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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Bord dieses von der Einheit verfluchten Kahns gefangen! Die werden mich aufknüpfen. Deine verdammte Beute interessiert mich nicht! Ich habe andere Sorgen.«
    Stille folgte seinen Worten, fast glaubte der junge Hiscadi, dass die Echse beleidigt von dannen gezogen war.
    Ich bin dir gefolgt, um dir zu helfen. Also beschimpf mich nicht. Weißt du, was ich hier machen muss? Ratten jagen! Ratten !
    Die Stimme in seinem Kopf klang so indigniert, dass Jaquento beinahe schon Mitgefühl empfand. Doch sein Zorn überwog bei Weitem: »Was bist du eigentlich, Sinosh? Und warum verfolgst du mich?«
    Ich bin, nein, ich werde ein Drache sein. Die meisten Menschen würden zu dem, wozu ich mich entwickeln werde, wohl Seedrache sagen .
    »Willst du mich zum Narren halten?«, flüsterte Jaquento. In diesem Moment hämmerte es an die dicke Eichentür der Brig, und Schlüssel klapperten im Schloss. »Sinosh? Komm zurück. Du musst mir mehr erzählen … Sinosh? Ein Drache?«
    »He, du«, knurrte eine breitschultrige Matrosin, neben der ein Marinesoldat stand. »Mit wem quasselst du da?«
    Lächelnd drehte der junge Hiscadi sich um und kratzte sich am Kopf. Seine Haare waren strähnig, und er zog die Hand schnell wieder weg.
    »Ich? Muss geschlafen haben, Meséra. Schlechte Träume vielleicht?« Jaquento zwinkerte ihr zu. »Oder gute?«

    »Der Käpt’n will dich sehen«, erwiderte sie ungerührt und wollte sich bereits abwenden, doch Jaquento wies mit dem Finger auf Bihrâd, der die Szene ausdruckslos beobachtete.
    »Was ist mit meinem Freund?«
    »Der bleibt hier, Bursche. Na los, nimm die Beine in die Hand. Das hier ist keine Yacht, sondern’n Kriegsschiff.«
    Betont langsam erhob Jaquento sich und reckte seine Arme. Seine Muskeln protestierten schmerzhaft, doch die Gelegenheit, einige Schritte zu gehen, erfreute ihn. Vermutlich freue ich mich demnächst noch darüber, den Weg zum Schafott selbst laufen zu dürfen , ärgerte er sich über sich selbst. Aber er ließ sich nichts anmerken, sondern nickte dem Soldaten freundlich zu, der ihn jedoch nur misstrauisch anblickte. Jaquento musste sich durch die kleine Tür an dem Mann vorbeizwängen, wobei er weiterhin lächelte und nickte. Erst als er vor der Tür einen Stoß mit dem Gewehrkolben in den Rücken erhielt, versteinerten seine Gesichtszüge.
    »Los, du verdammter Schneckenfresser. Mach hin!«
    »Ich bin Hiscadi«, erwiderte Jaquento kalt. Es juckte ihn in den Fingern, dem arroganten Soldaten die Muskete aus der Hand zu reißen und ihm eine Lektion zu erteilen.
    »Hiscadis, Géros. Wen interessiert’s? Ihr alle haltet eure Ärsche doch jedem hin.«
    »Mesér, Eure Worte sind ungebührlich. Entschuldigt Euch, oder ich bin gezwungen, Euch Manieren beizubringen.«
    Jetzt richtete der junge Hiscadi sich zu seiner ganzen Größe auf. Sein Geist wurde ruhig. Der Marinesoldat würde sich nicht entschuldigen, so viel war in seinen hellen Augen zu sehen. Und Jaquento würde nicht zurückweichen. Der Kampf war unausweichlich. Ein Ende auf der Mantikor war besser, als in Thaynric aufgehängt zu werden.
    »Gin, lass den Scheiß«, zischte die Matrosin aufgebracht. »Der Käpt’n lässt dir das Fell gerben, wenn du Mist baust.
Und du, du kommst jetzt mit. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Noch standen die beiden Männer einander gegenüber. Keiner wich zurück. In diesen Augenblicken betrachtete Jaquento sein Gegenüber. Die kurzen, rötlich blonden Haare, die helle Haut, auf der die Sonne ihre Spuren hinterlassen hatte. Den hohen Kragen der Uniform, der über die kargen Bartstoppel kratzen musste. Und die rauen Hände, mit denen er seine Muskete hielt. Die Waffe würde nicht geladen sein, und es steckte auch kein Bajonett am Lauf, aber der Soldat hatte eine Waffe und Jaquento nicht. Obwohl die einzige Hoffnung des jungen Hiscadi folglich in der Geschwindigkeit lag, tat er nicht den ersten Schritt. Und er konnte nicht einmal sagen, ob es Hoffnungslosigkeit oder Siegesgewissheit war, die ihn davon abhielt, sich auf seinen Gegner zu stürzen.
    »Was geht hier vor?«, donnerte eine Stimme durch das Deck. »Es sieht fast so aus, als wollten Sie hier ein Tänzchen wagen.«
    »Nein, Thay«, entgegnete der Soldat und wandte den Blick von Jaquento ab. »Der Gefangene widersetzt sich lediglich den Befehlen.«
    »Ist das so?« Endlich trat der Sprecher an sie heran. Er war ein breitschultriger Mann, dessen rote Uniformjacke sich über seiner Brust spannte. Er wirkte ruhig, aber Jaquento sah das

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