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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hatte.
    Junis wurde zurück zum Rand der Rampe geschleudert, kam auf Schulter und Rücken auf und verlor das fremde Schwert. Die Klinge rutschte über die Kante und schlitterte die Schräge hinab, ehe es außerhalb seiner Reichweite liegen blieb. Der Aufprall jagte Schmerzen durch seinen Körper, aber er nahm sie kaum wahr. Sein Blick haftete an dem wogenden Tentakelnest aus weißem Licht, das noch immer unter der Decke hing, und darin, in seinem Zentrum, der aufrecht schwebende Junge.
    Jibril hatte die Arme vor der Brust verschränkt wie ein teilnahmsloser Beobachter, der das Geschehen von hoch oben verfolgte. Sein Kopf war nach vorn gesunken. Junis nahm an, dass seine Augen geschlossen waren. Dann aber fing er einen Blick des Jungen auf und schauderte. Einige Herzschläge lang war er nicht sicher, was er mehr fürchten sollte: die heulende Dschinnarmee draußen vor dem Turm oder Jibril inmitten der Helligkeit.
    Eine Gestalt raste aus dem Lichtorkan auf Junis zu. Ein Dschinn, dachte er noch – dann erkannte er das Sklavenmädchen. Ascheflocken bedeckten ihren Körper, die sehnigen Arme und Beine, die viel zu knochigen Schultern. Ihre Augen waren in Panik weit aufgerissen, aber sie war noch weit genug bei Sinnen, um den Lichttentakeln auszuweichen, deren Enden nun scheinbar unkontrolliert durch die Halle wirbelten. Hatte Jibril seine Macht nicht mehr unter Kontrolle? Oder noch nicht?
    Das Mädchen rannte zur Rampe, genau auf Junis zu. Er stemmte sich hoch, erkannte, dass all die Prellungen und Schürfwunden nun doch ihren Tribut forderten, und kam schwankend zum Stehen. Was Jibril ihm eben an Kraft geschenkt hatte, schien er doppelt wieder einzufordern.
    Er fühlte sich noch geräderter als zuvor, die Umgebung drehte sich vor seinen Augen.
    »Warte!«, rief er ihr zu, als sie einen Atemzug lang aussah, als wollte sie sich auf ihn stürzen. Er hob schwankend die Arme, um sie abzuwehren, suchte in sich nach Zorn, fand aber nicht einmal Vorwürfe. Er verstand, warum sie ihn verraten hatte. Die Sturmkönige hatten so viele ihrer Leidensgenossen auf dem Gewissen, hatten so viele achtlos getötet, die jahrelang um ihr Überleben in den Dschinnlagern gekämpft hatten, dass es schwerfiel, irgendetwas anderes als Scham zu empfinden.
    Aber sie griff ihn nicht an. Im letzten Moment wich sie ihm aus, warf ihm einen hasserfüllten Blick zu und stürmte die Rampe hinunter.
    »Nicht!«, rief er hinter ihr her. »Du läufst ihnen genau in die Arme!« Nach allem, was hier geschehen war, spielte es keine Rolle, auf wessen Seite sie stand. Die Dschinne würden jeden Menschen töten, der ihnen von oben entgegenkam.
    Er fluchte, als sie nicht auf ihn hörte, und wollte ihr folgen, als hinter ihm ein neuerliches Zischen und Lodern erklang. Über die Schulter sah er, dass weitere Dschinne versuchten, durch Spalten und Bögen ins Innere der Zikkurathalle einzudringen. Die Lichttentakel fingen sie ab, bevor sie das Gemäuer betreten konnten. Die Krieger gingen in Flammen auf, sobald die glühenden Arme sie streiften, taumelten brennend durch die Luft, prallten gegen die Wände und hinterließen Fresken aus lodernden Hautfetzen.
    Junis wollte sich auf den Weg machen, um das Mädchen aufzuhalten, als er eine Stimme vernahm, die das Kreischen und Knistern der brennenden Dschinne übertönte.
    »Junis! Komm zu mir!«
    Er starrte den Jungen an, dort oben in der gleißenden Mitte des Lichterspektakels, und dachte, dass dies alles falsch war, so wie der Angriff auf das Heer in den Zagrosbergen, so wie die Tatsache, dass er schon einmal auf Jibril gehört hatte.
    »Ich muss dem Mädchen helfen«, gab er zurück.
    »Sie hat dich verraten.«
    »Du hast uns verraten, Jibril!« Überall um ihn vermischte sich das Feuer der flammenden Kadaver mit den weißen Lichttentakeln, wob Netze aus Helligkeit und Hitze. »Maryam und die anderen… Sie haben dir geglaubt, Jibril! Sogar ich habe dir geglaubt. Als du gesagt hast, dieser Krieg könnte gewonnen werden, wenn wir so werden wie die Dschinne… genauso grausam und skrupellos… da haben wir dir vertraut! Und als die Sturmkönige alles getan haben, was du ihnen geraten hast, da haben sie schreckliche Schuld auf sich geladen und sind trotzdem untergegangen.« Er ballte die Fäuste und wäre am liebsten mit bloßen Händen auf den Jungen losgegangen. »Verdammt, Jibril, du hast mich in den sicheren Tod geschickt, nur damit du genug Zeit hast um« – ihm blieb für einen Moment die Stimme weg – »um zu

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