment lang geriet der Koloss ins Taumeln.
Junis versuchte, die beiden Dschinnfürsten und ihre Beschwörungen im Auge zu behalten. Ihre Finger schrieben weiterhin Symbole in die Luft, verschlungene Zeichen, die einen Atemzug lang nachglühten und sich auflösten. Dschinnfürsten konnten keine so mächtigen Zauber wirken wie die Kettenmagier, aber sie waren keineswegs wehrlos. Etwas würde geschehen, stand kurz bevor, und es war nicht gut, dass er sich mit dem Krieger aufhalten musste, während die Fürsten ungestört ihren magischen Angriff vollzogen.
Das Brüllen seines Gegners wurde wieder lauter, als der Dschinn im Flug herumfuhr und erneut auf ihn zuschoss. Notgedrungen wandte Junis den Blick von den schwebenden Knochenthronen ab und wich der Attacke des Leibgardisten mit einem katzenhaften Sprung zur Seite aus. Obwohl er keine Stimme mehr in sich hörte, spürte er die fremde Macht wie Lava in seinen Blutbahnen. Da war ein zweites Pulsieren in seiner Brust, schneller und kräftiger als sein eigenes Herz, wie ein Trommler am Bug einer Galeere, der den Sklaven den Rhythmus vorgibt. Als wäre da ein anderer, der ihm sagte, was zu tun war und, schlimmer noch, wie er es tun sollte.
Die Klingen prallten abermals aufeinander. Ein silbriges Funkeln wehte von den Dschinnfürsten auf ihn zu, ein feiner Nebel wie aus glitzerndem Staub. Bevor ihn die Schwaden erreichen konnten, prallten sie von einer unsichtbaren Wand ab, zogen sich zusammen, dehnten sich wieder aus und verwirbelten zu nichts. Die Fürsten stießen ein wütendes Knurren aus, als eine Macht, die sie für gebannt gehalten hatten, ihre eigene abwehrte.
Junis ließ sich nicht mehr beirren. Unter dem Zorngeschrei der vier Dschinne an den Ketten trieb er den fünften mehrere Meter zurück in Richtung des Feuers. Die Flammen leckten nach dem gewaltigen Krieger, aber er kam ihnen nicht nahe genug, dass sie ihn ernsthaft hätten gefährden können. Stattdessen trieb ihn die Hitze in seinem Rücken zu einem heftigen Gegenangriff, und nun war es Junis, der Schritt um Schritt zur Rampe zurückweichen musste. Aus dem Augenwinkel sah er das Sklavenmädchen zwischen den Knochenthronen am Boden knien; ihr Oberkörper war kraftlos nach vorn gesackt, das Kinn auf die Brust gesunken, aber den Arm hatte sie noch immer anklagend ausgestreckt.
Mit einer Parade, die dem Dschinn fast das Schwert aus der Hand prellte, machte er seinem Rückzug ein Ende. Er erwiderte den Angriff mit einer Serie so kräftiger Schläge, dass der Dschinn einmal mehr zurückwich und unvorsichtig wurde. Junis sah eine Lücke im Geflecht seiner Abwehrschläge und rammte die Klinge des Byzantiners kaltblütig nach vorn. Der Stahl stieß durch einen Spalt zwischen Harnisch und Kettengewebe, bohrte sich in den Leib des Dschinns – und wurde Junis aus den Händen gerissen.
Der sterbende Krieger polterte zu Boden und begrub das Schwert seines Gegners unter sich. Sein eigenes aber rutschte klirrend über den Boden, wurde aufgehalten vom Sand, den die Winde vieler Jahrhunderte in die Zikkurat getrieben hatten, und blieb unmittelbar vor Junis’ Füßen liegen. Der zögerte nicht, ergriff die riesige Klinge mit der Kraft, die Jibril ihm verlieh, und stürzte damit auf einen der Dschinnfürsten zu.
Die Kreatur auf dem Knochenthron kauerte da wie ein müder, alter Mann – das sah Junis jetzt noch deutlicher.
Ihre Zaubermacht war in zwei Richtungen gewandt: einmal auf Jibril, der davon noch immer so geschwächt wurde, dass er sich nicht aus den Ketten befreien konnte, und auf Junis, den wiederum nur die Schutzmacht Jibrils vor den Todeszaubern der Fürsten bewahrte. Aber er machte sich nichts vor: Jeden Augenblick musste ihnen klar werden, dass sie ihm zwar mit reiner Kriegsmagie nichts anhaben konnten, ihn aber womöglich auf
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