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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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versagen. Wenn Maryam mir nicht geholfen hätte…« Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bringe dich von hier fort«, sagte Jibril und fing einen weiteren Schwarm Dschinne an einem der Eingänge ab. Die Feuer, die er dabei entfachte, waren von solcher Gewalt, dass sie die Krieger zerstäubten und als glühende Funkenwolken durch die Halle treiben ließen.
    »Ich gehe nirgends mit dir hin, Jibril!«
    »Begleite mich nach Skarabapur«, forderte der Junge ihn auf. »Suchen wir gemeinsam nach dem Dritten Wunsch!«
    Es war verlockend, all das hier hinter sich zu lassen und Tarik und Sabatea zu folgen. Falls sie überhaupt noch am Leben waren. Aber was dann? Ihre Mission war zum Scheitern verurteilt – sie wussten so gut wie nichts über den Dritten Wunsch –, und etwas sagte Junis, dass Jibrils Anwesenheit in Skarabapur die Dinge nicht einfacher machen würde. Und seine eigene? Dort gab es nichts für ihn zu tun, es gab kein Ziel, nur die vage Aussicht, seinen Bruder und Sabatea wiederzusehen.
    Hier aber konnte er versuchen, etwas wiedergutzumachen. Vergebung würde er keine finden, aber vielleicht die Hoffnung, doch noch etwas zu bewirken, das richtig war. Das mehr Sinn hatte als diese Befreiungsaktion, die Erfüllung eines Schwurs, den er nicht verstand und nicht mehr gutheißen konnte. Er hatte seinen Eid erfüllt. Er war fertig hier. Fertig mit Jibril.
    Ohne dem Jungen zu antworten, drehte er sich um und folgte dem Mädchen die Rampe hinunter. Er sah sie nicht mehr, hörte sie nicht. Ihr Vorsprung war kaum einzuholen.
    »Sei doch kein Narr, Junis!«, rief Jibril ihm hinterher, während sich die Tentakel um ihn zusammenzogen und zu einer anderen Bewegung verschmolzen, einer wirbelnden, tobenden Säule, unten am Boden sehr schmal, zur Decke hin immer breiter. Ein rotierender Trichter, erst aus Helligkeit, dann aus fauchenden Luftmassen. Ein Wirbelsturm im Zentrum der Halle, und in seinem Herzen der schwebende Jibril.
    »Ich kann dich retten!«, hörte Junis ihn noch einmal rufen, als er endgültig den Blick abwandte und die geschwungene Rampe hinab in das untere Stockwerk rannte. Im Laufen riss er das Dschinnschwert vom Boden, besudelt wie er selbst. Schwarze Fragmente klebten am Stahl, Spuren des pumpenden Organs im Inneren des Knochenthrons.
    Sein Versprechen an Maryam war eingelöst. Vielleicht war es richtig so, vielleicht nicht. Moral, Gerechtigkeit – das alles war ihm einerlei. Das Einzige, das er jetzt noch spürte, war Verantwortung. Für das, was die Sturmkönige den Sklaven der Dschinne angetan hatten. Und für das Kind, das hinter Rauschwaden und Ascheflug davonlief und gerade die nächste Rampe erreichte, den langen Spiralweg, der hinab ins Erdgeschoss führte.
    Er rief hinter ihm her, es möge stehen bleiben, auf ihn warten, gar nicht so unähnlich wie Jibril es gerade eben getan hatte – und ebenso vergeblich. Es hörte nicht auf ihn, und nicht einmal dafür konnte er ihm einen Vorwurf machen.
    Er meinte, aus den Tiefen der Zikkurat das Geschrei nahender Dschinne zu hören. Sie mussten jeden Moment auf das Mädchen treffen, dann auf ihn.
    Er stürmte quer durch den unteren Saal, sprang über die Kante fast zwei Meter tief auf die Spiralrampe und folgte ihr weiter abwärts. Er schwankte beim Laufen, die schwere Dschinnklinge zog ihn vornüber. Schutt und Sandwellen bildeten Stolperfallen auf dem Boden, der ihm nun viel abschüssiger erschien als beim Aufstieg. Er schlitterte, stürzte, sprang wieder auf und rannte weiter. Das Gebrüll der Dschinne wurde lauter, kam immer näher.
    Einmal passierte er einen Durchbruch in der Außenmauer und sah verwischt dort draußen etwas vorüberziehen, einen mächtigen Wirbelsturm wie ein himmelhohes Gespenst, heulend und schemenhaft. Sah, wie er sich von der Zikkurat entfernte und dabei eine breite Spur ins Lager der Dschinne fräste. Noch mehr Tote, auch unter den Sklaven in den Gehegen.
    Dann war er an der Öffnung vorüber, vergaß Jibril und die Freiheit dort draußen, entdeckte das Mädchen vor sich und riss das Schwert hoch, um es zu verteidigen.
    Sie war stehen geblieben und hatte sich umgewandt. Ihre ausgemergelte Brust hob und senkte sich, aber sie stand aufrecht, fast stolz, und blickte ihm entgegen.
    In ihrem Rücken fegte eine Masse aus Dschinnkriegern heran, spaltete sich und strömte rechts und links an ihr vorüber. Junis konnte dabei nur in ihr Gesicht blicken, las diese maßlose Wut darin, die Verachtung. Dann schloss sich die Phalanx der Dschinne

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