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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Mund.
    Einen Augenblick reagierte sie nicht, und Gus glaubte schon, er hätte das Falsche getan. Dann seufzte sie und öffnete die Lippen. Glücklich legte Gus die Arme um sie, und sie küssten einander den ganzen Weg zu ihrem Hotel. Die Fahrt war kurz; dann öffnete ein livrierter Portier die Tür des Taxis. »Wisch dir den Mund sauber«, sagte Rosa und stieg aus. Gus nahm ein Taschentuch und rieb sich rasch übers Gesicht. Das weiße Tuch war rot von Rosas Lippenstift.
    Er faltete es sorgsam zusammen, steckte es in die Tasche zurück und brachte Rosa zum Eingang des Hotels. »Sehe ich dich morgen?«, fragte er.
    »Wann?«
    »Früh.«
    Sie lachte. »Du spieltst einem nie etwas vor, stimmt’s? Das liebe ich so an dir.«
    Gus hätte die ganze Welt umarmen können. »Das liebe ich so an dir« war zwar nicht das Gleiche wie »Ich liebe dich«, aber besser als nichts.
    »Also früh«, sagte er.
    »Was unternehmen wir?«
    »Wir haben Sonntag …« Er sagte das Erste, was ihm in den Sinn kam. »Wir könnten in die Kirche gehen.«
    »Einverstanden.«
    »Gehen wir in die Notre-Dame.«
    »Bist du katholisch?«, fragte sie überrascht.
    »Nein, Episkopaler. Und du?«
    »Ich auch.«
    »In Ordnung, wir setzen uns nach hinten. Ich bringe in Erfahrung, wann die Messe ist, und rufe dich im Hotel an.«
    Rosa reichte ihm die Hand, und Gus schüttelte sie, als wären sie Freunde. »Danke für den wunderbaren Abend«, sagte sie förmlich.
    »War mir ein Vergnügen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Rosa drehte sich um und verschwand im Hotelfoyer.

Kapitel 36
    März bis April 1919
    Als der Schnee schmolz und die eisenharte russische Erde sich in Schlamm verwandelte, unternahmen die Weißen Armeen eine gewaltige Anstrengung, ihr Land von den verfluchten Bolschewiken zu befreien. Admiral Koltschaks einhunderttausend Mann starke Streitmacht, teilweise versorgt von den Briten, stürmte aus Sibirien heraus und griff die Roten auf einer Front an, die sich über siebenhundert Meilen von Nord nach Süd erstreckte.
    Fitz folgte ein paar Meilen hinter den Weißen. Er befehligte die Aberowen Pals, dazu ein paar Kanadier und Dolmetscher. Es war sein Job, Koltschak zu stärken, indem er sich um Kommunikation, Nachrichtendienst und Nachschub kümmerte.
    Fitz hatte große Hoffnungen. Es mochte Schwierigkeiten geben, aber es war unvorstellbar, dass man Lenin und Trotzki erlaubte, Russland zu stehlen.
    Anfang März befand Fitz sich in der Stadt Ufa auf der europäischen Seite des Ural und las einen Stapel britische Zeitungen, die ungefähr eine Woche alt waren. Die Neuigkeiten aus London waren gemischt. Fitz war hocherfreut, dass Winston Churchill von Lloyd George zum Kriegsminister ernannt worden war. Von allen führenden Politikern war Winston derjenige, der eine Intervention in Russland am nachdrücklichsten unterstützte. Einige Zeitungen vertraten jedoch andere Ansichten. Der Daily Herald und der New Statesman überraschten Fitz dabei nicht, denn sie vertraten ohnehin mehr oder weniger bolschewistische Ansichten; doch selbst im konservativen Daily Express fand sich die Schlagzeile: ZIEHT EUCH endlich AUS RUSSLAND ZURÜCK .
    Unglücklicherweise verfügten die Zeitungen auch über detaillierte Informationen, was das Geschehen vor Ort betraf. Sie wussten sogar, dass die Briten Koltschak dabei geholfen hatten, das Direktorat zu beseitigen und sich zum Alleinherrscher aufzuschwingen. Wo bekamen sie diese Informationen nur her? Fitz hob den Blick. Er war in der städtischen Handelsschule einquartiert, und sein Adjutant saß ihm am Tisch gegenüber. »Murray«, sagte Fitz, »wenn das nächste Mal ein Stapel Post von den Männern rausgeht, legen Sie sie zuerst mir vor.«
    Das war irregulär, und Murray schaute Fitz denn auch misstrauisch an. »Sir?«
    »Ich habe den Verdacht, dass Informationen von hier weitergegeben werden«, sagte Fitz. »Und der Zensor scheint die meiste Zeit zu schlafen.«
    »Vielleicht glauben die Männer bloß, sie können es lockerer angehen lassen, jetzt, da der Krieg in Europa vorbei ist.«
    »Bestimmt. Aber ich möchte wissen, ob wir eine undichte Stelle haben.«
    Auf der letzten Seite der Zeitung befand sich das Bild der Frau, die die sogenannte »Hände-weg-von-Russland«-Kampagne anführte. Fitz staunte nicht schlecht, als er Ethel erkannte. Die einstige Haushälterin auf Ty Gwyn, stand im Express zu lesen, hatte es bis zur Generalsekretärin der Textilarbeitergewerkschaft gebracht.
    Seit damals hatte Fitz mit vielen Frauen

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