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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Standpunkt, dass kein gottgegebenes Gesetz besagt, die deutsche Flotte müsse auf ewig kleiner bleiben als die britische.«
    Fitz blickte nervös zum König. George V . liebte die Royal Navy und konnte an solchen Worten leicht Anstoß nehmen. Andererseits war Kaiser Wilhelm II . sein Cousin. Georges Vater und Wilhelms Mutter waren Bruder und Schwester gewesen, beide Kinder der Königin Viktoria. Fitz sah mit Erleichterung, dass Seine Majestät nachsichtig lächelte.
    Walter fuhr fort: »Das hat in der Vergangenheit zu Reibungen geführt, aber wir sind uns seit nunmehr zwei Jahren einig – inoffiziell natürlich –, welche relative Größe unsere Flotten haben sollen.«
    »Und was ist mit wirtschaftlicher Rivalität?«, fragte Dewar.
    »Es stimmt schon, dass Deutschland mit jedem Tag wohlhabender wird und vielleicht bald mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten gleichzieht, was die Wirtschaftsleistung angeht. Aber warum sollte das ein Problem darstellen? Deutschland ist einer der besten Kunden Großbritanniens. Je mehr wir ausgeben können, desto mehr kaufen wir. Unsere wirtschaftliche Stärke ist ein Gewinn für die britischen Fabrikanten.«
    Dewar versuchte es erneut. »Es heißt, dass Deutschland mehr Kolonien verlangt.«
    Wieder blickte Fitz den König an und fragte sich, ob es ihm etwas ausmachte, wie sehr die beiden das Gespräch an sich zogen; doch Seine Majestät verfolgte offenbar gebannt die Unterhaltung.
    Walter sagte: »Gewiss, um Kolonien wurden schon Kriege geführt, besonders in Ihrem Heimatland, Mr. Dewar. Doch heute dürften wir imstande sein, solche Streitigkeiten zu schlichten, ohne die Waffen sprechen zu lassen. Vor drei Jahren haben Deutschland, Großbritannien und Frankreich um Marokko gestritten, aber der Konflikt wurde beigelegt, ohne dass es zum Krieg gekommen wäre. In jüngerer Zeit sind Großbritannien und Deutschland in der schwierigen Frage der Bagdadbahn zu einer friedlichen Einigung gelangt. Wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, wird niemand einen Krieg vom Zaun brechen.«
    Dewar entgegnete: »Würden Sie mir verzeihen, wenn ich den Begriff des deutschen Militarismus in die Diskussion einwerfe?«
    Das war ziemlich starker Tobak, und Fitz verzog gequält das Gesicht. Walter errötete, antwortete jedoch ungerührt: »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen. Das Deutsche Reich wird von den Preußen dominiert, die ein wenig die Rolle der Engländer im Vereinten Königreich Ihrer Majestät spielen.«
    Es war gewagt, Großbritannien mit Deutschland und England mit Preußen zu vergleichen. Fitz musterte Walter unbehaglich: Er hatte die Grenzen dessen erreicht, was in einem höflichen Gespräch statthaft war.
    Walter fuhr fort: »Die Preußen haben eine große militärische Tradition, aber sie ziehen nicht ohne Grund in einen Krieg.«
    Dewar entgegnete skeptisch: »Dann hegt Deutschland keine Kriegsabsichten?«
    »Ganz recht«, sagte Walter. »Ich könnte Ihnen sogar darlegen, wieso Deutschland als einzige Großmacht auf dem europäischen Festland als friedfertig gelten darf.«
    Am Tisch erhob sich erstauntes Gemurmel, und Fitz sah, wie der König die Brauen hob. Dewar lehnte sich überrascht zurück und fragte: »Wie kommen Sie darauf?«
    Walters tadelloses Auftreten und sein liebenswürdiger Tonfall nahmen seinen provokanten Worten den Stachel. »Betrachten wir zunächst Österreich«, sagte er. »Mein Wiener Cousin Robert wird nicht bestreiten, dass die Donaumonarchie ihre Grenzen gern nach Südosten ausdehnen würde.«
    »Aber nicht ohne Grund«, warf Robert ein. »Dieser Teil der Welt, den die Briten den Balkan nennen, gehörte jahrhundertelang zum Osmanischen Reich. Aber die türkische Herrschaft ist zerbröckelt, und jetzt ist der Balkan instabil. Der österreichische Kaiser hält es für seine heilige Pflicht, dort Ordnung und Christentum aufrechtzuerhalten.«
    »So ist es«, sagte Walter. »Aber auch Russland wünscht Gebietszuwachs im Balkan.«
    Fitz hielt es für seine Pflicht, die russische Regierung in Schutz zu nehmen – vielleicht Beas wegen. »Dafür gibt es gute Gründe«, sagte er. »Die Hälfte des russischen Außenhandels geht über das Schwarze Meer und gelangt durch die Dardanellen ins Mittelmeer. Russland kann nicht zulassen, dass eine andere Großmacht die Dardanellen beherrscht, indem sie Gebiete in den östlichen Balkanländern erwirbt. Dadurch würde sich der russischen Wirtschaft eine Schlinge um den Hals legen.«
    »In der Tat«, pflichtete Walter ihm

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