Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
einzigartig. Nicht übermäßig klug.
Miles würde ihr vorhalten, dass sie wieder ihre Selbstmitleidsnummer abzog. Sie schniefte, dann stieß sie ein tränenersticktes, ironisches Lachen aus. Gott sei Dank hatte sie ihr Saxofon. Zumindest beherrschte sie eine Sache, die cool und authentisch war und ihr ganz allein gehörte.
Sie machte sich an die lange Abfahrt zum Endicott Circle, einer Enklave der Superreichen. Dabei kam sie an dem piekfeinen viktorianischen Haus des Collegepräsidenten vorbei. Sie hatte dort schon mit den Vicious Rumors auf Empfängen gespielt, damals, in den guten alten Zeiten, als Miles noch den Tonmann für sie gemacht und sie noch gemocht hatte.
Sie brannte vor Neugier, was es mit diesen mysteriösen Projekten, an denen Miles arbeitete, auf sich hatte. Als Gothic-Fan stand er auf all dieses düstere, unheimliche Zeug, und davon gab es genug, wenn die McCloud-Brüder zu einem ihrer bizarren Abenteuer aufbrachen.
Komisch, dass sie Miles verboten hatten, Porky Fragen zu stellen. Zu dumm, dass er sie nicht mitnehmen konnte. Sie wäre seine absolute Geheimwaffe. Aufgestylt mit ihrem silikongepolsterten Push-up- BH und einem superkurzen Minirock würde sie alles aus dem alten Porky rauskitzeln, was sie wissen wollte. Er gehörte zu den Männern, die auf Dummerchen abfuhren. In Gegenwart von Dummerchen fühlten sie sich gottgleich und schrecklich klug.
Der Impuls kam aus dem Nichts, genau wie zuvor der Impuls, sich auf Miles’ erotischen Körper zu stürzen. Er war fast genauso dämlich, daran bestand kein Zweifel – trotzdem.
Die McClouds hatten Miles verboten, Porky Fragen zu stellen, aber niemand hatte der dummen Cindy irgendetwas verboten. Vielleicht wären sie überrascht, was ein einfältiges Sexobjekt wie sie aus einem Mann wie Porky herauskitzeln konnte. Trotz all ihres Charismas und ihrer Erfahrung hatte Cindy etwas, das die McClouds nicht hatten. Genauer gesagt zwei Etwas, die an ihrem Oberkörper wippten und bei einem Mann die entsprechenden Knöpfe aktivierten. Sie wusste genau, wie sie sie einsetzen musste. Dies war ihre am besten trainierte Fähigkeit – mit Ausnahme ihres Saxofonspiels natürlich.
An der nächsten Ecke bog sie auf die Linden Street ab. Porkys Villa war berüchtigt dafür, protzig aus einer Straße voll biederer viktorianischer Häuser herauszustechen. Zitternd vor Aufregung sah Cindy auf die Uhr. Sie konnte das hier über die Bühne bringen und hätte anschließend immer noch genug Zeit, um sich für den Auftritt mit den Rumors in Schale zu werfen. Sie spielten heute im Paramount als Vorgruppe von Bonnie Blair. Ein extrem wichtiger Gig. Sie musste hinreißend aussehen, und das dauerte eine Weile.
Apropos. Sie sah nach unten und inspizierte ihren knappen Aufzug. Das perfekte Outfit für dieses kleine Abenteuer.
Sie lehnte ihr Rad an die Steinmauer, die das Grundstück umsäumte, und versuchte ihr nervöses Magenflattern zu ignorieren. Eine attraktive, südamerikanisch aussehende Frau Mitte fünfzig in der Uniform einer Hausangestellten öffnete die Tür. Sie musterte Cindy von Kopf bis Fuß, dann schaute sie ihr mit tödlicher Verachtung ins Gesicht. »Ja?«
»Ist Professor Beck zu Hause?« Cindy bemühte sich um ein freundliches Lächeln.
Der Mund der Frau wurde zu einem grimmigen Strich. »Worum geht es?«
»Ich bin eine ehemalige Studentin«, erklärte sie. »Ich wollte ihm ein paar Fragen zu einem Projekt stellen, an dem ich gerade arbeite.«
»Warten Sie hier.« Die Frau schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
Cindy quittierte das mit einem geistigen Schulterzucken. Es hatte keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Zieh dich an wie ein billiges Flittchen, und man behandelt dich wie ein billiges Flittchen. Ganz einfach.
Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als die Tür von Neuem geöffnet wurde, dieses Mal von Porky höchstpersönlich. Seine anfängliche Verwirrung wich einem beifälligen Grinsen, aber es lag kein Erkennen in seinem Blick. Auch gut. Sie legte keinen Wert darauf, dass er sich an ihre schlechte Note erinnerte.
Sie strahlte ihn mit ihrem hellen Dummerchen-Lächeln an, und der Professor winkte sie sofort herein. Er legte ihr den Arm um die Schultern, brachte seine Finger in Startposition für ihre hinterhältige Rutschpartie, dann geleitete er sie durch mehrere luxuriöse Zimmer. Cindy war erstaunt, wie ein Haus dermaßen nach Geld stinken und dennoch so unwahrscheinlich hässlich sein konnte. Den Räumen hing eine kalte, durchgeplante
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