Suenden der Vergangenheit
dass er ohne sein Brett in eine Art Koma fällt.«
Joyce lachte, und kurz darauf fiel hinter ihnen die Haustür ins Schloss.
Während der Fahrt zur Schule versank Buffy in Schweigen. Je näher der Abschluss rückte, desto häufiger dachte sie über das Erwachsenwerden nach, über ihre Eltern. Sie wusste, dass sich die meisten ihrer Klassenkameraden den Kopf über ihre Zukunft zerbrachen, ob sie aufs College gehen oder einen Beruf ergreifen sollten. Buffy jedoch war eigentlich nur überrascht. Überrascht, dass sie noch am Leben war. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Jägerin war so gering, dass sie normalerweise nicht einmal erwachsen wurde.
Jedenfalls gefiel ihr die Vorstellung, das Ende ihrer Schulkarriere zu feiern. Sie freute sich schon wie wahnsinnig darauf, endlich auf der Bühne der Schulaula zu stehen und ihr Abschlusszeugnis überreicht zu bekommen, während ihre Mutter mit den anderen Eltern im Saal saß und alles verfolgte. Ihre Mom hatte diesen Moment ebenso sehr verdient wie sie selbst. Sie beide brauchten ihn.
Dann, als sie sich der Highschool näherten, wandten sich ihre Überlegungen ernsteren Dingen zu. Todernsten beinahe. Denn die Gedanken an ihre Mutter riefen wieder die Ereignisse der letzten Nacht in ihr wach, der Überfall auf Giles und die Befürchtung, dass auch ihre Mutter ein potenzielles Opfer war. Sicher, Joyce hatte diese Möglichkeit gestern Nacht verworfen, aber das bedeutete nicht, dass Buffy aufhörte, sich Sorgen zu machen.
»He, Mom, tust du mir einen Gefallen, ja?«
Joyce warf ihr einen besorgten Seitenblick zu. »Du bist so still gewesen. Was ist los?«
»Nichts«, log Buffy. »Ich musste nur wieder an gestern Nacht denken. Ich weiß, dass du meine Befürchtung für unbegründet hältst, aber nur für meinen Seelenfrieden - versprich mir, dass du vorsichtig bist, okay? Es könnte gefährlich werden...«
»Ist es das nicht immer?«, fragte Joyce ernst.
»Gefährlicher als sonst.«
Ihre Mutter lächelte. »Ich werde die Augen offen halten«, sagte sie.
Dann sah sie wieder auf die Straße und fluchte, trat abrupt auf die Bremse und wich einer älteren Frau aus, die mit Einkaufstüten beladen die Fahrbahn überquerte. Joyces Knöchel um das Lenkrad waren weiß, als sie es wieder in die ursprüngliche Position zurückdrehte.
»Gut«, sagte Buffy mit aufgerissenen Augen. »Ich verlass mich auf dich.«
Als Buffy vor dem Unterricht in der Bibliothek vorbeischaute, war Giles nicht da. In Anbetracht seines Verhaltens in der vergangenen Nacht war Buffy versucht, in Panik zu geraten. Aber es gelang ihr, in den ersten Stunden den Drang zu unterdrücken. Schließlich war es durchaus möglich, dass er irgendwelche anderen Dinge erledigen musste. Vielleicht hatte er auch nur verschlafen. Nicht, dass Giles häufig verschlief, aber so, wie er gestern Nacht ausgesehen hatte... und dann noch die Sache mit der eingetretenen Tür und den Cops und so weiter... nun, okay, er hatte bestimmt verschlafen.
Sie hatte vor dem Mittagessen eine Freistunde und ging wieder zu Bibliothek, um nach ihm zu sehen. Als sie die Doppeltür aufstieß, fand sie zunächst kein Anzeichen dafür, dass Giles in der Zwischenzeit gekommen war. Dann bemerkte Buffy, dass die Tür zu seinem Büro einen Spalt weit offen stand, und sie war sicher, dass sie geschlossen gewesen war, als sie am Morgen vorbeigeschaut hatte. Besorgt und vorsichtig näherte sie sich der Bürotür und spähte hinein.
Giles saß in aufrechter Haltung an seinem Schreibtisch und hatte die Augen leicht gesenkt, als würde er etwas betrachten, das auf der Tischplatte lag. Aber da war nichts. Keine Papiere, keine Bücher. Der Schreibtisch war leer, was an und für sich schon ungewöhnlich war. Sie beobachtete ihn für ein paar Sekunden, und seine Bewegungslosigkeit verstärkte ihre Besorgnis noch.
»Giles?«
Erst nach einem Moment, in einer Art verzögerter Reaktion, blickte Giles auf und zog die Brauen hoch. »Ah, Buffy«, sagte er, »gut. Ich habe mich schon gefragt, wann du kommst. Es tut mir Leid, dass ich heute Morgen nicht da war. Ich hatte zu viel in meiner Wohnung zu tun. Nun, warum erzählst du mir nicht, wie gestern Nacht deine Patrouille verlaufen ist?«
Buffy blinzelte. Es war ein neuer Giles. Ein von neuer Tatkraft erfüllter Giles. Er wirkte noch immer zerstreut, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders, aber wenigstens war er nicht mehr so zombiehaft wie in der vergangenen Nacht.
»Die Patrouille verlief... gut«,
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