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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Sie vertraute ihm – vertraute ihm genug, um ihre Sorgen an ihn abzugeben. Wärme strömte durch seinen ganzen Körper. Er würde sie nicht enttäuschen.
    Nachdem er das Tagebuch in seinem Schreibtisch eingeschlossen hatte, trat er wieder an Adelaides Sessel. Sie brauchte wirklich Ruhe, doch wenn sie so hier liegen blieb, würde sie sich einen steifen Nacken holen. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. Er hatte heute Morgen doch gehofft, sie in die Arme nehmen zu können. Nun war seine Chance offensichtlich gekommen. Nichts konnte edler sein, als eine erschöpfte Frau in ihr Bett zu tragen, damit sie sich ausruhen konnte. Er würde einfach nur eine gute Tat tun. Seine Pflicht. Und wenn ihm diese Pflicht auch sehr viel Vergnügen bereitete … umso besser.
    Vorsichtig hob Gideon Adelaide auf den Arm. Sie seufzte, wobei sich ihre Augen kurz öffneten, aber sie fiel sofort wieder zurück in den Schlaf. Ihr Kopf sank gegen seine Brust. Daran könnte er sich gewöhnen.
    Als er oben auf der Treppe angekommen war, fand er ihre Zimmertür angelehnt, also stieß er sie mit dem Fuß weiter auf und betrat den Raum. Das Zimmer war ein bisschen unordentlich, aber es spiegelte die Frau in seinen Armen wunderbar wider – ein Mensch, der sich mehr um Menschen als um Materielles kümmerte. Das Kleid, das sie vor der Feier angehabt hatte, lag auf einer Truhe, während ihre Kommode mit Schulsachen beladen war. Mehrere Bilder, die Bella gemalt hatte, hatten einen Ehrenplatz neben ihrem Spiegel bekommen, wo sie zwischen Haarbändern und Ketten hingen.
    Gideon legte Adelaide vorsichtig aufs Bett und war froh, dass er durch ihr Kleid hindurch kein Mieder gespürt hatte. Damit hätte er sie nicht hier liegen lassen können. Sobald er seine Arme unter ihr hervorgezogen hatte, drehte sie sich murmelnd auf die Seite und zog das zweite Kissen nah an sich. Wieder durchflutete ihn bei ihrem Anblick Wärme.
    Seine Gefühle zu ihr gingen tiefer als bloße Faszination, das spürte er jetzt deutlicher als je zuvor. Er hatte unzählige schöne Frauen zu Bällen begleitet und ihre Hand gehalten. Doch keine dieser Frauen hatte sein Herz höherschlagen lassen, so wie Adelaide es tat. Keine von ihnen hatte in ihm das Gefühl geweckt, sie für den Rest seines Lebens auf Händen tragen zu wollen. Und egal, wie angemessen ihre Herkunft auch gewesen war, hatte keine von ihnen ihn jemals so zum Lächeln gebracht wie seine Addie.
    Addie . Der Name passte. Fantasievoll, launenhaft – genau wie diese Adelaide selbst. Und trotzdem liebevoll und zärtlich. Er hatte gewusst, dass Isabella ihr sehr am Herzen lag, aber wie tief die Liebe zu seiner Tochter ging, hatte er erst heute Morgen verstanden. Und jetzt hoffte er, dass sich etwas von dieser Liebe auch auf ihn ausweiten würde.
    Die Decke lag am Fuß des Bettes. Er schüttelte sie aus und wollte sie über Adelaide decken, doch dann hielt er inne. Einen Moment lang wollte er ihren Anblick noch genießen. Doch als er sie betrachtete, wandelte sich seine Bewunderung in Sorge. Vielleicht lag es daran, dass ihr Gesicht so blass war, denn sie schien mit dem weißen Kissen zu verschmelzen. Sie hatte ihre Freude verloren, ihren Mut. Er wollte die lebenslustige, lachende Adelaide zurückhaben.
    Er würde es schaffen. Jawohl, das würde er. Bella und Adelaide waren auf ihn angewiesen. Was auch immer es kostete – er würde sie beschützen und ihnen eine glückliche Zukunft bieten.
    Leise seufzend ließ er schließlich die Decke auf die Schlafende sinken und wandte sich dann zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Noch einmal trat er an ihr Bett und nickte entschlossen. Als er den Raum verlassen wollte, bemerkte er Bella, die mit weit aufgerissenen Augen an der Tür stand.
    Gideon hielt sich einen Finger an die Lippen und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bemerkte er die Ironie, dass er das stumme Mädchen ermahnt hatte, still zu sein.
    Sie zeigte ängstlich auf die Tür und sah ihn so traurig an, dass ihm fast selbst die Tränen in die Augen traten.
    „Miss Proctor geht es gut, Liebling.“ Er kniete sich neben die Kleine und legte einen Arm um sie. „Sie konnte heute Nacht nicht schlafen und ist deshalb sehr müde. Ich habe im Büro mit ihr geplaudert, als sie plötzlich in einem Sessel einschlief. Also habe ich sie ins Bett gebracht. So wie ich es bei dir auch immer mache, wenn du auf dem Weg von der Stadt hierher in der Kutsche

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