Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
die Trägerin keinen Büstenhalter nötig hatte.
»Deine Mom hat gesagt, dass du hier unten bist«, erklärte sie. »Erin hat mir von der Autobombe, der Polizei, Sean und all dem erzählt. Das ist ja echt abgefahren.«
»Ja.« Seine Stimme war belegt. Er räusperte sich. »Es war ziemlich aufregend.«
Cindy verdrehte die Augen. »Diese McClouds können nicht die simpelste Sache machen, ohne dass es sofort um Leben oder Tod geht.«
Miles stieß ein unverbindliches Grunzen aus.
Cindy schob ihren knackigen Hintern auf die Kante seines Arbeitstisches. Ihre verblichenen Jeans gaben einen Streifen Haut ihres glatten, gebräunten Bauches frei. In ihrem Nabel funkelte ein silberner Ring. Würde sie sich umdrehen, wäre der Bund gerade tief genug, dass er ihr keltisches Ornament-Tattoo sehen könnte. Es zeigte auf die Ritze ihres kecken Pos – als könnte man ihn sonst übersehen. Miles rutschte nervös auf seinem Stuhl herum und schlug die Beine übereinander, um seine unvermeidliche körperliche Reaktion zu vertuschen.
»Du trägst keine Brille«, bemerkte sie. »Bist du auf Kontaktlinsen umgestiegen?«
»Nein. Ich hab mich vor ein paar Monaten einer Laseroperation unterzogen.«
»Oh. Wow.« Verlegen verschränkte Cindy die Finger ineinander. Sie sah verändert aus. Ihr Gesicht war mit Sommersprossen übersät, die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schien Augenringe zu haben. Wahrscheinlich zu viele Partys. Kein Make-up. Ohne war sie zehnmal hübscher.
»Und?«, fragte sie bemüht fröhlich und warf die Hände in die Luft. »Was steht an? Warum bist du hier? Ich dachte, du hättest diese Stadt satt?«
»Und ich dachte, du wüsstest schon alles, was sich zu wissen lohnt.«
»Ach, komm schon, Miles«, meinte sie sanft. »Lass das.«
Ungnädig zuckte er die Schultern. »Ich unterrichte einen Karatekurs in der Nähe des Kunstcenters.«
»Wirklich?« Sie musterte ihn beeindruckt. »Das ist ja cool!«
»Außerdem arbeite ich nebenbei als Tontechniker. Zum Beispiel heute Abend für die Howling Furballs, oben im Rock Bottom«, fuhr er grimmig fort.
»Echt? Ich kenne die Jungs. Vielleicht schaue ich mal vorbei. Ach, übrigens, die Rumors haben nächste Woche einen Auftritt, und unser Tonmann hat gerade abgesagt. Könntest du … «
»Nein«, unterbrach er sie barsch. »Ich habe keine Lust, für die Rumors den Sklaven zu spielen.«
Er hatte sich jahrelang um die Tontechnik für die Vicious Rumors – die Band, in der Cindy Saxofon spielte – gekümmert. Nur, um sie anzuhimmeln, um in ihrer Nähe zu sein. Was für ein Trottel er gewesen war.
Cindy schlang die Arme um ihren Bauch. Das tat sie immer, wenn sie nervös war. »Na gut. Dann sollte ich heute Abend besser nicht zum Auftritt der Furballs kommen.«
Sie schien darauf zu warten, dass er sie anbettelte, bitte, bitte doch zu kommen. Miles saß reglos da und ließ sie zappeln. Sollte sie doch mal am eigenen Leib erfahren, wie sich das anfühlte. Er hatte jahrelang gezappelt.
»Okay«, lenkte sie ein. »Ich habe reichlich Fantasie. Ich werde einfach mal so tun, als führten wir gerade eine höfliche Unterhaltung, nachdem wir immerhin jahrelang Freunde waren. Lass mal überlegen. Du würdest anfangen mit: ›Hey, Cindy, schön dich zu sehen, wie geht’s, wie steht’s?‹ Ich würde antworten: ›Hallo, Miles, alles beim Alten. Die Bandproben sind der Wahnsinn. Außerdem arbeite ich in meiner übrigen Zeit im Coffee Shack, falls du also mal Lust hast auf einen mexikanischen Eiskaffee, komm vorbei, dann spendier ich dir einen auf Kosten des Hauses.‹ ›Klar, Cindy, du kannst dich drauf verlassen, dass ich mir diesen Eiskaffee auf keinen Fall entgehen lassen werde.‹ ›Super, Miles, wir sehen uns dort. Abgesehen davon gibt’s bei mir nur Auftritte mit den Rumors, andere Konzerte, Hochzeiten. Und ich werde im September meine eigene Wohnung beziehen.‹«
»Ach ja?«, brach er sein Schweigegelübde. »Wer ist denn der Glückliche?«
Cindy berührte mit der Zunge ihre Oberlippe, eine Geste, die ihn vor Verlangen halb verrückt machte. »Tja, niemand. Ich habe keinen Freund.«
»Mann, das klingt ja nach ’nem echten Notfall«, spottete er.
»Es ist eine Wohngemeinschaft. Mit Melissa und Trish. In Greenwood.«
»Deine Mutter kann dir trotz ihrer Hypothek eine Wohnung bezahlen?«
Cindy wirkte verletzt. »Niemand zahlt mir eine Wohnung. Was glaubst du wohl, warum ich mir in verschiedenen Jobs den Hintern wund schufte? Gott im
Weitere Kostenlose Bücher