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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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blieben dicht hinter ihr. Wrodes kleiner Hund lag schlafend in seinem
Korb.
    »Wie immer?«, fragte Nina.
    Frau Wrode sah ihren Mann an. Der hob die Schultern. »Aber wir
bleiben hier!«
    »Ja, gern!«, sagte Nina und dachte, das kann ja heiter werden. Die
Wohnung war klein, einunddreißig Quadratmeter. Wrodes würden ihr also fast
immer im Weg sitzen und dabei jede ihrer Handbewegungen beobachten.
    Nina fing in der offenen Küche an. Frau und Herr Wrode saßen auf dem
Sofa und sahen ihr zu, als würde Nina hier eine Prüfung ablegen, die sie
hinterher mit Punkten bewerten müssten. Vor dem Paar lagen neben den Lübecker
Nachrichten Kreuzworträtselhefte auf dem Tisch, doch sie rührten keines davon
an. Herr Wrode begann im Takt auf die Zeitung zu tippen. In Nina stieg
plötzlich Trotz auf.
    »Das mit der alten Frau Bergmann ist wirklich schrecklich«, sagte
sie, während sie die geblümten Abdeckungen der Elektroherdplatten reinigte.
Frau und Herr Wrode warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
    »Weiß man denn schon, was passiert ist? Ob es Selbstmord war oder
doch was anderes?«, fragte Nina.
    Herr Wrode hörte augenblicklich auf zu klopfen. »Wir glauben nicht,
dass die Elisabeth vom Balkon gesprungen ist. Dazu war sie viel zu fröhlich.
Gerade in letzter Zeit. Ich meine, sie war immer guter Dinge, aber in den
letzten Monaten ganz besonders.«
    Frau Wrode sah ihren Mann an, mit einem Blick, der ihm sagte, er
solle lieber den Mund halten.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Herr Wrode fort, »die Elisabeth hat sich
nicht umgebracht. Das war nicht ihre Art. Der Elisabeth hat jemand etwas
angetan!«
    »Aber wer?«, fragte Nina.
    Wrodes sahen sich wieder an.
    »Und weshalb?«, fragte Nina.
    Frau Wrode stand von ihrem Stuhl auf und zeigte auf die verkrustete
Glasscheibe der Ofentür. »Die muss auch noch sauber gemacht werden. Und nun
wollen wir mal alle nicht so tun, als würden wir keine Zeitung lesen!«
    Nina kratzte Spinatreste von den Rändern der Herdplatten.
    Herr Wrode nahm den Zehn-Euro-Schein, den seine Frau und er schon
für Nina bereitgelegt hatten, unter der Zeitung hervor, rollte ihn und tippte
damit in gleichmäßigem Takt auf den Tisch. »Elisabeth war wohlhabend. Es war
sicherlich jemand, der an ihr Geld rankommen wollte. Einen anderen Grund kann
ich mir nicht vorstellen.«
    »Das Schlimmste ist«, sagte Frau Wrode, während sie mit dem Finger
über die Ränder der Herdplatten fuhr, »dass es bestimmt jemand war, den sie
kannte. Soviel ich weiß, wurde bei ihr nicht eingebrochen, sondern sie hat
ihrem Mörder die Tür aufgemacht.«
    »Dem Mörder oder der Mörderin«, sagte Herr Wrode.
    Frau Wrode setzte sich wieder neben ihren Mann.
    »Das ist das Schlimmste«, sagte Frau Wrode, »dass es jemand war, den
sie kannte.«
    »Zu kennen glaubte«, fügte Herr Wrode hinzu.
    Nina nahm Wrodes volle Mülltüte aus dem Eimer, verknotete sie und
stellte sie an die Wohnungstür. Sie sah heimlich auf die Uhr und erschrak, weil
sie noch eine weitere halbe Stunde Putzen mit Anspielungen vor sich hatte.
    »Ja, es ist wirklich schlimm«, sagte sie, als sie in Wrodes Küche
zurückkehrte. Dann schaltete sie den Staubsauger ein.
    Als Nina endlich mit Wrodes voller Mülltüte, Putzutensilien und zehn
verdienten Euro auf dem Flur stand, fühlte sie sich, als hätte sie acht Stunden
Arbeit im Bergwerk hinter sich gebracht. Jetzt musste sie noch eine weitere
Stunde zu Frau Tietchen.
    An Frau Tietchens Tür in der fünfzehnten Etage steckte immer noch
der Zettel mit der Nachricht, die Nina hinterlassen hatte. Nina klopfte
trotzdem an. Sie hörte Schritte.
    »Wer ist da?«, fragte Frau Tietchen durch die geschlossene Tür.
    Nina antwortete erleichtert.
    Frau Tietchen schwieg eine Weile, bevor sie rief: »Geh weg! Dich
lasse ich nicht rein!«
    ***
    Alexander stand am Fenster seines Büros mit Blick auf den
firmeneigenen Parkplatz. Wie sein Vater es früher gelegentlich gemacht hatte,
sah er demonstrativ auf seine Armbanduhr, wenn ein Mitarbeiter zu spät auf den
Hof fuhr, um seine Arbeit in Bergmanns Planungsbüro anzutreten. Dabei wusste
Alexander längst, dass er es sich sparen konnte, ein oder zwei Mal die Woche
unverhofft früh in der Firma zu erscheinen, um seine Angestellten durch seine
Präsenz von Unpünktlichkeit und Faulheit abzuhalten. Im Gegensatz zu ihm hatte
bei seinem Vater ein vorwurfsvoller Blick auf die Uhr genügt, um dafür zu
sorgen, dass der Betreffende nie wieder zu spät kam.
    Alexander setzte sich an seinen

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