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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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gesagt, wo sich diese dämliche Krisenzentrale befand? In der Nähe des Towers? Sie versuchte, sich zu orientieren.
    Da tauchte ein Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei vor ihr auf, dicht gefolgt von einem zweiten. Martinshörner erklangen. Das taten sie nicht, um andere Verkehrsteilnehmer zu verscheuchen, denn die waren dank der Absperrung weit weg, sondern um bei dem Blockadebrecher Stress zu erzeugen.
    Mara musste scharf bremsen, um dem ersten Mannschaftswagen nicht in die Seite zu rauschen. Dann löste sie die Bremse für einen Sekundenbruchteil und vollführte eine Lenkbewegung, weg von dem Hindernis. Das Hinterrad des Wanderfalken rutschte über die Fahrbahn, die Maschine geriet ins Trudeln, und nur mit Mühe konnte sie einen Sturz verhindern.
    Ein weiterer Polizeiwagen brauste heran, außerdem näherte sich eine regelrechte Armee von Beamten zu Fuß. Alle rannten, brüllten, gestikulierten, wollten sich ihr in den Weg stellen oder versuchten sie vom Motorrad zu reißen.
    Sie überlegte fieberhaft. Sicherlich wäre es vernünftig gewesen, die Sache auf der Stelle zu beenden und aufzugeben. Man hätte sie in Gewahrsam genommen, und dann hätte sich alles aufgeklärt. Doch um eine solche Entscheidung zu treffen, hätte es eines ruhigen Moments bedurft, einer kurzen Atempause, um einen klaren Gedanken zu fassen. Die aber blieb ihr verwehrt, da die Häscher immer rabiater wurden.
    »Mist!«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. »Da haben wir nachher eine Menge zu erklären, Bodo.«
    Sie riss am Gas, und das viel zu heftig, sodass sich das Vorderrad mindestens dreißig Zentimeter in die Luft erhob. Als es wieder der Schwerkraft gehorchte und den Boden berührte, machte der Wanderfalke einen eigensinnigen Satz nach vorn.
    Ein paar Wortfetzen drangen an ihr Ohr, jemand brüllte: »Bescheuert oder was?«
    Ein weiteres Blaulicht tauchte auf, raste ihr entgegen. Sie bremste wieder, schaute sich nach allen Seiten um. Geschwind lenkte sie die Maschine auf den Eingang des Terminals zu. Wie erwartet, öffnete sich die doppelflügelige Glastür, als die Reifen über eine Kontaktschleife im Boden rollten.
    Im nächsten Moment war sie im Inneren des Flughafens, allerdings zum ersten Mal auf dem Motorrad.
    Kurz darauf erfüllte das Plärren eines Martinshorns die leere Halle.
    »Scheiße!«, zischte sie und gab Gas.

Kapitel 27
    Der Auftritt war filmreif.
    Acht Männer sprangen ins Freie, kaum dass die Kufen des Hubschraubers den Boden berührt hatten. Sie verloren keine Sekunde, sondern eilten in das Gebäude, während der Sturm, der von den Rotorblättern verursacht wurde, an ihren Mänteln zerrte.
    Der Flughafenbedienstete, der die Landung des Hubschraubers beobachtet hatte, nahm die acht Männer in Empfang. Ein paar Worte wurden gewechselt, doch nur die allernötigsten. Dann ging es im Laufschritt durch ein Labyrinth aus Korridoren, Quergängen und Treppenhäusern, die allesamt gleich aussahen, bis das Ziel erreicht war: Gebäude F, Flur 7, Raum 212. An diesem Ort war die Leitstelle der Flughafensicherung untergebracht.
    Das Chaos regierte.
    Das heißt, nicht die Leitstelle selbst war vom Chaos befallen, sondern die Nebenräume, die als Zentrale im Krisenfall fungierten und die meiste Zeit des Jahres verwaist waren, außer wenn Übungen stattfanden, beispielsweise zusammen mit der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz oder dem Technischen Hilfswerk. Bei diesen Gelegenheiten war schon so manches Horrorszenario heraufbeschworen worden, angefangen beim Bombenfund auf dem Gepäckband über den Brand eines kompletten Terminals und einen verheerenden Chemikalienunfall im Cargobereich bis hin zur Bruchlandung eines Jumbos.
    Die Entführung einer Passagiermaschine war noch nie simuliert worden.
    In dem Moment, da die acht die Krisenzentrale betraten, bevölkerten schätzungsweise drei Dutzend Polizeibeamte die Räumlichkeiten, und jeder von ihnen telefonierte, plärrte Befehle in Funkmikrofone oder hatte etwas Wichtiges kundzutun, das alle hören sollten.
    Mittendrin in dem Tohuwabohu: ein vier mal vier Meter großer Kasten mit durchsichtigen Acrylwänden, der spöttisch Aquarium genannt wurde und dem Einsatzleiter samt seiner engsten Führungsriege als Büro diente.
    Der Chef der acht, ein auffallend hagerer Mann mit grauen Augen und einem Gesicht, das noch verknitterter wirkte als sein Trenchcoat, hielt schnellen Schrittes auf das Aquarium zu. Ohne anzuklopfen, öffnete er die Tür. Die Männer drinnen, zwei Beamte in Uniform

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