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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Gründen auch immer vor uns zu verbergen. Das gelang letztendlich niemandem .
    In meinem Beruf stellten die professionellen Lügner eine – auch wenn das Wort in diesem Zusammenhang kurios klingen mag – verschwindende Minderheit dar, Und in den wenigen Fällen, in denen es um Personen ging, deren Existenz im weiteren Sinn auf Manipulation und gesetzlich abgesicherter Täuschung basierte, brachten wir die Ermittlungen allein deshalb zu einem befriedigenden Ende, weil die Eitelkeit vielleicht die größte Verräterin im Charakterarsenal eines Menschen ist. Gegen die Eitelkeit, scheint mir, kann sich der kälteste Stratege nicht schützen, zu gern kuschelt er sich an seinen selbst erdachten Traum, der ihn spiegelt und wärmt .
    Gewöhnlich brachen die Lügner nach spätestens einer Woche vor ihrem aufgetakelten Spiegelbild zusammen, verachteten ihr armseliges Spiel und baten den Verschwundenen – und uns – für ihre Betrügereien um Nachsicht.
    »Entschuldigung«, sagte Gabelsberger zum dritten Mal .
    Seine Hände zitterten noch stärker als zuvor. Unschlüssig presste er sie auf die Oberschenkel, dann legte er eine Hand auf den Tisch, um schließlich beide Hände im Schoß zu falten. In der Zwischenzeit goss Sonja Mineralwasser in den Becher und schob ihn dem Mann hin .
    »Danke, Frau …« Er hatte ihren Namen vergessen, und sie nannte ihn noch einmal. Er nickte traurig. »Warum sie so verschlossen ist, plötzlich, wollt ich wissen. Sie war immer eine zurückhaltende Person, sie drängte sich nie auf, sie lebte allein, dabei waren wir gut bekannt, und ich weiß nicht, mit wem sie es noch war. Sie kannte schon Leute.«
    »Wen kannte sie?«, sagte ich.
    »Leute im Ort«, sagte Gabelsberger und sah den Becher an und leckte sich die Lippen. »Sie hat sich ja nicht versteckt. Wieso hat sie dem Mädchen gesagt, sie heißt Ruth?« Von dem abrupten Gedankensprung selbst überrascht, schüttelte er heftig den Kopf. »Geht mich nichts an. Ist aber seltsam.« Es fiel ihm schwer, die Hand mit dem Becher ruhig zu halten. Ich wartete, bis er getrunken und den Becher abgesetzt hatte.
    »Sie haben Frau Halmar am Samstag, dem vierundzwanzigsten März, am Ismaninger Bahnhof getroffen«, sagte ich. »Um sie zur Rede zu stellen.«
    »Ja«, sagte er schnell.
    Einige Sekunden vergingen, in denen er die Stirn runzelte und mit Daumen und Zeigefinger an seinem Hemdkragen entlangfuhr. »Sie hat mir nichts erklärt. Sie hat gesagt, sie hat was zu erledigen. In der Stadt. In München.«
    Schon die ganze Zeit notierte ich Stichpunkte auf meinem karierten Spiralblock, da an diesem späten Nachmittag keine Schreibkraft mehr zur Verfügung stand, die normalerweise jede Vernehmung – egal, ob in der Vermisstenstelle oder beim Mord – protokollierte. Kassettenrecorder benutzten wir so gut wie nie.
    »Woher wussten Sie, dass sie an diesem Tag in die Stadt fahren wollte?«, fragte Sonja.
    »Es war Samstag«, sagte Gabelsberger, und seine Stimme klang wieder heiser und schwer. »Jeden Samstag bin ich zu ihrem Haus gegangen. An dem bewussten auch. Hab nicht geklingelt. Ich hab mich gesorgt, das können Sie mir glauben, ich wollt nicht spionieren. Sie war ja auch daheim. Drinnen hat Licht gebrannt. Ich bin weiter gegangen, hab mich auf eine Bank gesetzt. Und dann kam sie plötzlich daher, und da bin ich ihr hinterhergegangen sie hat mich nicht gesehen. Erst am Bahnhof.«
    »Was wollte sie in der Stadt, Herr Gabelsberger?«, sagte ich.
    »Weiß ich wirklich nicht.«
    »Und warum haben Sie uns zuerst angelogen?«, sagte ich .
    »Weil ich … weil ich …« Mit einer unüberlegten Bewegung berührte er Sonjas Arm. Erschrocken zog er die Hand zurück, als habe er einen Stromschlag erhalten .
    »Bitte … Ich hab gedacht, ich hab was falsch gemacht, sie ist wegen mir weg, hab ich gedacht. Und wegen mir nicht wiedergekommen, ich kann Ihnen das nicht genau erklären. Ich hab auch die Zeiten durcheinander gebracht, die Tage und das Datum …«
    Ich sagte: »Fangen Sie nicht schon wieder an zu schwindeln.«
    »Entschuldigung«, sagte er sofort .
    »Nach diesem Samstag am Bahnhof haben Sie Frau Halmar aber nicht mehr gesehen«, sagte Sonja .
    »Ganz bestimmt nicht, Frau Sommerabend!«
    »Feyerabend«, sagte sie.
    »Kann ich das Foto wiederhaben, bitte?«, sagte er, bis ihm bewusst wurde, wie er sie gerade genannt hatte. Da stieß er ein gurgelndes Lachen aus. Und Sonja lächelte. Und ich schaute ihr Lächeln an wie etwas Wiedergefundenes .
    In der kurzen

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