Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
dass du es nicht so meinst.« Sie nippte an ihrem Drink. »Hmmm … wundervoll.«
    Gus atmete noch einmal tief durch. »Mutter, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich. Wenn ich kann.«
    »Es wird dir nicht gefallen.«
    »Um was geht es denn?«
    »Ich möchte, dass du Mrs. Vyalov zum Tee einlädst.«
    Langsam, vorsichtig stellte seine Mutter das Glas beiseite. »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Willst du mich gar nicht nach dem Grund fragen?«
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte sie. »Es gibt nur einen möglichen Grund. Ich habe ihre atemberaubend schöne Tochter schon gesehen.«
    »Sei nicht so fies. Vyalov ist einer der bedeutendsten Bürger der Stadt und sehr wohlhabend. Und Olga ist ein Engel.«
    »Und wenn schon kein Engel, dann zumindest eine Christin.«
    »Die Vyalovs sind russisch-orthodox«, sagte Gus. Wenn er schon einmal damit angefangen hatte, sagte er sich, konnte er genauso gut gleich alle schlechten Nachrichten aufs Tapet bringen. »Sie gehen in die Peter-und-Paul-Kirche in der Ideal Street.« Die Dewars gehörten der episkopalen Kirche an.
    »Gott sei Dank sind sie keine Juden.« Mutter hatte die größte Angst davor gehabt, Gus würde Rachel Abramow heiraten, die er sehr gern, Gott sei Dank aber nie geliebt hatte. »Ich nehme an, wir können von Glück sagen, dass Olga nicht hinter deinem Geld her ist.«
    »Wohl kaum. Vyalov ist noch wesentlich reicher als Vater.«
    »Da bin ich mir sicher, auch wenn ich es nicht genau weiß.« Für Frauen wie Ursula schickte es sich nicht, sich mit Geldfragen zu beschäftigen. Gus nahm zwar an, dass Frauen ihres Standes das Vermögen des Gatten bis auf den letzten Cent kannten, nur mussten sie Unwissenheit vortäuschen.
    Seine Mutter war nicht so verärgert, wie Gus befürchtet hatte. »Und?«, hakte Gus nervös nach. »Tust du mir den Gefallen?«
    »Natürlich. Ich werde Mrs. Vyalov eine entsprechende Einladung zukommen lassen.«
    Gus hätte jubeln können, doch ein letzter Rest Furcht war geblieben. »Aber lade bitte nicht deine versnobten Freundinnen ein, sonst könnte Mrs. Vyalov sich unterlegen fühlen.«
    »Ich habe keine versnobten Freundinnen.«
    Diese Bemerkung war zu lächerlich, als dass Gus sie eines Kommentars gewürdigt hätte. »Wie wär’s mit Mrs. Fischer? Und Tante Gertrude?«
    »Meinetwegen.«
    »Danke, Mutter.« Gus war erleichtert. »Ich weiß, dass Olga nicht die Braut ist, die du dir für mich erträumt hast, aber glaub mir, du wirst sie binnen kürzester Zeit ins Herz geschlossen haben.«
    »Mein lieber Sohn, du bist fast sechsundzwanzig Jahre alt. Vor fünf Jahren hätte ich vielleicht noch versucht, dir die Ehe mit der Tochter eines zwielichtigen Geschäftsmannes auszureden; aber in letzter Zeit habe ich mich immer häufiger gefragt, ob ich überhaupt noch Enkelkinder bekomme. Selbst wenn du eine geschiedene polnische Kellnerin heiraten wolltest, wäre mein erster Gedanke der, ob sie noch jung genug ist, Kinder zu bekommen.«
    »Nicht so stürmisch, Mutter. Olga hat noch nicht eingewilligt, mich zu heiraten. Um ehrlich zu sein, ich habe sie bis jetzt noch nicht einmal gefragt.«
    »Na und? Wie sollte sie dir schon widerstehen?« Ursula stand auf und küsste Gus auf die Wange. »Jetzt mach mir noch einen Drink.«

    »Du hast mir das Leben gerettet, Lew!«, sagte Olga. »Vater hätte mich umgebracht.«
    Lew grinste. »Ich hab ihn kommen sehen und musste schnell handeln.«
    »Ich bin dir so dankbar!« Olga küsste ihn auf den Mund.
    Lew war überrascht. Doch bevor er die Situation ausnutzen konnte, löste Olga sich von ihm. Dennoch hatte er das Gefühl, als habe sich ihr Verhältnis soeben dramatisch verändert. Ein wenig bange schaute er sich in der Garage um, doch es war niemand zu sehen.
    Olga zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und schob sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Lew gab ihr Feuer. Es war eine intime Geste, die Olga zwang, den Kopf zu senken, sodass Lew ihre Lippen anstarren konnte. Es war romantisch und sinnlich zugleich.
    Olga ließ sich auf der Rückbank des Packard zurücksinken und blies den Rauch in die Luft. Lew stieg ein und setzte sich neben sie. Sie beschwerte sich nicht. Er zündete auch sich selbst eine Zigarette an. Eine Zeit lang saßen sie im Halbdunkel, und der Zigarettenrauch mischte sich mit dem Geruch von Öl und Leder und dem blumigen Duft, den Olga aufgelegt hatte.
    Schließlich sagte Lew in die Stille hinein: »Ich hoffe, du hast deine Tennisparty genossen.« Kühn war er zum Du

Weitere Kostenlose Bücher