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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ahnen froh, als Mutter Schlange und Vater Echse sie um Hilfe baten. So kamen die Ua’Moje.«
    Thyrane nickte, obwohl er in dem Rauch und der Hitze Mühe hatte, zu verstehen, was die alte Frau erzählte.
    »Auch in Corbane gab es nicht immer Caserdote. Sie kamen mit Corban, dem Propheten der Einheit«, erklärte er schließlich.
    Aber Rayo hatte die Augen bereits wieder geschlossen. »Es waren keine Propheten. Es waren die Kinder von Vater Echse und Mutter Schlange, die uns die Ua’Moje schenkten.«
    »Die Kinder von Vater und Mutter …?«
    »Sie kamen von dort, wo Anui in den endlosen Wassern versinkt, wenn er seinen Weg über das Firmament beendet.
Ihre Kanus waren groß.« Sie öffnete die Augen. »Größer als deines, Admiral und Laerd. Meine Großmutter hat mir erzählt, dass neun Pfeile vom Schiff in den Himmel ragten. Deines hat nur drei.«
    »Ein Schiff mit neun Masten? Unmöglich«, befand Thyrane, schalt sich aber sofort in Gedanken für seine Unhöflichkeit. Reiß dich zusammen, Aomas.
    »Nicht ein Schiff. Viele Schiffe. Begleitet von den Kindern von Vater Echse und Mutter Schlange. Sie kamen mit den Schiffen, aber nicht auf ihnen. Sie schwammen und sie flogen.«
    »Fliegende Schlangen?«, erkundigte sich Manoel ungläubig. »Meinst du die Drachen, Rayo?«
    »Ich meine die Kinder von Vater Echse und Mutter Schlange«, antwortete Rayo ungerührt. »Als sie in die Heimat der Paranao kamen, brachten sie die Ua’Moje mit sich.«
    Tu für einen Moment so, als ob das alles Sinn ergibt, entschied Thyrane. »Weißt du, wann das war? Vor wie vielen Jahren das geschah?«, fragte er dann.
    Rayo schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Für einige Augenblicke hatte Thyrane ihre Geschichte geglaubt. So wie sie da saß, von Rauch umweht, alt und weise, mit einer Stimme wie aus vergangenen Zeiten, war es ihm leichtgefallen. Nun brach der Zauber, und ihm gegenüber saß bloß eine alte Paranao, die von irgendwelchen Mythen berichtete und deren Worte kaum einen Sinn ergaben.
    »Vielen Dank. Du hast uns sehr geholfen«, erklärte Thyrane und neigte den Kopf.
    Zur Antwort lächelte sie fein und nickte ihm ebenfalls zu. »Du glaubst mir nicht, Admiral und Laerd.«
    »Doch, Cacique. Nur weiß ich nicht, wie mir dieses Wissen nutzen soll.«
    Sie schnalzte mit der Zunge und sagte einige Worte in ihrer Sprache, woraufhin ein junger, muskulöser Mann, der
bislang respektvoll geschwiegen hatte, zur Tür kroch und hinauslief.
    »Wie es dir helfen soll, kann ich dir nicht sagen. Das musst du selbst herausfinden. Die Ahnen geben uns ihre Geschichten, damit wir von ihnen lernen, aber leben müssen wir selbst.«
    »Danke«, wiederholte Thyrane und machte sich bereit, die Hütte zu verlassen. Vermutlich würde ihm jetzt sogar der sonnenüberflutete Dorfplatz angenehm kühl erscheinen.
    Manoel und Sinao verneigten sich vor der Alten, und der junge Maestre sagte etwas in der Paranao-Sprache, was der Admiral nicht verstand.
    »Du wirst wiederkommen, aber lehren kann ich dich nicht mehr viel«, erwiderte die Cacique mit einem meckernden Lachen.
    In diesem Moment kehrte der Jüngling zurück und gab Rayo einen Beutel aus Leder. Sie öffnete ihn, griff hinein und lächelte erneut.
    »Hier«, sagte sie und reichte Thyrane einen Gegenstand. Er öffnete die Hand, und sie legte ihm einen kleinen, flachen Stein hinein. »Das stammt von der Großmutter meiner Großmutter und von ihrer Großmutter davor. Ich kann es dir geben.«
    Verwundert blickte der Admiral auf den dunklen Stein hinab. In die harte Oberfläche waren Linien geritzt. Es dauerte einen Moment, bis sie sich in seinem Geist zu einem Bild fügten. Es mochte einfach gezeichnet sein, aber durch die Klarheit seiner Linien entfaltete es eine seltsame Wucht.
    Thyrane sah, ohne Zweifel, auf einen Drachen hinab, der mit ausgebreiteten Flügeln zu fliegen schien.

ROXANE

    Angespannt schritt Roxane über das Achterdeck. Ihre eigene Unrast schien sich in der Schiffsbesatzung zu spiegeln; die Matrosen waren unruhig, solange die Siorys im Hafen lag, sie aber keinen Landgang bekamen. Die Offiziere versuchten, die Mannschaft mit Arbeit abzulenken, weshalb die Korvette so sauber und ordentlich aussah, als habe sie gerade erst die Docks verlassen, und Huwert hatte sogar die Galionsfigur von einigen begabten Seeleuten neu anstreichen lassen, so dass der gute alte Drachentöter Siorys in einer neuen Rüstung und mit seiner blutbefleckten Lanze nun in frischem Glanz erstrahlte.
    Aber alle

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