Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
sehr«, brummelte ich und zog einen Barhocker aus der Küche heran.
»Das musst du gerade sagen«, gab Peter zurück. »Du mit deinem geflügelten und peitschenknallenden Auftritt!«
Mir fiel die Kinnlade herab, und ich richtete einen ungläubigen Blick auf Hugh. Der schloss hastig den Wäschekatalog, in dem er geblättert hatte.
»Georgina …«
»Du hast gesagt, du würdest es nicht weitererzählen! Du hast deine Lippen und sonst alles versiegelt!«
»Ich, äh … mir ist das nur so herausgerutscht.«
»Hattest du wirklich Hörner?«, fragte Peter.
»Na gut, das war’s! Jetzt alle raus hier, und zwar dalli!« Ich zeigte zur Tür. »Ich habe heute schon genug durchgemacht, auch ohne euch drei.«
»Du hast uns nicht mal erzählt, dass du ein Kopfgeld auf Duane ausgesetzt hattest.« Cody sah mich bettelnd mit seinen Dackelaugen an. »Wir würden uns umbringen, mehr davon zu erfahren.«
»Na ja, zunächst mal war Duane derjenige mit dem Umbringen«, gab Peter mit einem gewissen Unterton zu bedenken.
Ich erwartete fast, dass mir der Dampf aus den Ohren quoll. »Zum letzten Mal, ich habe Duane nicht umgebracht! Jerome glaubt mir, okay?«
Cody wirkte nachdenklich. »Aber du hast ihn bedroht …«
»Ja. Und soweit ich mich entsinne, habt ihr alle das hier und da auch schon getan! Das ist bloß ein Zufall. Ich hatte nichts damit zu tun, und …« Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Warum reden alle immer von seinem „inszenierten Tod“? Warum sagt ihr nicht, dass ich es persönlich getan hätte?«
»Warte mal … gerade hast du gesagt, du hast es nicht getan.«
Peter sah Cody an und verdrehte die Augen, bevor er sich mir zuwandte. Der Ausdruck des älteren Vampirs wurde ernst. Natürlich bedeutete „ernst“ alles Mögliche angesichts seiner Frisur. »Niemand sagt, dass du es getan hast, weil du es nicht hättest tun können.«
»Besonders nicht mit diesen Schuhen.« Hugh nickte zu meinen Absätzen hinab.
»Ich weiß euer völlig fehlendes Vertrauen zu meinen Fähigkeiten durchaus zu schätzen, aber wäre es nicht möglich gewesen, dass ich ihn, ich weiß nicht recht, vielleicht hätte überraschen können? Hypothetisch gesprochen, meine ich.«
Peter lächelte. »Es hätte keine Rolle gespielt. Geringere Unsterbliche können einander nicht umbringen.« Angesichts meines Erstaunens fügte er hinzu: »Wie kommt’s, dass du das nicht gewusst hast? Nachdem du so lange gelebt hast?«
Seine Worte hatten einen leicht neckischen Unterton. Es war immer schon ein unausgesprochenes Rätselraten zwischen Peter und mir gewesen, wer von uns in unserem kleinen Kreis der älteste Sterblich-Unsterbliche war. Keiner von uns wollte offen sein Alter zugeben, also waren wir niemals zu einer echten Entscheidung gekommen, wer die meisten Jahrhunderte auf dem Buckel hatte. Eines Nachts, nachdem wir eine Flasche Tequila geleert hatten, hatten wir ein Spiel angefangen: »Erinnerst du dich noch daran, als …« Wir waren nur bis zur industriellen Revolution gelangt, bevor wir samt und sonders weggetreten waren.
»Weil bislang noch nie jemand versucht hat, mich umzubringen. Was willst du also sagen – dass es bei diesen ganzen Scheingefechten zwischen den Vampiren um nichts und wieder nichts geht?«
»Na ja, nicht ganz«, erwiderte er. »Wir gehen schon ziemlich ruppig miteinander um, glaub mir. Aber nein, zu Tode kommt niemals wer. Bei den ganzen Revierstreitereien wären sonst nur noch sehr wenige übrig, wenn wir einander umbringen könnten.«
Darauf erwiderte ich nichts, sondern drehte und wendete diese Enthüllung in Gedanken. »Wie ist er …« Plötzlich fiel mir ein, was Jerome gesagt hatte. »Sie sind von Vampirjägern getötet worden.«
Peter nickte.
»Was ist denn mit denen?«, fragte ich. »Jerome wollte es nicht weiter ausführen.«
Hugh war gleichermaßen interessiert. »Du meinst, wie dieses Mädchen im Fernsehen? Diese scharfe Blondine?«
»Das wird eine lange Nacht.« Peter bedachte uns beide mit vernichtenden Blicken. »Ihr braucht alle einen Grundkurs „Vampire für Anfänger“. Ich gehe nicht davon aus, dass du uns was zu trinken anbietest, Georgina?«
Ich winkte ungeduldig zur Küche hinüber. »Nimm, was du findest! Ich möchte etwas über Vampirjäger erfahren.«
Peter schlenderte aus dem Wohnzimmer und jaulte auf, als er fast über einen der vielen Bücherstapel gestolpert wäre, die überall herumlagen. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, ein neues Bücherregal zu besorgen. Finster und
Weitere Kostenlose Bücher