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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Minuten später verließen Philippe und Claude das Chateau. Der Franzose trat zu ihr, begrüßte sie galant und bat sie, ihm zu folgen. Gemeinsam eilten sie hinter Philippe über eine frisch gemähte Grasfläche auf ein neu aussehendes Holzgebäude zu. Dort angekommen machten die beiden Männer sich an einem Tor gewaltigen Ausmaßes zu schaffen, und dieses gab nach dem Öffnen den Blick auf ein Flugzeug frei.
    Abrupt blieb Demy stehen. »Was …«, entfuhr es ihr.
    Claude drehte sich zu ihr um, grinste und kam zu ihr zurück. »Keine Angst, Mademoiselle van Campen. Philippe ist der beste Pilot, den ich kenne.«
    »Und wie viele kennen Sie?« Demys Frage klang schnippischer als gewollt.
    Claude schien der verbale Ausrutscher nicht zu stören. »Viele, Mademoiselle. Ich gehöre zu einer der militärischen Fliegereinheiten Frankreichs.«
    Seine lässige Antwort veranlasste Demy, ihm einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. Allerdings half ihr das wenig dabei, das flaue Gefühl in ihrem Magen zu vertreiben, das sie beim Anblick des zerbrechlich aussehenden Fluggerätes überfallen hatte.
    Claude quittierte ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln und bat sie mit einer einladenden Handbewegung näher zu treten. Mechanisch tat Demy ihm den Gefallen und sah zu, wie die beiden Männer das Gebilde aus dem Holzschuppen zogen. Prüfend betastete sie den in ihre Richtung ragenden Flügel und erahnte unter stabilem, mit Lack fixiertem Leinwandstoff lediglich ein paar dünne Holzverstrebungen. Widerwillig und zugleich interessiert ging sie um das Flugzeug herum, ehe sie sich zu Philippe gesellte, der sich an einem kompliziert aussehenden Motor zu schaffen machte.
    »Sie gehen aber nicht ernsthaft davon aus, dass ich mich in dieses wenig vertrauenerweckende Gestell aus Stahlrohr, Holz und Stoff setze?«
    »Sie dürfen sich stattdessen gern während der Dauer des Krieges bei den Duponts verstecken.«
    Demys Blick glitt über das ansehnliche Herrenhaus und die angrenzenden Wiesen, Weiden, Felder und Waldstreifen. Ein paar rassige Pferde grasten auf einer Koppel und die tief stehende Sommersonne tauchte die Landschaft in einen goldenen Farbzauber. Die Versuchung, die kriegerische Auseinandersetzung hier in Frankreich auszusitzen, war groß. Keine Meindorffs mehr, die ihr ständig Vorschriften machten, mit wem sie befreundet sein durfte, wohin sie gehen sollte und wie sie sich zu benehmen hatte. Kein Rittmeister, der sie mit zusammengezogenen Augenbrauen missbilligend musterte, als sei sie ein unliebsames Insekt, das unerlaubt in sein Haus eingedrungen war. Keine eintönige Langeweile, die sie nur durchbrechen konnte, indem sie sich heimlich aus dem Haus schlich.
    Ein Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. Philippe betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Ist Ihr Leben bei den Meindorffs so unerträglich, dass mein nicht ernst gemeinter Vorschlag eine Überlegung wert ist?«
    Hilflos sah Demy zu ihm auf. Er hatte recht. Andererseits würde sie ihre beiden jüngeren Geschwister niemals im Stich lassen. Ein Blick auf das Fluggerät machte ihr die Entscheidung aber nicht leichter.
    Philippe drückte ihr überraschend sanft den Oberarm, ehe er sich abwandte und im Schuppen verschwand. Dafür trat Claude an seine Stelle. Er reichte ihr eine aus braunem weichem Leder hergestellte Kopfbedeckung mit Schutzklappen für die Ohren, eine raue Decke und eine runde Brille, ähnlich der, wie Hannes sie früher bei seinen rasanten Autofahrten getragen hatte.
    »Ich meinte es ernst, als ich sagte, Philippe sei ein hervorragender Pilot. Außerdem hat er dieses Flugzeug eigenhändig gebaut.«
    »Soll mich das jetzt beruhigen?«, fragte Demy kampflustig. Die Aussicht, mit dem tollkühnen Eigenbau eines windigen Philippe Meindorff fliegen zu müssen, erschreckte sie zutiefst.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Claude von ihr zu seinem Freund, der unterdessen ebenfalls eine Fliegerkappe trug, wobei die Schutzbrille mit den runden Gläsern griffbereit auf seiner Stirn saß.
    »Entschuldigen Sie. Ich dachte, Sie beiden kennen sich schon lange, da Sie doch …«, murmelte er und zog Philippe beiseite. Während er heftig gestikulierend auf seinen deutschen Kameraden einsprach, betrachtete Demy kritisch die Gegenstände in ihren Händen. Eilige Schritte hinter ihr veranlassten sie, sich umzudrehen.
    Claudes Bruder kam angerannt. Er schwenkte ein graues Stück Papier in der Hand. Ob er erneut schlechte Nachrichten zu überbringen hatte? »Claude, Claude!

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