Sturz Der Engel
Weblya.
»Ihr wollt unbedingt fertig sein, ehe die Kälte einsetzt, nicht wahr?«, fragte Cessya.
»Wenigstens mit den Mauern und dem Dach. An ein paar Stellen können wir Armaglas als Fenster einsetzen, wenn der Laser lange genug mitmacht.« Nylan hustete und bemühte sich, den Staub von Stein und Mörtel auszuspucken. »Ich würde außerdem gern bald die Kochherde und den Heizkessel einbauen.«
»Einen Heizkessel?« Die beiden sahen einander an.
»Einen primitiven Heizofen, ja. Mit Holz gefeuert und breiten Abzügen. Die Frischluft kommt durch ein Loch im Fundament der Treppe herein, das ist schon eingebaut.«
»Ihr plant wirklich in großem Maßstab.«
»Das mag sein, aber wenn da draußen hoher Schnee liegt, braucht man drinnen Platz.« Nylan lächelte schief. »Die Schneenomaden sind nicht den ganzen Winter über auf die Jagd gegangen, nur um Lebensmittel zu bekommen. Wenn sie alle ständig bei den Feuern geblieben wären, hätten sie sich wohl gegenseitig umgebracht.« Er runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich müssen wir drinnen ein paar Balken lagern, damit die Leute sich Skier schnitzen können, wenn es kalt wird.«
Die beiden Marineinfanteristinnen schüttelten staunend den Kopf, während der Ingenieur den Laser überprüfte, der unter der Treppe verstaut war. Dann ging er den Hügel hinauf zum tragbaren Generator, an dem eine einzige Firinzelle hing.
Er las die Anzeigen der Zelle ab, die gerade geladen wurde – mehr als dreiundachtzig Prozent – und löste die Verbindung, um eine leere Zelle anzuschließen. Dann kehrte er zum Turm zurück, wo die Marineinfanteristinnen inzwischen den Mörteltrog geleert und gesäubert und die Werkzeuge einsortiert hatten.
»Ich will mich vor dem Abendessen noch waschen«, sagte er.
»Was gibt es überhaupt?«
»Gerlich hat zwei wilde Ziegen oder Schafe erlegt. Also gibt es Ziegeneintopf. Das Fleisch ist zu zäh, um etwas anderes damit anzufangen«, verkündete Weblya.
Ziegeneintopf, dachte Nylan. Genauer gesagt, ein Gemenge aus Ziegenfleisch, wilden Zwiebeln und ein paar weiteren Zutaten, meist Wurzeln und Pflanzen, über die man besser nicht weiter nachdachte, das Ganze eingedickt mit Maismehl.
»Wundervoll.«
Er marschierte zum Bach, der mit jedem Tag schmaler zu werden schien. In den letzten beiden Achttagen hatte es kaum geregnet, was sich möglicherweise nachteilig auf ihre Ernte auswirken konnte.
Nachdem er sich gewaschen hatte, ging er in der einsetzenden Dämmerung zu den Landefahrzeugen und den Kochfeuern. Das Wasser und der Wind von den eisbedeckten Gipfeln hatten sein Gesicht gekühlt.
Der Geruch von Rauch und Brot und wilden Zwiebeln verriet ihm, dass er wieder einmal fast als Letzter zum Essen kam.
»Hier, Ser.« Kyseen reichte ihm einen selbstgeschnitzten Holzteller, auf dem ein Klecks dunkler Eintopf und eine Scheibe vom flachen, angebrannten Brot lagen. Immerhin, dieses Mal war die Kruste nur dunkelbraun, nicht schwarz.
»Ihr könnt Euch hierher setzen, Ser.« Selitra erhob sich von einer Baumscheibe. »Ich bin fertig.«
Nylan bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln bei der schlanken Marineinfanteristin und setzte sich. Die Beine taten ihm weh, die Schultern schmerzten, die Hände waren aufgesprungen und ausgetrocknet. Und er war noch nicht einmal mit dem vierten Stock fertig.
Er versuchte das Brot. Es war nicht pappig und schmeckte sogar mehr oder weniger nach Brot, aber es war sehr, sehr schwer. Er tauchte es in die braune Pampe, die ein Eintopf sein sollte, und begann zu kauen. Entweder das Essen wurde besser oder er war am Verhungern. Wahrscheinlich beides.
»Darf ich dir Gesellschaft leisten?«, fragte Ryba. »Ich habe schon vorhin gegessen.«
Nylan nickte. »Ich wollte eigentlich die Außenmauer des vierten Stocks fertig stellen, aber wir haben es nicht ganz geschafft.« Er blickte nach Norden zum dunklen Umriss des Turms.
Ryba bemerkte seinen Blick. »Er ist beeindruckend.«
Nylan schnaubte. »Ich will eigentlich nur, dass er warm und stark ist.«
»Nur das? Ich kann mich an Bemerkungen über Heizkessel, Herde und Wasserleitungen erinnern.«
»Das gehört dazu, wenn man sicher und warm wohnen will.« Er tauchte den Brotkanten in den Eintopf und biss ab.
»Es waren keine gewöhnlichen Räuber«, erklärte Ryba leise. »Die Klingen und Bogen waren besser als die Waffen der Leute in Fürst Nessils Gefolge.«
»Kopfgeldjäger?«, fragte Nylan nach kurzem Überlegen.
»Ich glaube schon. Ich denke, der örtliche Fürst
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