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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Volk, nur noch ein Schatten von dem, was ihre Vorfahren offenbar einmal waren.«
    »Die Brutmutter hat Amaryllis in mir gespürt.«
    »Ein paar der alten Instinkte sind ihnen geblieben. Sie spüren Dschinnmagie und die Macht des Dritten Wunsches wie einen schlechten Geruch, sagt Crahac. Die Dschinne können sie hier unten im Abgrund – im Untersand, wie sie ihn nennen – nicht erreichen, aber sie jagen ihnen regelmäßig ihre Schwarmschrecken und andere Biester auf den Hals. Deshalb sind sie so geübt darin, mit ihnen fertigzuwerden.«
    Er wollte sich zur Seite beugen und nach unten deuten, auf die mächtigen Glasbrocken, die durch den Nebel gestürzt worden waren. Aber er war kaum in der Lage, sich festzuhalten und setzte sich gleich wieder aufrecht. Der Kampf mit Almarik steckte ihm tief in allen Knochen.
    »Das waren die Dschinne, nehme ich an«, sagte er und musste gegen Schwindel ankämpfen, eigentlich undenkbar für einen Teppichreiter. Er war am Ende, und es hatte wenig Sinn, sich etwas anderes vorzumachen.
    Sabatea nickte. »Halbherzige Versuche, ihre Neststadt zu zerschmettern. Ich glaube, die Dschinne kümmern sich nicht mehr um die Roch. Sie spielen einfach keine Rolle mehr in ihren Plänen. Crahac scheint das zu wissen, aber ich bin nicht sicher, ob das auch der Brutmutter klar ist. Ich habe nicht viel länger mit ihr gesprochen als du.«
    »Dieser Crahac scheint recht vernünftig zu sein.«
    »Deshalb habe ich ihm erzählt, was wir vorhaben.«
    »Und was genau haben wir vor?«
    »Nach Skarabapur gehen. Den Dritten Wunsch zerstören.« Sie stieß ein bitteres Lachen aus, das nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie es ernst meinte. »Mit dem Gift in meinem Blut sind so viele Menschen getötet worden, dass es an der Zeit ist, zur Abwechslung einigen das Leben zu retten.«
    »Wenn wir überleben wäre das ein Anfang.«
    »Nachtgesicht hat einen Sturm heraufbeschworen«, sagte sie. »So groß, dass man ihn von der Neststadt der Roch aus sehen konnte. Es hieß doch, dass das nur möglich sei, wenn -«
    »Wenn dieser Jibril in der Nähe ist«, sagte Tarik. »Junis hat nicht viel von ihm gehalten, aber wenn du mich fragst, ist jeder Feind der Dschinne -«
    »Unser Freund?«
    Er seufzte, weil er wusste, was sie dachte. »So ungefähr wie die Roch. Vielleicht verfüttern sie uns ja später an ihre Brut, aber erst einmal…« Er brach ab, weil er zu müde war, über Dinge zu sprechen, die ihnen im Augenblick nicht weiterhalfen.
    Nach kurzer Pause sagte sie: »Die Roch tragen die Schuld an allem.«
    »Als könnte mich noch irgendwas überraschen.«
    Sie lachte leise. »Crahac hat mir im Austausch ebenfalls ein paar Dinge erzählt.«
    Er wartete ab, während sie nach Worten suchte und dabei den Boden tief unter ihnen im Auge behielt. Er selbst war dazu kaum noch in der Lage. Immer wenn er den Blick von ihrem Hinterkopf wandte, kehrte der Schwindel zurück.
    »Alles führt zurück nach Skarabapur«, sagte sie schließlich. »Irgendwann haben sich die Roch auf die Suche danach gemacht.«
    »Was hat ihnen an den Hängenden Städten nicht mehr gefallen?«
    Fahrig deutete sie nach vorn. »Siehst du die Schneise im Sand? Das war Nachtgesichts Wirbelsturm. Wir waren gerade dabei, nach den beiden zu suchen, als die Schwarmschrecken bei euch aufgetaucht sind.« Mit einem Nicken wies sie nach oben. Als er ihrem Blick folgte, erkannte er durch den Nebel undeutlich die Umrisse der schwebenden Glasbrocken, aus denen sich der Scherbensteg zusammengesetzt hatte. Das Elfenbeinpferd befand sich jetzt genau unter den Überresten der Brücke. Die gläsernen Kolosse drifteten immer weiter auseinander, wurden aber nach wie vor von der Dschinnmagie in der Luft gehalten. Der Sonnenaufgang war von hier unten aus nicht zu erkennen, aber er färbte das Nebeldach des Untersands allmählich feuerrot.
    »Erzähl weiter.« Er hielt Ausschau nach dem abgestürzten Honigschrein. Keine Spur davon. Vielleicht hatten sich seine Trümmer beim Aufschlag zu tief in den Sand gegraben.
    »Die Roch haben Skarabapur gesucht und irgendwann tatsächlich gefunden. Sie haben sich dort – ganz buchstäblich – eingenistet. Skarabapur existiert in vielen Welten, nicht nur in dieser hier, sagt Crahac. In der Flasche und außerhalb, aber auch außerhalb davon.« Sie sah stirnrunzelnd über die Schulter. »Ich weiß selbst, wie das klingt… Offenbar haben sie in Skarabapur nicht das gefunden, was sie sich erhofft hatten. Vielleicht ist es eben nicht

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