Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
war. Drogensüchtige Mutter, der Vater ein Versager, von der Großmutter aufgezogen, nur war die inzwischen gestorben, schnüffel, schnief … konnte dank Omas Erbschaft das College besuchen … und so weiter und so fort. Wie es schien, war er ganz gut darin, sich Biografien auszudenken. Und Mindmeld, der ausgeplaudert hatte, dass er in Wahrheit Jared hieß, schien irgendetwas im Schilde zu führen.
Miles konnte es förmlich riechen.
Er wandte sich von dem beruhigenden blauen Flimmern der Monitore ab. Es war seltsam deprimierend, wieder in seinem alten Keller zu hocken. Die McCloud-Brüder hatten ihm so lange in den Hintern getreten, bis er sich ein Apartment in Seattle genommen hatte. Es war nur ein Zimmer über einer Garage, aber es war gut, unabhängig zu sein. Trotzdem machte es keinen Sinn, sich für zwei Monate noch ein Zimmer in Endicott Falls zu mieten, wenn der Keller seiner Eltern leer stand. Er hatte kein Geld zu verschenken.
Das Problem war nur, dass ihn der düstere Raum viel zu sehr an seine langjährige Verliebtheit in jene, deren Namen nicht genannt werden durfte, erinnerte. Er hatte Jahre in diesem Loch zugebracht und sich Bänder angehört, auf denen sie Saxofon spielte, Videomontagen von ihr angeschaut und sich sehnsüchtigen erotischen Fantasien hingegeben, in denen Cindy nach einer göttlichen Erleuchtung plötzlich etwas anderes in ihm sah, als das praktischerweise stets verfügbare Superhirn. Er war wie eine externe Festplatte gewesen, die sie darauf programmieren konnte, ihre Hausaufgaben zu erledigen, während sie mit anderen Typen einen draufmachte. Er sollte lieber nicht mehr daran denken.
Ein Flackern auf dem Bildschirm. Eine Antwort auf seine Anfrage. Er rollte auf seinem klapprigen Bürostuhl durchs Zimmer. Ausgezeichnet. Mindmeld höchstpersönlich.
Bist du noch da witchywomanBware?
Er stürzte sich auf die Tastatur und tippte: Ja, hi wie geht’s?
Gut, danke. Hat dir meine Info gefallen?
Jared hatte Mina ein von ihm geschriebenes Exposé über die Anwendung von Roex-Filtern zur Darstellung des Amplitudengangs auditiver Filter geschickt. Miles war sich sicher, dass es entweder eine Liebesgabe oder eine Art Test war, darum hatte er den Bastard in seine Einzelteile zerlegt. Er schnappte sich seine Notizen und begann zu tippen.
Ja, habe aber Probleme dabei, Roex-Filter der Notched-Noise-Markierung anzupassen. Daten instabil, es sei denn, Filter wird auf physikalisch nicht realisierbaren Wert reduziert & es existiert keine Zeitbereich-Version von Roex (p, w, t) zur Unterstützung …
Miles’ Finger flogen über die Tasten. Nach seiner Theorie würde Jared, wenn er ein stinknormaler Streber war, der nach Sex und Bestätigung suchte, vor einem Mädchen, das ihm zeigte, wo der Hammer hing, kneifen. Und dann würde Miles keine Zeit mehr auf ihn verschwenden müssen. Aber sollte Jared der Studentenkiller sein, würde er sich seine sabbernden Lippen lecken und die nächste Runde einläuten. In dem Fall würde Miles vielleicht endlich das Geld wert sein, das Connor ihm bezahlte. Er brauchte dringend Ergebnisse.
Es war beschämend, aber er hatte ständig das Bedürfnis, sich den McCloud-Brüdern gegenüber zu beweisen. Sie waren so beängstigend gut in allem, was sie taten. Mit ihnen rumzuhängen, war der sicherste Weg zu einem verdammten Minderwertigkeitskomplex. Doch Miles biss die Zähne zusammen und versuchte, damit klarzukommen. Zum Teil weil er die verrückten Fähigkeiten erlernen wollte, die sie beherrschten, hauptsächlich jedoch, weil er sie mochte.
Trotzdem. Jeder dieser Männer – Seth mit eingeschlossen – war ein wohlhabender, erfolgreicher Mann und Ninja-Krieger. Total irreal. Es würde ihn zutiefst befriedigen, etwas zu Connors Ermittlungen beizutragen. Wenn er helfen könnte, den Studentenkiller dingfest zu machen, wäre das echt der Hammer. Ein unglaublicher Kick für sein Ego.
»Hallo, Miles.«
Die sanfte Stimme in seinem Rücken katapultierte ihn aus seinem Stuhl. Mit klopfendem Herzen schoss er herum. Der Studentenkiller, Jared, Mina, die McClouds – alle waren binnen eines Sekundenbruchteils aus seinem Gehirn gelöscht.
»Scheiße«, keuchte er. »Cindy? Was machst du denn hier?«
Unsicher lächelnd stand sie in seinem Keller – von hinten beleuchtet durch das Licht, das aus der Küche die Treppe hinabflutete, von vorn von dem geisterhaften blauen Flimmern der Computer erhellt. Sie trug ein geschnürtes rotes Oberteil, das eindeutig erkennen ließ, dass
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