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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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unterstellen, dass sie den Scherer doch verführt hatte? Ihr Herz würde zerbrechen, wenn sie in seinen Augen nicht mehr diese tiefen Gefühle für sie sehen würde.
    Nur Mut, Adelaide, nur Mut. Gideon hatte sie seit ihrer Ankunft auf seiner Farm immer mit Respekt und Achtung behandelt. Er würde das nicht einfach so ablegen.
    „Ist er Ihr Bruder?“ Gideons Stimme klang gezwungen fröhlich. Sie fand es schrecklich, dass sie ihn enttäuschen musste, doch es ging nicht anders. Sie musste ihm endlich die Wahrheit sagen.
    Adelaide wandte sich um und versuchte mutig, ihm in die Augen zu schauen. Immerhin schaffte sie es, den Blick auf sein Kinn zu richten.
    „Nein. Ich habe keine Brüder. Schwestern auch nicht – obwohl ich nicht glaube, dass das wirklich Ihre Frage war, oder?“ Sie seufzte. „Es ist eine sehr peinliche Geschichte, aber ich denke, Sie sollten sie kennen.“
    Sie hielt inne, um ihm die Möglichkeit zu geben, ihr zu sagen, dass sie nichts erzählen musste, was ihr unangenehm war, doch diesen Gefallen tat er ihr leider nicht. Er sah sie einfach nur mit einer liebevollen Zuneigung an, die sie erwärmte und zugleich verunsicherte.
    „Mein Vater starb, als ich sechzehn war. Seitdem hatte ich den Wunsch, die Familie zu ersetzen, die ich verloren habe. Deshalb bin ich Lehrerin geworden. Ich entdeckte meine Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern und konnte meine Einsamkeit auf diese Weise ein wenig vergessen. Doch ich sehnte mich trotzdem nach mehr.“
    Adelaide konnte in Gideons Gesicht nichts lesen, als er sie sanft am Ellbogen nahm und sie in Richtung Veranda führte. Das beunruhigte sie sehr. Normalerweise lächelte er immer. Nur jetzt blieb sein Gesichtsausdruck unbewegt.
    „Als ich meine Anstellung in Cisco unter der Bedingung bekam, dass ich in den nächsten zwei Jahren nicht heiratete, stellte ich meine Träume zurück und konzentrierte mich auf das Unterrichten.“
    Gideon führte sie zu den Korbstühlen, auf denen sie ihren Tag mit Isabella begonnen hatte. Er nahm ihr gegenüber Platz und sah sie fragend an.
    „Aber trotzdem haben Sie sich nach einem Ehemann und Kindern gesehnt“, sagte er schließlich.
    „Ja. Meine zwei Jahre waren fast vorüber, als ich Henry kennenlernte.“
    Gideon beugte sich bei der Nennung des Namens angespannt vor.
    „Er war Handelsreisender für Bücher, der auf seiner Reise immer in Cisco vorbeikam. Er wohnte in der gleichen Pension wie ich, wenn er in der Stadt war, und wir verbrachten unzählige Abende mit interessanten Diskussionen über Literatur und seine neuesten Angebote. Ich war wahrscheinlich seine beste Kundin. Jedes Mal, wenn er in der Stadt war, kaufte ich bei ihm Bücher. Vielleicht tat er deswegen so, als würde er mir den Hof machen – um seinen Gewinn zu steigern.“ Adelaides Augenbrauen zogen sich bei diesen deprimierenden Gedanken zusammen.
    „Was ist passiert?“ Seine Stimme klang angespannt. Adelaides Mund wurde trocken.
    „Ich sah ihn nur alle drei, vier Wochen, doch das war genug. Er machte mir süße Versprechungen und erzählte romantische Dinge. Manchmal wirkte er ein bisschen herablassend und sein Glaubensleben war fragwürdig, doch ich war bereit, darüber hinwegzusehen. Kein Mann ist perfekt.“
    Adelaide warf einen Blick auf Gideon, der in dem Schatten der Veranda kaum zu erkennen war. Nun ja, ein Mann schien es zu sein. Aber es brachte nichts, sich das Unmögliche zu wünschen.
    „Vor ein paar Monaten“, fuhr sie fort, „erhielt Henry eine andere Stelle und eröffnete mir, dass wir uns nicht länger sehen könnten, weil er kein Handelsreisender mehr sei. Er schien so enttäuscht darüber, dass ich einen überstürzten Plan fasste. Ich kündigte meine Stelle und folgte ihm nach Fort Worth. Die Vorsehung führte ihn gleich am ersten Abend zu mir, als ich ihn in dem Hotel traf, wo ich abgestiegen war. Ich hatte auch die Ehre, seine Frau und seinen kleinen Sohn kennenzulernen. Nicht gerade das Wiedersehen, das ich mir erhofft hatte.“
    „Er war verheiratet?“ Die Frage klang, als hätte er sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervorgebracht. Kein gutes Zeichen.
    „Leider hatte er vergessen, das während unserer monatelang währenden Bekanntschaft zu erwähnen.“
    Gideon murmelte etwas, doch Adelaide konnte es nicht verstehen. Vielleicht war das auch besser so. Sie hoffte nur, dass er sie nicht sofort von seinem Hof werfen würde. Sie war noch nicht bereit dazu.
    „Lieben Sie ihn noch?“
    Diese unvermutete Frage ließ sie

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