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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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meine Zeit zu verplempern! Ich habe dich gefragt, wie du verhindern willst, dass deine sieben Guerillas mit der Beute abhauen, wenn das Ding gelaufen ist. Was hat dieser Vogel damit zu tun?«
    Der Vogel stand unschlüssig herum, mit herabhängenden Armen und eingezogenem Kopf. Er gab ein Bild des Jammers ab, sein Blick irrte verängstigt umher.
    » Gondoschir bedeutet Verräter«, übersetzte Smertin. Er sah dem furchtsamen Mann herausfordernd ins Gesicht. »Das bist du doch, ein Verräter, oder?«
    »Ich …«
    Smertin ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern erklärte dem Narbigen: »Unser Freund hier ist ein Ment , ein Milizionär, ein Bulle, der sich entschlossen hat, sein Gehalt aufzubessern. Deshalb hat er uns ein paar Informationen verkauft, und nun wartet er auf seinen Verräterlohn. Den hat er sich redlich verdient, denn ihm verdanken wir das Wissen über den Aufbewahrungsort unseres Schatzes. Zahlt die Miliz eigentlich wirklich so schlecht, wie immer behauptet wird?«
    »Also normalerweise …«
    » Satkni jebalo! «, raunzte Smertin den Polizisten an. Es bedurfte keiner russischen Sprachkenntnisse, um zu verstehen, dass er ihm befohlen hatte, still zu sein. Oder, in Smertins Jargon, die Fresse zu halten.
    Der Zurechtgewiesene zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Er war Mitte vierzig und hatte, genau wie Smertin, eine Glatze. Doch das war die einzige Gemeinsamkeit, denn anders als der Russe war er korpulent und sah nicht unfreundlich aus. Die Todesangst stand ihm ins Gesicht geschrieben, genauso wie die Erkenntnis, sich mit den falschen Leuten eingelassen zu haben.
    »Komm zur Sache, Smertin! Was hat es mit diesem Waschlappen auf sich?« Auch für den Narbigen war der abtrünnige Gesetzeshüter nicht mehr wert als eine Kellerassel.
    »Du wirst es sofort begreifen, mein Freund. Warte!« Er nickte Doktor Stalin aufmunternd zu.
    Dieser hatte zwischenzeitlich im Kofferraum des Mercedes herumgekramt und stellte eine Flasche und ein Glas auf die Motorhaube, nachdem er zuvor ein Handtuch ausgebreitet hatte, um den Lack nicht zu zerkratzen. Die Flasche trug kein Etikett. Sie war etwa zu einem Fünftel gefüllt mit einer transparenten Flüssigkeit. Stalin füllte das Glas, dann drückte er es dem Polizisten in die Finger. Diese zitterten.
    »Trink!«
    »Was … was ist das?«
    »Halt dein verdammtes Maul und sauf!«
    Der Polizist nahm das Glas, dem der Geruch von hochprozentigem Alkohol entströmte, dann verzog er das Gesicht zu einer weinerlichen Grimasse. »Hören Sie, so läuft das nicht«, protestierte er kläglich. Seine Stimme war viel zu hoch für einen Mann seines Alters. »Es war vereinbart …«
    Smertin kam wie ein Gewitter über ihn. Er packte ihn mit beiden Händen an der Gurgel und drückte ihn brutal auf die Motorhaube. Das Glas fiel zu Boden. Dann fixierte der Russe den Polizisten, indem er mit dem linken Unterarm gegen dessen Kehlkopf drückte. Mit der freien Rechten tastete er nach der Flasche.
    »Du sollst saufen, Mandawoschka! Mach das verdammte Maul auf! «
    Er rammte dem Unglücklichen den Flaschenhals in den Mund, Glas und Zahnschmelz machten sich geräuschvoll miteinander bekannt. Der furchtbare Druck auf den Kehlkopf des Mannes wurde gelockert. Sogleich begann er zu trinken, als stehe er kurz vor dem Verdursten. Die Flüssigkeit rann ihm aus den Mundwinkeln, Tränen standen in seinen Augen, doch er schluckte und schluckte und schluckte, bis die Flasche leer war.
    »Gut«, sagte Smertin. Er ließ von ihm ab. »Und jetzt sieh zu, dass du von meinem Auto verschwindest, du Bettnässer!«
    Der Polizist sank auf die Knie und krümmte sich. Ein Speichelfaden hing an seinem Kinn.
    »Was ist mit ihm?«, wollte der Narbige wissen.
    Der Polizist wimmerte leise. Er lag in Embryohaltung im Dreck.
    Smertin lachte höhnisch. »Was soll mit ihm sein? Er ist eine verdammte Schwuchtel, ein Muttersöhnchen, das einen guten Tropfen nicht zu schätzen weiß, wie man sieht. Jammert, statt mir dankbar zu sein, dass ich ihn meinen Wodka saufen lasse.«
    Der letzte Satz wurde in aufwallendem Jähzorn zwischen geschlossenen Zähnen hervorgepresst. Dabei trat Smertin dem am Boden Liegenden in den Unterleib. Einmal, zweimal, dreimal. Ein Wust von Flüchen begleitete den Ausbruch.
    Der Narbige zuckte die Achseln. »Und?«
    »Du wolltest wissen, warum sich die Männer nicht aus dem Staub machen werden, nachdem sie den Schatz geborgen haben, richtig? Schau dir dieses jammernde Stück Abfall an, dann weißt du

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