Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
konnten ihn nicht knacken. Wir haben alles versucht. Monatelang.«
»Wo ist das Skizzenbuch jetzt?«
Sean rollte sich auf den Rücken. »Meine Brüder haben die Zeichnungen herausgerissen und gerahmt. Davy sagte, er wolle verdammt sein, wenn er Kevins letzte Zeichnungen nicht in Ehren hielte. Ich habe keine genommen. Ich ertrage es kaum, sie anzusehen, wenn ich bei ihnen zu Besuch bin. Meine Brüder sind aus einem härteren Holz geschnitzt als ich.«
Sie küsste seinen muskulösen Bauch. »Du bist hart genug.«
Er grunzte. »Du solltest meinen Bruder Davy sehen. Dann wüsstest du, was hart ist.«
Liv runzelte die Stirn. »Ist er derjenige, der dir diese blauen Flecken verpasst hat?«
»Ja, aber ihn trifft keine Schuld. Ich habe ihn absichtlich provoziert«, verteidigte Sean ihn geistesabwesend. »Davy ist eine echte Nervensäge, so wie alle McClouds, gleichzeitig ist er ein toller Kerl. Du wirst ihn mögen. Und Margot, seine Frau, ist umwerfend. Sie wird dir gefallen. Genau wie Connors Frau Erin. Ich kann es kaum erwarten, dass du sie alle kennenlernst.«
Seine Worte verursachten ihr ein warmes, prickelndes Glimmen in der Brust.
»Sag mir noch mal exakt, was Kev dir erzählt hat«, forderte er.
»Nicht viel«, meinte sie bedauernd. »Dass er verfolgt würde. Dass irgendwelche Typen ihm nach dem Leben trachteten. Er hat diese kryptische Notiz geschrieben und mir befohlen, sie dir zu bringen und anschließend wie der Teufel zu rennen, denn sonst würden sie mich auch erwischen. Er hat mich halb zu Tode geängstigt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist alles. Ich wünschte, ich könnte dir eine größere Hilfe sein.«
Er nickte, sein Blick schweifte in die Ferne, während sein Hirn die Informationen verarbeitete.
»Was stand in Kevins Notiz?«, hakte sie nach. »Das frage ich mich schon seit fünfzehn Jahren.«
Sean wandte den Blick ab. Er seufzte, als kostete es ihn Überwindung. »Darin stand, dass du sterben würdest, wenn du nicht noch in derselben Nacht verschwinden würdest.«
Sie starrte in sein abgewandtes Gesicht. Die Stille im Zimmer schwoll an, während die Bedeutung seiner Worte in Livs Bewusstsein drang. »Warte. Soll das heißen, dass du diese schrecklichen Dinge nur gesagt hast, um mich in die Flucht zu schlagen? Du hast das absichtlich getan? Um mich zu beschützen ?«
Er nickte. Sie glitt aus dem Bett und landete auf ihren Beinen, die sie kaum zu tragen vermochten. Sie starrte ihn an, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen.
»Das ist unmöglich.« Ihre Stimme bebte. »Du nimmst mich auf den Arm.«
Er schüttelte den Kopf.
Zorn und Trauer ballten sich wie heiße Dampfwolken in ihr zusammen. Sie legte die Hand auf ihren zitternden Mund. »Du Bastard ! Wie konntest du mir das antun?«
»Ich weiß es bis heute nicht«, erwiderte er mit leiser Stimme. »Es hätte mich fast umgebracht.«
Sie stürzte sich auf ihn und schlug ihn ins Gesicht. Er zuckte nicht mit der Wimper.
»Fünfzehn lange Jahre hielt ich das alles für ein beschissenes Hirngespinst«, sagte er. »Aber hätte ich es nicht getan, hätte T-Rex dich getötet. Du bist am Leben, oder? Wenigstens diese Befriedigung bleibt mir. Ich habe das Richtige getan.«
»Das Richtige?« Ihre Stimme überschlug sich vor Empörung. »Ist dir je in den Sinn gekommen, mich in das, was da passierte, einzuweihen? Ist dir je in den Sinn gekommen, mir zu vertrauen? Ist diesem Steinbrocken, der sich als dein Gehirn ausgibt, dieser Gedanke nie gekommen?«
»Du hättest dich geweigert. Du hättest mich nicht im Gefängnis zurücklassen wollen. Womöglich hättest du mir noch nicht mal geglaubt. Ich habe diese Entscheidung über deinen Kopf hinweg getroffen. Aber es fiel mir entsetzlich schwer, dir so wehzutun.«
»Eine Entscheidung über meinen Kopf hinweg. Um mich emotional komplett zu zerstören.« Sie stieß ein hysterisches Lachen aus. »Du bist wirklich kalt wie eine Hundeschnauze.«
»Es war die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass du dieses Flugzeug besteigen würdest«, rechtfertigte er sich. »Ich saß im Knast, Liv. Ich konnte dich nicht beschützen. Da war niemand, den ich um Hilfe bitten konnte. Davy war im Irak. Connor führte irgendwo eine Überwachung durch. Kevin steckte in Schwierigkeiten. Die Polizei hatte mich sowieso schon auf dem Kieker. Ich tat, was ich tun musste. Und zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren kann ich zu dieser Entscheidung stehen.«
Sie presste die Hand auf ihr Gesicht, als befürchtete sie, es könnte
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