Sturz ins Glück
ob es besser wäre, der verrückt gewordenen Hauslehrerin zu gehorchen oder schreiend zu seinem Vater zu laufen. Wie auch immer. Jetzt musste Adelaide ihr Spiel durchziehen.
„Kommen Sie, Gefreite.“ Sie stampfte wieder mit dem Fuß auf und bedeutete Isabella, an ihre Seite zu kommen. „In diesem Militär gibt es keinen Platz für Trödler. Wenn wir uns nicht gegen die Angriffe der Wollmäuse und Spinnweben verteidigen, wird Westcott Cottage ihnen zum Opfer fallen. Wir sind die letzte Verteidigung. Ihr Land braucht Sie, Gefreite. Ihre Familie braucht Sie. Ihre Schulbücher brauchen Sie.“
Endlich zuckte Isabellas Mundwinkel. Sie kletterte langsam von ihrem Platz herunter. Adelaide kämpfte darum, ihren starren Soldatenblick beizubehalten, während ihr Herz laut frohlockte. Isabella kam langsam auf sie zu, in ihrem Gesicht stand Interesse. Adelaide versteckte ihre Freude, indem sie einmal um das Mädchen herummarschierte, als wolle sie seine Tauglichkeit prüfen. Als sie ihre Runde beendet hatte, blieb sie vor der Kleinen stehen und salutierte.
„Stehen Sie aufrecht, Gefreite. Genau so. Die Schultern zurück, das Kinn hoch. Gut.“ Isabella sah mit ihren hochgezogenen Schultern und ihrem erhobenen Kopf eher wie ein junger Hahn aus, der gerade das Krähen lernen wollte, doch Adelaide fand es bezaubernd. Isabella war bereit mitzuspielen.
„Das hier ist keine Aufgabe für Verzagte“, fuhr Adelaide fort. „Nur die tapfersten Soldaten werden ausgewählt, um mit mir zu dienen. Sie müssen bereit sein, in dunkle Ecken zu schauen und staubige Länder zu erkunden, nur bewaffnet mit einem Besengewehr und einem Eimer Seifenwassermunition. Wenn Sie glauben, dass Sie diesen Aufgaben gewachsen sind, salutieren Sie, Gefreite.“
Adelaide machte die Bewegung vor, als sie das Wort sagte, dann wartete sie. Eine oder zwei Sekunden verstrichen, aber schließlich hob Isabella ihre Hand langsam an die Stirn, bevor sie sie schnell wieder fallen ließ.
„Wunderbar. Auf zur Waffenkammer. Wir brauchen Uniformen und müssen unseren Angriff vorbereiten. Wir dürfen dieses Schlachtfeld nicht unvorbereitet betreten. Folgen Sie mir, Soldatin.“
Adelaide marschierte aus dem Raum und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoss. Erleichtert hörte sie die leisen Schritte, die ihr folgten. Sie überfielen Mrs Chalmers Besenschrank und bewaffneten sich mit Kopftuchhelmen, Schürzenschilden, zwei Besengewehren und zwei großen Munitionseimern, die verblüffende Ähnlichkeit mit gewöhnlichen Putzeimern hatten. Isabella hielt pflichtbewusst ihren Eimer mit sauberen Tüchern, während Adelaide ihre Munition durch warmes Wasser vervollkommnete. Gerade als sie fertig war, betrat Mrs Chalmers den Raum.
„Was geht hier vor?“, fragte sie eher neugierig als vorwurfsvoll.
Isabella wich mit dem Rücken bis zur Wand, als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt. Da Adelaide nicht wollte, dass sie den Kontakt zu der Kleinen wieder verlor, fing sie einfach an zu reden.
„Wir sind auf dem Weg, um den dritten Stock zurückzuerobern, Ma’am. Um Westcott Cottage davor zu bewahren, in die Hände des Feindes zu fallen, wollen wir Staubminen und Spinnwebfallen ausräumen und dort unser Feldlager errichten. Dann können wir unsere Truppen von dort aus schulen und zukünftigen Invasionen einen Riegel vorschieben.“
Mrs Chalmers beäugte Adelaide misstrauisch. „Wenn irgendetwas sauber gemacht werden muss, kümmere ich mich darum. Sie müssen das Kind nicht arbeiten lassen.“
Adelaide stellte den Eimer vor sich ab und salutierte. „Das ist ein sehr mutiges Angebot, aber dieser Auftrag ist zu gefährlich für Zivilisten.“ Sie versuchte der Haushälterin zu bedeuten, dass sie mitspielen sollte. „Es ist besser, wenn Sie solche Aufgaben uns Soldaten überlassen. Stimmt’s, Gefreite Izzy?“
Isabella trat hinter ihrem Rücken hervor und salutierte zustimmend. Dieses Mal wirkte es deutlich zackiger als beim ersten Mal. Ein Schauer durchfuhr Adelaide. Sie machten Fortschritte.
„Nun …“ Der Blick der Haushälterin wurde weich, als sie Isabella betrachtete. „Wenn ihr auf einer so gefährlichen Mission seid, kann ich als Zivilistin mich aber doch wenigstens um die Verpflegung kümmern.“
In wenigen Sekunden schmierte sie ihnen zwei Brote mit Pfirsichmarmelade und wickelte sie in Servietten ein. Als sie den Proviant in Isabellas Eimer legte, tat sie außerdem noch einige Kekse dazu.
„Um Sie bei Kräften zu halten, junge Soldatin. Wir alle
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