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Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels

Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels

Titel: Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sagte Sonja.
    »Dass sie den Maxi fertig machen, dass die den ausbremsen, auf der ganzen Linie, dass der froh ist, wenn er in seiner Werkstatt hockt, dass das ein beschissenes Leben ist mit zwei so Weibern, anders kann ich das nicht sagen, Verzeihung, ein Scheißleben ist das. Ich bin geschieden, seitdem bin ich gesund. Ich leb allein, mir kommt niemand blöd. Das ist doch irre, da arbeitest du den ganzen Tag und dann kommst du heim und da sitzen zwei Weiber, die sich einen Dreck scheren um dich. Die stellen dir den Teller hin, dann darfst du was essen und dann kannst du dich wieder verziehen. So schauts aus, so gehts zu bei denen, weiß ich doch! Wir haben jahrelang Schafkopf gespielt, der Maxi, der Schorsch, der Werner und ich. Wenn der an unsern Tisch gekommen ist, haben wir den erst mal psychologisch betreuen müssen, so schauts aus, Frau Feyerabend. Der hat nix geredet, der hat seine fünf bis sieben Bier getrunken, die Karten gemischt, gespielt, und er war ein guter Spieler. Aber er hat das Maul nicht aufgebracht. Er war verstockt. Wie ein Kind. Erst haben wir ihn aufgezogen, später waren wir stinksauer, weil er sich so hat behandeln lassen. Vor allem ich, ich hab ihm immer wieder gesagt, er soll sich wehren, er soll endlich was ändern. Hat er aber nicht. Dann ist der Werner gestorben, ich bin weggezogen… Nie wieder was gehört vom Maxi…«
    Er wuchtete sich aus dem Liegestuhl, nahm sein Glas, schnaufte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Soll ich euch was mitbringen?«
    »Nein«, sagte ich. Er verschwand in der Kneipe.
    »Jetzt hat er was geändert«, sagte Sonja.
    »Warum jetzt?«, sagte ich.
    »Es hat ihm gereicht.«
    »Warum jetzt?«
    Wir schwiegen lange.
    Mit einem schäumenden Bier kam Kellerer aus der Tür, gefolgt von Alex. Im Hintergrund trommelte Cozy Powell » Dance with the devil «.
    »Wir zahlen«, sagte ich.
    »Und wer stellt mir die Stühle rein?«
    »Lass die doch hier!«, sagte ich. Dann gab ich ihm das Geld.
    Kellerer sagte: »Der Maxi, der hat sich entweder aufgehängt oder er ist weg. Weit weg. Und zwar mit keiner Frau. Darauf kannst wetten. Eine Frau braucht der nicht, der braucht eine Freiheit. Verstehst? Tot oder lebendig.«
    Kellerer hielt seine schaumgekrönte Nase in die Sonne.
    Kurz bevor wir das Auto erreichten, blieb ich stehen.
    »Ich will noch eine Runde gehen«, sagte ich.
    Sie sagte: »Sie sind ein merkwürdiger Polizist.« Ziellos machten wir uns auf den Weg.
    »Was war das heute mit dem Mädchen?«, sagte Sonja.
    »Ich hab sie zurückgebracht«, sagte ich.
    »Und warum haben Sie so rumgebrüllt?« Ich schwieg.
    Vor einem indischen Restaurant standen zwei Inder und sprachen indisch.
    »Mögen Sie indische Küche?«, fragte Sonja.
    »Manchmal.«
    Sie betrachtete die Häuser. Ich wollte sie fragen, in welchen Stadtteil sie ziehen möchte, nachdem sie dabei war, die gemeinsame Wohnung mit Karl aufzulösen. Doch dann interessierte mich die Antwort plötzlich nicht mehr. Zumindest im Moment.
    »Haben die anderen Nachbarn auch Streit gehört?«, fragte ich.
    Irritiert sah sie mich an. »Ja… sie… die Nachbarn, ja! Eine Frau behauptete, es habe sich angehört wie ein Ehestreit.«
    »Wieso?«
    »Sie sagte, die beiden Schwestern hätten sich im Treppenhaus angeschrien wie sich normalerweise nur Eheleute anschreien.«
    »Wie klingt das?«, fragte ich.
    Sie sagte: »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie waren doch praktisch verheiratet. Und Sie haben sich gestritten.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Ich warf ihr einen K-114-Blick zu. Egal, was uns die Leute erzählen, wir von der Vermisstenstelle durchschauen ihr Spiel. Mit oder ohne Wohnungsauflösung. Sie erwiderte nichts.
    Wir bogen in die Westermühlstraße ein. Aus dem Gasthaus am Eck drangen laute Stimmen. Ein Mann schrie irgendwas. Ich sah durch die offene Tür. Der Mann schrie niemanden an, er erzählte etwas. Ein anderer stand neben ihm am Tresen und hörte zu.
    »So klingt es nicht, wenn ein Ehepaar sich anschreit.«
    »Eher nicht«, sagte sie.
    Was genau hatte die Nachbarin gemeint? Wie war sie auf diesen Vergleich gekommen?
    Es war nicht weit bis zur Jahnstraße 48. Frau Aldinger wohnte im ersten Stock. Sie trug ein Kopftuch und braune Hausschuhe, in denen sie barfuß war. Aus der Wohnung kam Bratengeruch.
    »Wie ein altes Ehepaar«, flüsterte sie und blickte vorsichtig im Treppenhaus nach oben. »In letzter Zeit immer öfter. Nicht dass ich horch!«
    »Nein«, sagte ich. »Wie streitet denn ein altes

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