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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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abrang, verspürte er plötzlich den heftigen Wunsch, Linda aufrichtig sagen zu können, wie verflucht dreckig es ihm ging und wie alt und verbraucht er sich zu fühlen begann.
    Doch er wußte, Linda hätte das beunruhigend underschreckend gefunden - und nicht verstanden.

    Kaum sahen sie einander das erstemal, verliebten sich Kat und Phillip ineinander, und die Familie, die geglaubt hatte, dies sei wieder nur eine von Kats vorübergehenden Euphorien, mußte einsehen, daß es diesmal ernst war. In den zwei Wochen von Phillips Urlaub trennten sie sich kaum eine Minute; nur nachts, worauf Jolanta, die Haushälterin, mit der Unnachgiebigkeit und Strenge einer preußischen Gouvernante achtete. Insgeheim hegte sie den düsteren Verdacht, die beiden Verliebten würden versuchen, sich über Anstand und Moral hinwegzusetzen, weshalb sie nachts stundenlang wachlag und auf jedes Geräusch im Haus lauschte. Hörte sie es irgendwo knacken oder rascheln, schoß sie mit einer Lampe in der Hand und einem wollenen Tuch um die Schultern aus ihrem Zimmer, um die Sittenlosen auf frischer Tat zu ertappen, wobei sie einmal die arme Sara, die sich noch ein Glas Wasser holen wollte, fast zu Tode erschreckte und ein anderes Mal einen betrunkenen Severin erwischte, der aus dem Hofbräuhaus kam und torkelnd die Treppe hinaufzuschleichen versuchte. Außerdem kam sie Linda auf die Schliche, die es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, wenn alle schliefen in der Küche noch einmal Jagd auf etwas Eßbares zu machen.
    »Kaum zu glauben, was in diesem Haus weit nach Mitternacht noch alles los ist«, sagte sie entrüstet zu Fanny, dem Hausmädchen, »aber wenigstens ist der fremde Offizier nicht bei unserer Kassandra gewesen, dafür kann ich meine Hände ins Feuer legen.«
    Kat entging die beständige Überwachung natürlich nicht, aber auf ihren Protest hin erklärte Jolanta nur, sie halte es für ihre Pflicht, das naive, unerfahrene Kind zu beschützen, »solange du nichts bist als ein kleines Schulmädchen und keine Ahnung von den Männern hast!«
    Felicia war zunächst etwas gekränkt gewesen, denn Phillip hatte sich einmal sehr für sie interessiert, und sie hätte nicht gedacht, daß er sich so schnell würde trösten können. »Ich bin gespannt, wie lange das anhält«, sagte sie zu Alex, »Kat hat sich nie lange für etwas begeistern können!«
    »Sie braucht jemanden, der ihr Halt gibt«, erwiderte Alex,»und ich glaube, Phillip kann ihr den geben. Er ist der Mensch, auf den sie gewartet hat.« In seiner Stimme klang etwas, das Felicia stutzen ließ. »Du sagst das so... so...«
    »Wie denn?«
    »Na ja, als würdest du glauben, daß jeder Mensch auf einen anderen bestimmten Menschen wartet...«
    »Glaubst du das nicht?«
    Sie wollte ihm eine patzige Antwort geben - sie hatte manchmal das Gefühl, anders als patzig gar nicht mit ihm reden zu können -, aber seltsamerweise erstarb ihr die Bosheit diesmal auf der Zunge. Es war selten, daß er in ihrem Innern etwas anzurühren vermochte, aber diesmal war es ihm geglückt, und sie konnte nichts sagen, was hart oder böse gewesen wäre. Ihr Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an.
    Alex lächelte verachtungsvoll. »Du glaubst es schon«, sagte er und stand auf. Er nahm die Whiskyflasche aus dem Schrank, schenkte sich ein Glas voll und leerte es in einem Zug.
    »Vielleicht«, er bedachte Felicia mit einem scharfen, mitleidslosen Blick, der sie ganz durchdrang und scharf analysierte und weder Zorn noch Liebe für das, was er sah, ausdrückte, »vielleicht müßte irgend etwas geschehen, damit du erwachsen wirst. Und - es wird auch geschehen. Weißt du, ihralle, du und deinesgleichen, ihr seid eine feine, lustige Gesellschaft, die auf einem schillernden, bunten Regenbogen tanzt und überhaupt nicht merkt, daß sie sich bereits der abschüssigen Stelle nähert. Ein Bogen, Liebste, hat es an sich, daß er hoch und wieder hinunter geht. Aber ist ja auch egal...«
    Die Tür ging auf, und Severin trat ein. »Habt ihr gehört, was Kat vorhat?« fragte er. »Einen Ball will sie veranstalten in unserem Haus. Für alle Freunde und Bekannten und die Soldaten aus dem Lazarett. Ahhh... was das wieder kosten wird!« Ächzend - denn sein Rheuma plagte ihn - fiel er in einen Sessel. »Jetzt, wo alles rationiert ist. Ich wette, ein neues Kleid braucht sie auch. Hat es ihr ja schwer angetan, der junge Offizier aus Berlin!« Zu Felicia gewandt, doch mit einem Seitenblick auf seinen Sohn, fügte er hinzu: »Der zählte

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