Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

war verschwitzt, ob von der Sonne oder von der Anstrengung, war unmöglich zu sagen. »Es klappt!«
    »Scharfschützen: Ziel sind die Offiziere! Und achtet auf einen alten Mann!«
    In diesem Augenblick ertönte ein lautes Brüllen, so gewaltig, dass Thyrane herumfuhr. Direkt neben der Fregatte brach
ein Schemen in einer blaugrauen Fontäne aus dem Wasser hervor.
    Bevor der Admiral realisierte, was er sah, war der Drache bereits heran und schlug wie ein gewaltiges Geschoss am Heck ein. Das ganze Schiff machte einen Ruck zur Seite, und Thyrane wurde zu Boden geschleudert. Holz brach und zersplitterte, Taue rissen mit einem Knall und peitschten umher, und das gesamte Heck hinter dem Steuerrad wurde weggerissen.
    Dort, wo eben noch die Caserdote der Flotte gestanden hatten, klaffte nun ein riesiges Loch im Deck. Die Männer und Frauen waren verschwunden. Benommen rappelte Thyrane sich auf. Es war doch keine so gute Idee gewesen, alle Caserdote auf der Imperial zu versammeln, um den Ursprung der Magie auf der 80er zu bekämpfen. Aber für Reue war jetzt keine Zeit.
    »Ruhe an Deck!«, brüllte er und dann: »Ruhe, verflucht noch mal!«
    Er konnte sehen, dass seine Stimme wirkte, auch wenn viele Matrosen durch das Auftauchen des Drachen wie paralysiert wirkten. Dann suchte der Admiral mit den Augen Bercons, der mit schief sitzendem Dreispitz aufstand, und sagte leise zu ihm: »Bringen Sie uns, um der Einheit willen, an dieses Schiff heran. Sonst frisst uns die Bestie bei lebendigem Leib!«
    Der Kapitän nickte benommen, dann gab er die entsprechenden Befehle. Thyrane lief über das Trümmerfeld, das eben noch ein Achterdeck gewesen war, zu Manoel, Sinao und Lamworth hinüber, die glücklicherweise unverletzt am Bug standen.
    »Haltet uns das Monstrum vom Leib«, keuchte er, als er sie erreichte.
    »Die Geschütze, Thay?«

    »Vergessen Sie die Kanonen«, blaffte Thyrane Lamworth an. »Wenn das Vieh zurückkommt, zerlegt es die Imperial in Stücke.«
    Sinao nickte.
    »Wir versuchen es«, sagte sie und legte Manoel eine Hand auf die Schulter. Thyrane konnte sehen, dass der junge Maestre die Hände zu Fäusten geballt hatte, und eine Ader an seiner Schläfe pochte.
    »Ich verlasse mich auf euch.«
    Zum ersten Mal, seit Thyrane ihn kannte, war alle Ironie aus Manoels Stimme gewichen, als der junge Maestre die Hand zum Salut hob. »Aye, aye, Thay!«
    Als er zum Kapitän zurückhastete, sah Thyrane, dass der Drache allerdings keine Anstalten machte, einen weiteren Angriff auf die Fregatte zu beginnen. Stattdessen flog er zu einem Schiff, das der Admiral durch den Pulverdampf nur undeutlich als eine Korvette erkennen konnte. Unvermittelt schoss ein Feuerstrahl aus dem Maul des Drachen, erhellte den Qualm mit geisterhaften Flammen und setzte mit einem einzigen Feuerstoß die Segel der Korvette in Brand. Das muss die Hornisse sein. Bei der Einheit, er fackelt sie einfach ab!
    So sehr war der Admiral auf das schreckliche Bild des brennenden Schiffes fixiert, dass er es kaum bemerkte, als die Imperial längsseits ging.
    »Feuer!«, ertönte Bercons’ Stimme.
    Die Geschütze der Fregatte brüllten auf, eine Salve wurde fast wie ein einziger Schuss abgefeuert. Auf die kurze Distanz waren die dreifach bestückten 24-Pfünder selbst gegen den dicken Rumpf einer 80er mörderisch, und die Schüsse schlugen mit tödlicher Wucht ein.
    Dann prallte die Fregatte gegen den Rumpf der 80er, die sie nun hoch wie ein Haus überragte. Fast wäre Thyrane
zum zweiten Mal gestürzt, aber Bercons packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
    »Enterhaken los!«, schrie Thyrane, und die Seile flogen durch die Luft, hakten sich auf dem Feind fest und zogen die beiden Schiffe dicht zusammen. Von den Plattformen der Masten schossen die Marinesoldaten auf das feindliche Deck, und die Seeleute, die dort oben positioniert waren, schleuderten Granate um Granate auf die 80er hinab.
    »Klarmachen zum Entern!« Thyrane zog seinen Offizierssäbel aus der Scheide und hielt ihn hoch über den Kopf. »Imperial! Imperial!«
    Hunderte Kehlen nahmen seinen Ruf auf, erwiderten ihn. Seeleute stürmten an Deck, Pistolen, Entermesser und Beile in den Händen. Erleichtert sah der Admiral, dass ihre Furcht vor dem Drachen sie nicht lähmte. Die Männer und Frauen strömten zur Schanz, sprangen über sie hinweg, erklommen die herabhängenden Seile, kletterten durch Geschützluken. Granaten fielen auf sie herab, explodierten in ihrer Mitte, zerfetzten Stoff und Fleisch. Blut ließ das