Suche Traumprinz, biete Sandburg
zu Muang, also ich schlenderte, Dodo trippelte kaugummimäßig langsam hinter mir her. Kaum sah er uns, legte er seine weißen Zähne frei und strahlte. »Hi!«
»Hallo!« Ich hakte mich bei Dodo ein und zog sie neben mich. Tatsächlich schaffte sie es, langsam ihre Augenlider zu heben und Muang anzuschauen.
»Hi!«, presste sie leise hervor.
Sofort ließ der schöne und sehr verliebte Thai alles stehen und liegen, führte uns zu einem Tischchen und machte sich auf, Getränke zu holen. Dodo setzte sich und klopfte auf den Stuhl neben sich. »Komm bloß hierher!«
Ich verdrehte die Augen und konnte die nächste halbe Stunde damit nicht mehr aufhören. Ich saß zwischen zwei Menschen, die eindeutig total ineinander verknallt waren, aber es nicht einmal schafften, sich anzuschauen.
»Was machen die Fotos?«, versuchte Muang einmal ein Gespräch mit Dodo anzufangen, aber die zuckte nur mit den Schultern und blickte über den Fluss, als würde sie ein rettendes Schiff erwarten oder den ersten und einzigen Wal, der sich je in den Rhein verirrt hatte. Damit es nicht die ganze Zeit still war, redete ich eben, erzählte Muang, dass ich den großen Sanuk nicht mehr spielen wollte und warum. Er nickte zustimmend und flüsterte mir ins Ohr: »Hast du ihr meine Musik gegeben?«
»Ja klar«, sagte ich extralaut, »die hat dir gut gefallen, die Musik, stimmt’s, Dodo?«
Jetzt musste sie wohl oder übel ihren Kopf zu uns drehen und war knallrot. Meine Dodo, die sonst vor nichts Angst hatte.
»Ja, danke!«, sagte sie heiser und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass wir hier nicht weiterkommen würden.
»Sollen wir uns Liegestühle aus dem Container holen?«, schlug Muang vor und das war eine gute Idee: irgendwas machen. Wir dackelten alle drei los, Muang schloss auf und ließ den Schlüssel stecken. Das hätte er besser nicht getan, denn auf einmal wusste ich, wie den beiden auf die Sprünge zu helfen war. Während Dodo einen Liegestuhl hier und Muang einen da holte, knallte ich die Tür zu, sperrte ab und steckte den Schlüssel in meine Shorts. So. Jetzt mussten sie sich unterhalten, ob sie wollten oder nicht.
Um das zu erwartende Geschrei und das Bollern an der Tür nicht hören zu müssen, schlenderte ich davon und schloss mich einem sportlichen Grüppchen an, das Beachvolleyball spielte. Ich war mit ganzem Körpereinsatz dabei, versuchte, nicht über meine großen Füße zu stolpern, und hatte nach fünfzehn Minuten mit meiner Mannschaft gewonnen.
»Revanche!«, schrien die anderen, aber ich musste passen, denn jetzt hatten die beiden wohl genug Zeit gehabt und ich wollte sie befreien. Als Erstes lauschte ich an der Tür. Es war totenstill, absolut nichts zu hören. Entweder saßen sie da und schwiegen sich an oder sie waren erstickt. Um Himmels willen!
»Dodo? Muang?«, rief ich, während ich den Schlüssel in meiner Hosentasche suchte, bekam aber keine Antwort und fand auch den Schlüssel nicht. Mist, ich musste ihn beim Beachvolleyball verloren haben. »Haltet durch, ich bin gleich wieder da!«, rief ich gegen die Tür, hörte wieder nichts, raste zu dem Sandfeld zurück, stoppte das Spiel und leitete eine hastige Suchaktion ein. Aber wie einen kleinen Schlüssel im Sand finden? Es war unmöglich.
»Der Chickenmann da drüben müsste noch einen haben!«, sagte jemand und ich hätte ihn dafür umbringen können, dass er das nicht gleich gesagt hatte.
Vollkommen nass geschwitzt und aufgewühlt stand ich kurz darauf neben dem Container und beobachtete den mürrischen Grillmeister, wie er die Tür aufsperrte.
»So, bitte, also ihr seid drauf!« Dann schlurfte er zurück zu seinem glühenden Rost.
Langsam betrat ich das stickige Gefängnis. Ich war auf alles gefasst. »Dodo? Muang?«
Lagen sie zusammengekrümmt und tot in irgendeiner Ecke?
»Hallo?«
Obwohl ich mittlerweile echt Angst vor dem Anblick hatte, ging ich weiter und dann sah ich sie plötzlich. Sie standen ineinander verschlungen an die Wand gelehnt und konnten nichts sagen, weil sie sich küssten. Wie die Weltmeister. Ununterbrochen. Antwort nicht möglich! Na bitte!
Von diesem Tag an hatte Dodo etwas weniger Zeit für mich, also man kann sagen, fast gar keine mehr, aber es war okay, so konnte ich mich in Ruhe auf mein Outing vorbereiten. Auf die Eröffnung, nicht in Thailand gewesen zu sein, nicht im Geld zu schwimmen wie sie alle und ziemlich unverschämt gelogen zu haben.
Je näher der erste Schultag kam, umso öfter übte ich vor dem
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