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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Zusammenarbeit dachte, die die Bestien in der letzten Höhle demonstriert hatten, so besaßen sie eine gewisse Intelligenz. Beinahe schon Heimtücke. »Ich bin mir nicht sicher. Das ist ein Geheimnis, das die nächste Expedition lösen muss.«
    Linda nickte. Sie hielt eine zweite Phiole mit phosphoreszierendem Gelb in die Höhe. »So viele Geheimnisse hier unten …« Sie prüfte eine Notiz in ihrem Buch und kräuselte die Lippen.
    Ashley sagte »Gute Nacht« und zog sich zu ihrer Matratze zurück. Sie kuschelte sich in die Laken, die noch warm von eben waren. Seufzend schloss sie die Augen, doch die Fragen der Biologin nagten an ihr. Wovon ernährten sich diese Viecher?
    Ben wälzte sich im Schlaf. Er wusste, dass er träumte, konnte aber nicht aufwachen. Er war schon wieder in dieser verdammten Höhle und ging durch die mit Früchten behangenen Bäume, rote, matschige, kürbisförmige Früchte, die obszön herabbaumelten.
    »Hallo«, rief er laut in den Hain.
    Keine Antwort.
    Er hatte das Bild seines Großvaters gesehen, als er das letzte Mal hier war. In einer Höhle. Wo war das bloß gewesen? Er ging in eine Richtung, die ihm vertraut erschien, und streifte einen tief hängenden Ast voller Laub und zierlichen blauen Blumen. War er nicht schon an einem ähnlichen Busch vorbeigekommen? Er hatte das Gefühl, nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt zurückzukehren. Seine Füße erinnerten sich anscheinend daran, wo sie einmal hergegangen waren.
    Während er sich der gegenüberliegenden Wand näherte, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. Er konnte sogar das schwarze Loch in der leuchtenden Wand sehen. Leuchtend? Es war derselbe Schimmelpilz, der in der Geode wuchs. Seltsam.
    Er ging weiter auf die Wand zu und erwartete, dass ihm die Bäume den Zugang versperrten wie bei seinem letzten Besuch. Aber dieses Mal hielt ihn kein Baum auf. Nach ein paar Schritten stand er plötzlich vor der Wand, und ein sanfter Moschusgeruch hüllte ihn ein. Die Pilze bildeten schotenartige, stecknadelkopfgroße Sporen. Er wischte mit der Hand an der Wand entlang. In seinem Kopf drehte sich alles. Farbblitze explodierten vor seinen Augen. Beinahe ohnmächtig sank er auf die Knie. Er kämpfte mit der Bewusstlosigkeit, aber vor seinen Augen sah er nur fantastische Farbwirbel und Muster. Er glitt zu Boden, und sein Hinterkopf explodierte vor Schmerz, als er hinfiel.
    Eine Stimme erklang seitlich von ihm. »Benny, jetzt reicht es aber.« Er kannte diese Stimme aus seiner Kindheit. Es war sein Großvater.
    »Himmel, jetzt komm zu Bewusstsein, Junge.«
    Sein Blick wurde klarer, als sein Großvater ein zerriebenes Blatt unter seiner Nase hin- und herwedelte. Es roch nach Minze mit einem Hauch von Kirsche. Mit jedem Atemzug verschwanden mehr Farbwirbel vor seinen Augen, als ob sie das Blatt fortwischte. »Na also, Benny. Wurde auch Zeit, dass du deinen Hintern mal hier runterbewegt hast.«
    Natürlich war das ein Traum, aber er kam ihm so wirklich vor. Er sah das Spinnengewebe aus geplatzten Äderchen auf der Nasenspitze seines Großvaters; die weißen Haarbüschel rund um seine Ohren; das immer währende Lachen in seinen Augen.
    »Opa?«
    »Wer denn sonst?«
    »Na ja, wenn man bedenkt, dass du eigentlich einen Meter achtzig tief im australischen Mutterboden liegen solltest, kommt dieses Wiedersehen doch ausgesprochen unerwartet für mich.« Er stemmte sich hoch. Der Moschusgeruch war immer noch stark und drohte ihn wieder zu überwältigen. »Warum bist du hier?«
    »Man hat mich geschickt, um dich zu warnen.«
    »Mit dem schwarzen Viechzeug haben wir schon Bekanntschaft geschlossen. Dafür bist du ein bisschen spät dran.«
    »Die Bestien? Halt dir das Ungeziefer bloß vom Leib.«
    »Ungeziefer? Das Ungeziefer hat beinahe unsere Mannschaft vertilgt.«
    Sein Großvater setzte sich im Schneidersitz neben ihn. »Benny, ihr müsst in die Tiefe, nach unten. Steigt nicht nach oben.«
    »Aber …«
    »In die Tiefe, Benny, in die Tiefe.«
    Wieder drang der Moschusgeruch in sein Bewusstsein und beschmierte die Vision seines Großvaters mit breiten violetten und orangefarbenen Pinselstrichen. »Ich verstehe dich nicht …« Er spürte, wie er wieder davongetragen wurde.
    Die Worte seines Großvaters verfolgten ihn, als er langsam das Bewusstsein verlor: »… in die Tiefe … in die Tiefe …«
    »Aufwachen, Ben.« Ashley klopfte ihm auf die Schulter. Sie war überrascht, wie tief sein Schlaf war. Die anderen waren schon länger auf den Beinen. Ben

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