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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine Landplage!«
    »Ich musste meine Gefühle vor Fitz verbergen. Er hat Sie beschützt wie ein Wachhund.«
    Tante Herm hüstelte – ein Zeichen, dass sie diese unvermittelte Vertraulichkeit missbilligte. Maud sagte: »Tante, das ist Herr Walter von Ulrich, ein alter Schulfreund von Fitz, der früher oft in den Ferien hier war. Jetzt ist er Diplomat an der deutschen Botschaft in London.«
    Walter sagte: »Darf ich meinen Cousin vorstellen, den Grafen Robert von Ulrich? Er ist Militärattaché an der österreichischen Botschaft.«
    Tatsächlich waren die Ulrichs nur Vettern zweiten Grades, hatte Peel in ernstem Tonfall Ethel anvertraut: Ihre Großväter waren Brüder gewesen; der jüngere hatte eine deutsche Erbin geheiratet und war von Wien nach Berlin übergesiedelt, sodass Walter Deutscher war und Robert Österreicher. Peel interessierte sich sehr für solche Feinheiten.
    Alle setzten sich. Ethel rückte Tante Herm den Stuhl zurecht. »Möchten Sie ein wenig Currysuppe, Lady Hermia?«, fragte sie.
    »Danke, gern, Williams.«
    Ethel nickte einem Diener zu, worauf dieser zum Büfett ging, wo die Terrine warm gehalten wurde. Nachdem Ethel sich vergewissert hatte, dass die Neuankömmlinge zufrieden waren, verließ sie still den Raum, um die Zimmer herzurichten. Als sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie Walter von Ulrich sagen: »Ich weiß noch, wie sehr Sie die Musik gemocht haben, Lady Maud. Wir sprachen gerade über das russische Ballett. Was halten Sie von Diaghilew?«
    Nicht viele Männer fragten eine Frau nach ihrer Meinung. Maud würde es gefallen. Während Ethel die Treppe hinuntereilte, um sich zwei Zimmermädchen zu schnappen, die die Räume fertig machen sollten, dachte sie: Das ist mal ein charmanter Deutscher.

    Die Skulpturenhalle von Ty Gwyn war ein Vorraum zum Speisesaal. Hier versammelten sich vor dem Dinner die Gäste. Fitz interessierte sich nicht besonders für Kunst – die Sammlung stammte von seinem Großvater –, doch die Skulpturen verschafften den Leuten ein Gesprächsthema, wenn sie auf das Abendessen warteten.
    Während Fitz mit seiner Tante, der Herzogin, Konversation machte, blickte er nervös auf die Männer in den Abendanzügen und die Frauen mit den tief ausgeschnittenen Kleidern und den kostbaren Stirnreifen. Das Protokoll schrieb vor, dass alle anderen Gäste im Raum sein mussten, ehe der König und die Königin eintraten. Wo Maud nur blieb? Sie wollte doch keinen Skandal provozieren? Nein, da kam sie, in einem Kleid aus purpurner Seide. Sie trug die Brillanten ihrer Mutter und unterhielt sich angeregt mit Walter von Ulrich.
    Fitz und Maud hatten einander immer nahegestanden. Ihr Vater war für die beiden wie ein tapferer Ritter gewesen, der in fernen Landen kämpfte, und ihre Mutter dessen unglückliches Edelfräulein. Deshalb hatten Bruder und Schwester die Zuneigung, die sie brauchten, hauptsächlich vom jeweils anderen erhalten. Nach dem Tod der Eltern hatten sie sich noch fester aneinandergeklammert und gemeinsam getrauert. Fitz war damals achtzehn gewesen und hatte versucht, seine kleine Schwester vor der grausamen Welt zu schützen. Im Gegenzug hatte sie ihn angebetet. Erst als Erwachsene war sie ein Freigeist geworden, der Fitz’ Autorität als Familienoberhaupt zunehmend entglitten war. Allerdings hatte sich die gegenseitige Zuneigung der Geschwister bis jetzt als stark genug erwiesen, um ihre Differenzen zu überbrücken.
    Soeben lenkte Maud die Aufmerksamkeit Walters auf einen Amor aus Bronze. Anders als Fitz kannte sie sich mit solchen Dingen aus. Fitz betete, dass sie den ganzen Abend über Kunst redete und das Thema Frauenrechte gar nicht erst aufs Tapet brachte. George V . konnte Liberale nicht ausstehen, das wusste jeder. Monarchen waren in der Regel ohnehin konservativ, aber äußere Ereignisse hatten Georges Antipathie noch verschärft, war er doch mitten in einer politischen Krise auf den Thron gekommen. Gegen seinen Willen hatte er wegen der antimonarchistischen Umtriebe des liberalen Premierministers H. H. Asquith – dem die öffentliche Meinung obendrein den Rücken stärkte – die Macht des Oberhauses eingrenzen müssen. Diese Demütigung ging dem König noch heute nach. Er wusste, dass Fitz als Vertreter der Konservativen im Oberhaus bis zur letzten Patrone gegen die sogenannte Reform gekämpft hatte, doch wenn Maud dem König heute Abend mit ihrem Suffragetten-Unsinn auf die Nerven ging, würde er es Fitz niemals verzeihen.
    Walter war ein junger

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