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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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dieser für Demy irgendwie unwirklichen Begegnung hoch über dem Erdboden dauerte es nicht mehr lange, bis Philippe auf eine am Fuße der Vogesen liegenden Stadt deutete. An der wuchtigen Sandsteinkathedrale war sie für Demy unschwer als Straßburg zu erkennen. Erleichterung breitete sich in ihr aus. Die Gefahr, dass ihnen der Treibstoff ausging, war somit gebannt. Wieder drehte das Flugzeug ein paar Schleifen. Demy entdeckte unter sich eine langgezogene Halle und auf einem gepflegten Grasstreifen mehrere nebeneinander aufgereihte Flugzeuge.
    »Albatrosse«, rief Philippe ihr zu, ersparte ihr dieses Mal aber die technischen Details. Er konzentrierte sich auf den Landeanflug und brachte sie sicher auf den Boden.
    Kaum war die Maschine ausgerollt, liefen auch schon eine Handvoll Männer auf sie zu. Einige von ihnen steckten vorschriftsmäßig in Uniform und waren unschwer als Offiziere zu erkennen, andere trugen, wie Philippe, lässige Pullover, bequeme Hemden und trotz der Augustsonne Schals um den Hals.
    Seit diesem Flug wusste Demy, weshalb die Piloten weniger auf ihr Äußeres achteten als vielmehr auf lammfellgefütterte Lederjacken und gestrickte Schals. Die Luft in den Höhen, die ihre Maschinen inzwischen mühelos erreichten, war eisig kalt.
    Philippe sprang aus dem Fluggerät und wurde sofort von den Herbeieilenden umringt. Es brauchte keine ausgeprägte Beobachtungsgabe, um festzustellen, dass die meisten dieser Burschen ihn gut kannten. Demy fragte sich, wie viele von ihnen wohl gemeinsam mit Philippe die Pilotenlizenz erworben hatten.
    Zwei Männer lösten sich aus der munter diskutierenden Gruppe und besahen sich das Flugzeug. Sie betrachteten die Ausstattung und fachsimpelten über Details, wobei ihr Gespräch für Demy fast wie eine Fremdsprache anmutete. Es dauerte geraume Zeit, bis sie selbst Beachtung fand, was Demy erheiterte, zeigte es doch, wie versessen diese Männer auf Flugzeuge waren.
    »Hey, Phil! Willst du uns den Burschen nicht vorstellen?«, fragte der eine, während der andere Demy mit schief gelegtem Kopf keck angrinste und dabei, ebenfalls an Philippe gewandt, meinte: »Hast du ihn festgeklebt, damit er dir unterwegs nicht verloren geht?«
    Belustigt stemmte sie sich aus ihrem Sitz und sprang behände auf die Wiese. Dort nahm sie Brille, Mütze und Jacke ab und offenbarte dadurch ihre langes Haar und ihr zerknittertes Kostüm.
    Jemand stieß einen anerkennenden Pfiff aus, während ein anderer fragte: »Eine neue Melli Beese, Meindorff?«
    Die Worte klangen in Demys Ohren verächtlich und veranlassten sie, sich nach dem Fragesteller umzudrehen. Der Offizier war kleiner als sie, trug seine vollständige Uniform und als modisches Accessoire einen Spazierstock und musterte Philippe mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Sie waren ja immer einer der wenigen, die sich für die Beese einsetzten, nicht?«
    »Sie ist ein exzellenter Pilot, Diercke«, gab Philippe knapp zur Antwort und wandte sich Demy zu. Erschrocken sah sie, dass seine Lippen zwischen den dunklen Bartstoppeln blau waren. Er musste entsetzlich gefroren haben! »Ich brauche eine Pause. Kann ich Sie mit diesen Burschen allein lassen?«
    »Ich weiß mich durchaus zu benehmen«, gab sie zurück und entlockte Philippe ein bei ihm selten zu sehendes Lächeln.
    »Ist das die Maschine, die du bei Fokker gebaut hast, Phil?« Ein junger Mann stieß Philippe in den Rücken.
    »Bei ihm in Schwerin, ja.«
    »Der Begleitsitz hinten, das ist ungewöhnlich. Die würde ich gerne mal fliegen.«
    »Lass die Finger von ihr!«
    »Gilt das auch für die Dame in deiner Begleitung?«, wollte ein anderer wissen.
    Demy warf dem Sprecher, einem schlaksigen, jungen Mann in einem viel zu weiten Hemd, den nicht wegzudenkenden Schal locker um den Hals gelegt, einen entrüsteten Blick zu. Der Bursche reagierte mit einem frechen Augenzwinkern.
    »Demy van Campen, meine Verlobte«, stellte Philippe sie wieder gewohnt wortkarg vor, wandte sich ab und stapfte davon.
    Aufgebracht starrte Demy ihm nach. Sie hielt sich für streitbar genug, sich diese Männer vom Leib zu halten, ohne dass er sie fälschlicherweise als seine Verlobte ausgeben musste, selbst wenn der Gedanke dahinter gut gemeint war.
    Prompt baute sich dieser Leutnant Diercke vor ihr auf. »Van Campen? Demy van Campen? Wenn ich mich recht erinnere, gab es im Jahr 1908 eine Demy van Campen, die mit Philippes Verwandtem Hans liiert war. Er ließ sie dann aber wegen einer unscheinbaren Landpomeranze

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