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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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plötzliches Nachlassen der Kopfschmerzen? Würden sich meine Gedanken schlagartig klären? Würde ich wieder schlafen können? Ritalin ist eine Art Aufputschmittel, daher schien diese Hoffnung weit hergeholt. Andererseits wird das Mittel auch zur Behandlung von ADS eingesetzt. Menschen mit diesem Aufmerksamkeitsdefizit können sich nicht richtig konzentrieren und wirken übererregbar. Tatsächlich geht man jedoch davon aus, dass es ihren Gehirnen an Dopamin fehlt und dass sie deshalb nach Stimulation suchen. Sie sehnen sich nach Aufregung, selbst wenn sie negativer Art ist. Ritalin beeinflusst den Stoffwechsel des Gehirns, so die gängige Theorie. Dieses muss daher nicht mehr ständig nach neuen Reizen suchen, die die Adrenalinausschüttung anregen. Ein Aufputschmittel, das unter Umständen beruhigend wirken kann.
    Für den Augenblick spürte ich jedenfalls noch nichts. Ich ließ den Motor an und fuhr auf den Highway. Hätte Ritalin Andy Goldstein retten können? War auf seinem Laptop eine Technologie installiert, die die Symptome von ADS hervorrief?
    Noch brennender schien mir die Frage, ob Ritalin mir helfen würde. Oder waren die Schäden bereits irreversibel?

    Der Besuch bei Elliott hatte unzählige neue Fragen aufgeworfen. Offenkundig hatte der Mann Dreck am Stecken. War ich von seinem Computer krank geworden? Aber warum konnte der Rechner ihm nichts anhaben? Hatte er andeuten wollen, dass mein eigener Laptop manipuliert worden war? Wie und wann konnte das passiert sein? Als ich am Abend nach dem Anschlag nach Hause gekommen war, hatte ich den Laptop eingeschaltet vorgefunden. Dafür war der PC ausgesteckt gewesen. Das kam mir damals merkwürdig vor, aber ich konnte nicht ausschließen, dass ich beide Rechner so hinterlassen hatte. War ich denn so erschöpft, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte?
    War es nur leeres Gerede, wenn Elliott von Handy-Süchtigen redete, die im Auto zwanghaft telefonierten? Je mehr ich darüber nachdachte, desto plausibler schien mir diese Theorie. Zumindest funktioniert das Piepsen eingehender Anrufe oder E-Mails im Sinne der Pawlow’schen Konditionierung. Wir hören den verheißungsvollen Ton, reagieren und erhalten unsere Belohnung in Form von Nachrichten oder Informationen. Aber handeltessichumeinen physiologischen Prozess? Stellt sich unser Gehirnstoffwechsel darauf ein wie Muskeln auf eine ständig wiederholte Tätigkeit?
    Ich dachte daran, wie sich der Mensch an das Überleben im Urwald angepasst hat. Durch zufällige Mutation, durch Versuch und Irrtum hatten wir uns so verändert, dass wir den körperlichen Anforderungen und Gefahren des Lebens in der Wildnis gewachsen waren. Erfolgte im Digitalzeitalter eine vergleichbare Entwicklung? Passte sich unser Gehirn dem modernen Dschungel, dem Computer, unser alltäglichen Umgebung an?
Eines war klar: Überall lauerten Reize auf uns, und es wurden ständig mehr. Es waren ja nicht nur die Telefone und Computer. Auf CNN und Fox News lief unter dem Sprecher ein Band mit aktuellen Meldungen, während in irgendeiner Ecke des Bildschirms eine bunte Grafik angezeigt wurde. Vermutlich konnte man den Landwirtschaftsbericht bald von der Stirn des Sprechers ablesen.
    Unsere Gehirne mussten mit einem Ansturm von Informationen fertig werden, die wie Maschinengewehrfeuer auf uns einprasselten.
    Ich nahm mein Handy.
    Das Handy.
    Und wenn es nun wirklich mit einem Ortungsgerät ausgestattet war? Hatte Elliott mich warnen oder nur noch weiter verunsichern wollen? Wer verfolgte mich? Danny Weller? Oder war er bereits tot?
    Ich sah mir das Mobiltelefon genauer an, hatte aber keine Ahnung, wonach ich Ausschau halten sollte. Also ging ich auf Nummer sicher, öffnete mein Fenster und erfüllte mir den geheimen Traum jedes Handy-Benutzers: Ich warf das Gerät auf den Highway.

    Ich hatte immer noch das Superagenten-Handy, das mir der blonde Engel hinterlassen hatte. Damit rief ich Bullseye an. Für den Fall, dass wir abgehört wurden, wählte ich meine Worte sorgfältig.
    »Wie geht’s Sam?«
    »Sie ist vor genau neunundzwanzig Minuten aufgewacht«, sagte Bullseye mit mathematischer Präzision.
    »Ist sie klar im Kopf?«
    »Und stinksauer.« Er lachte, bei ihm ein seltenes
Ereignis. »Ich habe sie gefragt, wie das mit ihrer Zen-Philosophie vereinbar ist. Weißt du, was sie gesagt hat? ›Was müssen sich die Mistkerle auch mit einer Hexe anlegen?‹«
    Ich lachte. Dabei tat mir die ganze Seite weh, aber das war es wert.
    »Bullseye,

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