Such mich Thriller
Aufnahme, die in dem Futter von Savannahs Koffer versteckt gewesen war. Auf der Rückseite stand ein Datum. Demnach war der Junge damals etwa in Savannahs Alter gewesen. Riker musterte die verblassten Züge eines verdammt gut aussehenden jungen Mannes um die zwanzig. Langes helles schulterlanges Haar, intelligenter Blick, übermütiges Lächeln. In der Mitte des Fotos verschwanden die Züge unter Spuren von rosafarbenem Lippenstift. Savannah hatte es wohl zu oft geküsst - in Ermangelung des lebendigen Originals. Demnach hatte die Lady ihren Lover verloren, die Beziehung war vorbei, das Foto alles, was ihr geblieben war.
Oder doch nicht?
Riker sah auf. Sein Freund stand im Bademantel vor ihm. Riker hielt das Foto des jungen Mannes hoch. »Die Briefe, die Mallory haben wollte, waren alte Liebesbriefe, was?«
»Das nehme ich an«, sagte Charles Butler. »Denn nur solche Briefe hebt man normalerweise so lange auf. Hast du das Datum auf der Rückseite gesehen? Die Beziehung endete wahrscheinlich, als Savannah Sirus so alt oder vielmehr so jung war wie dieser Mann.«
Riker legte das Foto aus der Hand. »Daraus ergibt sich aber immer noch nicht, warum Mallory diese alten Liebesbriefe haben wollte.«
Charles schwieg - vornehm wie immer. Er setzte darauf, dass Riker selbst darauf kommen würde. Riker schaltete denn auch schnell: Mallory hatte die Briefe verlangt, als hätte sie ein Recht darauf. Sie hatte ihre Briefe zurückhaben wollen. »Sie waren von Mallorys Vater.«
»Klingt logisch, nicht? Was aber noch wichtiger ist: Die Liebesbriefe waren an eine Frau gerichtet, die nicht Mallorys Mutter war.«
Sie wussten beide, wie gnadenlos Mallory jede tatsächliche oder eingebildete Verfehlung ahndete. »Mallorys Vater hat also ihre Mutter sitzen lassen und ist mit Savannah Sirus auf und davon«, stellte Riker fest. Noch eine Täuschung, noch eine alte Rechnung, die beglichen werden musste. Und für seine Analyse eines verdächtigen Selbstmords hatte er jetzt ein Motiv.
Mallory, was hast du dieser Frau angetan?
»Als ich deinen Dad kennen lernte, war er ein sechzehnjähriger Autodieb aus Kalifornien«, sagte Ray, der Boss von Ray’s Karosseriebauwerkstatt . »Er hatte noch nicht mal einen Führerschein.« Er setzte sich an einen langen Holztisch, den Ringe von tausendmal dort abgestellten Kaffeebechern zierten. »Nein, Autodieb wäre zu hoch gegriffen. Ich denke mir, dass der alte Volkswagen ihm gehörte, auch wenn er eigentlich noch gar nicht ans Steuer durfte. Aber die Teile, mit denen er die Rostlaube am Laufen hielt, die wollte er kostenlos abgreifen.«
Mallory sah sich in der Küche um. Es juckte ihr in den Fingern, hier Ordnung zu schaffen. Das Chaos verriet, dass hier ein Mann allein lebte, der aber offenbar noch Familie hatte. Am Kühlschrank waren mit bunten Magneten Fingerfarbenzeichnungen und Fotos von Enkelkindern befestigt. Die Waschmaschine in der Ecke diente als Lagerplatz für Wäsche, die selbst Ray, an Öl- und Dreckspuren gewöhnt, nicht mehr tragen
mochte. Hier und da entdeckte sie Hinweise darauf, dass es hier auch mal eine Frau gegeben hatte - da waren die Vorhänge mit dem Rosenknospenmuster und die verschnörkelten Teetassen, von denen einige in der Spüle standen. Offenbar benutzte er das gute Porzellan täglich, weil es ihn an seine Frau erinnerte. Auf ihrem silbernen Löffel erkannte Mallory ein abgegriffenes Muster. Silberbesteck war ein typisches Hochzeitsgeschenk. Die Küche erinnerte sie an das Haus ihres Pflegevaters in den Jahren nach dem Tod von Helen, die sie von ihrem zehnten Lebensjahr an aufgezogen hatte.
Ray Adler schenkte ihr heißen Kaffee ein und stellte einen Karton Milch auf den Tisch neben eine Fünf-Pfund-Tüte Zucker, die oben aufgerissen war und in der auch ein silberner Löffel steckte. »Als Peyton zum letzten Mal hier war, wollte er zurück an die Westküste, das war zehn Jahre später. Er hatte zwei College-Abschlüsse und arbeitete an einem dritten. Peyton war ein verdammt heller Kopf.«
Mallory trank ihren Kaffee schwarz und ließ sich erzählen, wie Rays Vater den jungen Dieb erwischt hatte, der mitten in der Nacht Ersatzteile hatte stehlen wollen. Es hätte auch ihre Geschichte sein können, nur hatte Lou Markowitz sie dabei erwischt, wie sie sich als Kind an einen Jaguar herangemacht hatte - eine anspruchsvollere Diebin als Peyton Hale.
»Mein Vater hat ihn nicht angezeigt«, sagte Ray. »Er wollte wegen der Ersatzteile, die gerade mal dreißig Dollar
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