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los.
»Erik. Du kannst es nicht kriegen. Das ist nicht mehr privat, aufgrund dessen, was da über Steinar Olsen steht. Alles andere spielt keine Rolle, das ist eure persönliche Angelegenheit. Aber die Beschreibung der Brandursache, das ist Polizeiangelegenheit.«
»Bitte, Knut, mach, was du tun kannst. Frøydis zuliebe. Du bist doch auch der Meinung, dass das Feuer ein Unfall war? Wenn sie jetzt noch anfängt, sich selbst Vorwürfe wegen Steinar Olsens Tod zu machen, ich weiß nicht, wo das dann noch enden soll.«
Zu seinem eigenen Entsetzen hörte Knut sich selbst sagen: »Na gut, ich gebe dir zwei Stunden. Ich werde noch einmal in den Berg gehen, um nach dem Kind zu suchen. Ella Olsen muss irgendwo da drinnen sein. In der Zwischenzeit erzählst du alles Anne Lise und den Leuten von der Kripo. Das ist die einzige Chance für Frøydis und dich, um da wieder herauszukommen. Aber es wird nicht leicht werden für euch beide.«
Erik Hanseid richtete sich auf. »Ich danke dir, Knut. Du bist ein wahrer Freund. Vielen, vielen Dank. Im Namen von Frøydis und mir.«
Sie hat die ganze Zeit gelogen, dachte Knut und bereute seine letzten Worte bereits. Doch nun war es zu spät. Er drehte den Kopf weg, als er an Erik Hanseid vorbeiging. Das Tagebuch schob er sich in die Jackentasche.
Die Regierungsbevollmächtigte tat alles, was sie konnte, um Frøydis Hanseid die Vernehmung so angenehm wie möglich zu machen. Sie stellte ihr eigenes Zimmer mit der bequemen Sitzgruppe zur Verfügung. Sie holte eigenhändig eine Kanne Kaffee und eine Schale mit Keksen. Doch dann nahm sie Erik Hanseid mit sich in den Konferenzraum und überließ die Befragung den Kripo-Ermittlern.
Es war nicht klar, ob diese schluchzende, halb hysterische Frau begriff, welche Sonderbehandlung ihr da zuteilwurde. Lund Hagen konnte sich nicht erinnern, jemals jemanden vernommen zu haben, der so wenig in der Lage war, sich zu erklären. Es war an der Grenze zum Unverantwortlichen. Aber sie mussten diesen sonderbaren Tagebuchnotizen, die Hanseid zögernd und widerstrebend wiedergegeben hatte, auf den Grund gehen. Lund Hagen unterdrückte seine aufflackernde Wut darüber, dass Knut das Buch mitgenommen hatte und dass er ohne Absprache einfach wieder im Berg verschwunden war.
Jan Melum schenkte Kaffee ein, bot Kekse an und sprach ruhig und voller Anteilnahme. »Wir wissen, dass Sie schreckliche Stunden hinter sich haben.« Sie schluchzte und wischte sich mit dem Taschentuch, das sie zu einem kleinen Ball geknetet hatte, über die Augen. »Aber leider gibt es keine andere Möglichkeit, wir müssen Sie noch einmal quälen. Wenn wir einen anderen Ausweg wüssten, dann würden wir Sie in Ruhe lassen.« Sie ließ einen tiefen, zittrigen Seufzer vernehmen. Ihre Augen kamen unter dem langen Pony zum Vorschein, der in ungekämmten Strähnen um ihr Gesicht hing. »Ihnen ist sicher klar, dass Sie unsere einzige Zeugin sind bei einem sehr ernsten Ereignis?« Sie nickte kaum merklich.
Sie hatten im Voraus vereinbart, dass sie es zunächst im Guten versuchen wollten und dass Jan Melum die Rolle des Sympathischen spielen sollte. »Dann kannst du ja mal zur Abwechslung eine dir sonst fremde Rolle spielen«, neckte ihn Lund Hagen, bevor sie den Raum betraten. »Um ehrlich zu sein, das würde ich nicht schaffen. Es wäre mir eine wahre Freude, aus dieser egozentrischen Dame, die da drinnen hockt, die Informationen herauszuquetschen.«
»Bist du da nicht etwas zu hart?« Jan Melum war mit einem Mal vollkommen ruhig geworden. Alle frühere Ungeduld war wie ausgelöscht. Er zeigte die entspannten Gesichtszüge eines Chirurgen vor der Operation und einen vollkommen neutralen Gesichtsausdruck.
Aber Frøydis hatte das Gefühl, dass sie endlich jemanden hatte, mit dem sie reden konnte, der sie verstand und begriff, welche Qualen sie erlitten hatte. »Es war so schrecklich«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Ich war vollkommen im Zweifel, was ich tun sollte, was richtig wäre …«
Ich kotze gleich, dachte Lund Hagen und schaute zu Boden, um den Abscheu zu verbergen, der in ihm aufkam. Wenn du auch nur das Geringste leugnest, dann werde ich dich bei den Beinen packen und gegen die Wand schleudern.
Jan Melum dagegen saß in einem Zustand da, der fast an Meditation grenzte. »Ja, das kann ich verstehen«, sagte er sanft. »Sie wollten Frau Bergerud ja nur eine kleine Lektion erteilen, nicht wahr?«
»Ja.« War da ein leichtes Lächeln um ihren Mund aufgetaucht? »Wir sind beide im
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